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Bioenergienutzung im Biosphärenreservat Rhön

88 BioenergieexkursionRhön. Seit Jahren entwickelt sich das Biosphärenreservat zu einer Modellregion für die Nutzung von Bioenergie. In einer gemeinsamen, von der Naturschutzakademie Hessen und dem Biosphärenreservat organisierten Fachexkursion, wurden nun verschiedene Anlagen in Augenschein genommen. Die Leitung der Exkursion hatten Daniel Singer und Martin Kremer.

Zunächst wurde die zentrale Hackschnitzelheizung von Andreas Klüber in Ebersburg-Weyhers besucht. Seit 2007 betreibt die Heizungsbaufirma ein Nahwärmenetz, dass durch eine Hackschnitzelfeuerungsanlage gespeist wird. Das Herzstück der Anlage sind zwei Kessel mit je 220 kw Leistung. Insgesamt werden 29 Gebäude mit Wärme versorgt, darunter die Kirche, das Dorfgemeinschaftshaus, der Kindergarten und ein Altenheim.

Nächster Besichtigungspunkt war das Hotel Lothar-Mai-Haus in Hilders-Steens, welches 2009 von einer Ölheizung auf eine Hackschnitzelheizung umgestellt wurde. Yel Ulken, der Geschäftsführer des Hauses betont, dass sich die Investition gelohnt habe. Früher wurden 45.000 Liter Heizöl pro Jahr verbraucht und die Energiekosten für das 65-Betten-Hotel, welches auch ein Schwimmbad und einen Saunabereich hat, sind quasi „explodiert“. Das Hotel geht davon aus, das sich die Kosten innerhalb von weniger als 10 Jahren amortisiert haben werden.

In Rasdorf-Grüsselbach stand die Besichtigung der dortigen Hackschnitzelheizanlage und Biogasanlage auf dem Programm. Die Exkursionsteilnehmer wurden von Frank Gollbach, Hermann Hahn und Berthold Schreiber bestens informiert. Die Verknüpfung einer zentralen Hackschnitzelheizanlage, eines Nahwärmenetzes und einer Biogasanlage gilt hessenweit als modellhaft. Die Biogasanlage liefert Wärme und Strom. Die von der Biogasanlage nicht benötigte Wärme geht in das Nahwärmenetz. Erst wenn insbesondere im Winter diese Wärme nicht ausreicht, schaltet die zentrale Hackschnitzelheizanlage mit ihren zwei 200 kw-Öfen dazu. Heute werden in dem kleinen Ort 210 Einwohner bzw. 60 Haushalte über das Nahwärmenetz mit eigener Energie versorgt. Insgesamt wurden rund 850.000 Euro investiert. Hackschnitzelheizung und Nahwärmenetz sind genossenschaftlich organisiert, die Biogasanlage gehört einer GmbH & Co. KG, bestehend aus vier Landwirten.

Weiter ging die Fahrt durch den Landkreis nach Burghaun-Mahlertshof, wo die Firma Ettenberger einen Holzreaktor mit Hackschnitzeln betreibt. Die renommierte Heizungsbaufirma hat seit 2008 an der Entwicklung eines marktreifen Holzvergasers gearbeitet. Nun scheint der Durchbruch zur Serienreife gelungen. Entwickelt wurde ein Holzvergaser, der ohne Anfall von Holzkohle arbeitet, das entstehende Holzgas reinigt und über einen V8-Motor in elektrische Energie umwandelt. Derzeit erzeugt der Motor 30 kwh elektrische Leistung. Mit der anfallenden Wärme wird ein Teil des Wärmebedarfs des Weilers Mahlertshofs gedeckt. Firmeninhaber Armin Sopp zeigt sich zufrieden. Nach vielen Rückschlägen läuft seine Musteranlage nun störungsfrei und vier weitere Referenzanlagen sollen in Kürze gebaut werden. Die Investitionen für eine Neuanlage betragen rund 100.000 Euro. Mit einer Amortisation wird nach vier Jahren gerechnet.

Die beiden Exkursionsleiter Singer und Kremer zogen bezüglich der Exkursion ein positives Fazit. An Hand der praktischen Beispiele wurde deutlich, welches Potenzial insbesondere im Holz für eine künftige regenerative Energieversorgung steckt. Deutlich wurde auch, dass die Rhön in Bezug auf unterschiedliche Konzepte und Kombinationen ein breit gefächertes Know-how für die Energiegewinnung aus Holz aufgebaut hat und zur einer Vorbildregion in Hessen geworden ist.

 

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