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Grüne informieren sich bei Milchbauern

130800 BDM BescuhJPGFulda. Im Rahmen der bundesweiten „Aktion Hoftour“ des Bundesverbandes der Milcherzeuger (BDM), bei der alle zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten auf verschiedene Bauernhöfe eingeladen werden, besuchten die beiden Grünen Direktkandidatinnen Dr. Hildegard Scheu (Bundestag) und Silvia Junker-Hoffmann (Landtag) den Milchviehbetrieb der Familie Jestädt in Kleinlüder und informierten sich über die aktuellen Probleme der Milch produzierenden Betriebe des Kreises.

Zusammen mit mehreren Berufskollegen von Paul Jestädt sowie Mitgliedern der Grünen Kreistagsfraktion nahmen sie an einer Besichtigung des Daretzhofes teil sowie an einer darauf folgenden lebhaften Diskussionsrunde. Paul Jestädt gehört zum Kreisteam des Bundesverbandes der Milcherzeuger (BDM). Dieser Verband wurde gegründet, weil seine 20.000 Mitglieder – alles aktive Milcherzeuger – sich von ihrem Interessenverband nicht vertreten sehen. Seit Jahren sind die Milchpreise und das Auseinanderklaffen der Erzeuger- und Endverkaufspreise immer wieder Thema auch in der Presse. Während die Produktions- und Lebenshaltungskosten ständig steigen, erhalten die Milcherzeuger pro Liter Milch von den Molkereien den gleichen Preis wie vor vierzig Jahren – ein Zustand, der die landwirtschaftlichen Betriebe sehr belastet, schon viele Familienbetriebe zum Aufgeben gezwungen hat und von daher untragbar ist.

Übereinstimmend betonten Hildegard Scheu und Silvia Junker-Hoffmann ihre Unterstützung für die Anliegen der Milcherzeuger: „Die Bauern dürfen nicht vom Preisdumping der Molkereien und des Handels abhängig sein. Sie brauchen kostenorientierte Preise, die ihnen ein ausreichendes Einkommen sichern.“ Sonst würde niemand den Hof übernehmen wollen. „Dabei ist gerade die kleinbäuerlich strukturierte Landschaft der Rhön und des Vogelsberges auf die Arbeit der Familienbetriebe und die Milchwirtschaft zur Erhaltung der Landschaft und des Artenreichtums angewiesen“, betonte Silvia Junker-Hoffmann. „Ansonsten würden – wie beispielsweise in den neuen Bundesländern – nur noch Großbetriebe entstehen, die teilweise bis zu 3.000 Milchkühe halten. Felder würden zusammengelegt, dadurch die Landschaft verändern und vielen Tieren das Überleben erschwert.“

Beide Kandidatinnen betonen, die heimischen Milcherzeuger in ihrem Ringen um faire Preise zu unterstützen, zum Beispiel durch den vom BDM geforderten freiwilligen, kurzfristigen Produktionsverzicht im Falle eines Überangebots und eine EU-Monitoringstelle. „Hier ist es wichtig, dass die betroffenen Landwirte eingebunden sind“, so Dr. Scheu. „So kann der Milchpreis marktgerecht ausgehandelt werden, um den Betrieben langfristig eine sichere Existenz zu bieten.“
Eine Entschädigung aus Mitteln einer Marktverordnungsabgabe, die die Beteiligten leisten, oder ein Bonus-Malus-System könne die freiwillige Verringerung der Produktion finanzieren. Es sei unsinnig zu viel Milch zu produzieren, was bei der Einlagerung zu Mehrkosten führe, dem Handel aber die Möglichkeit gebe, die Erzeugerpreise zu drücken.
„Gute Ideen sind vorhanden“, stellt Silvia Junker-Hoffmann fest, „aber die bäuerliche Landwirtschaft braucht politische Unterstützung, um diese durchzusetzen. Landwirtschaft und Handel ziehen leider nicht am gleichen Strang.“

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