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Mit Sport dem plötzlichen Herztod vorbeugen

Frankfurt am Main. Gerade hat der Läufer noch den Schlussspurt am Ende des Halbmarathons geschafft, da bricht er im nächsten Moment hinter der Ziellinie Tod zusammen. Immer wieder werfen solche tragischen Schicksale die Frage auf, ob aktive Menschen auf intensive sportliche Belastungen nicht besser verzichten sollten. Gehören Sportler etwa zu einer Risikogruppe für den plötzlichen Herztod? „Nein, im Gegenteil. Sport beugt dem plötzlichen Herztod vor, weil regelmäßige Bewegung ein gesundes Herz stärkt“, sagt Alexandra Schätzle, Präventionsberaterin bei der TK in Hessen. Intensives Sporttreiben kann aber riskant werden, wenn das Herz vorgeschädigt ist. Darauf weist die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen zum Weltherztag am 29. September hin.

„Etwa 100.000 Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland den plötzlichen Herztod“, sagt Professor Winfried Banzer, Leiter der Abteilung Sportmedizin am Institut für Sportwissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt. Allerdings umfasst diese Zahl sämtliche plötzlichen Herztodfälle – nicht nur die beim Sport. Die Sterberate bei Training und Wettkampf ist weitaus geringer, wäre jedoch eher zu verhindern. „In der Sportmedizin ist es uns deshalb besonders wichtig, Sportler über geeignete präventive Maßnahmen wie Gesundheitsuntersuchungen, sportmedizinische Betreuung sowie Beratung zu informieren“, so Banzer. Auch die spezifische Weiterbildung von Trainern sei diesbezüglich von großem Wert. Auftreten könne ein plötzlicher Herztod, bei entsprechender Herz-Kreislauf-Belastung, praktisch in allen Sportarten, erklärt der Sportmediziner.

Männer sind stärker gefährdet als Frauen
„Gefährdet sind Menschen, deren Herzkranzgefäße bereits „verkalkt“ sind. Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist dann die Ursache für den plötzlichen Herztod“, sagt TK-Präventionsberaterin Schätzle, „besonders, wenn man zwar untrainiert ist, sich aber auf einmal hochintensiv belastet.“ Falscher Ehrgeiz endet dann fatal.

Meist sind Männer hier stärker gefährdet als Frauen, das Risiko steigt außerdem ab dem 35. Lebensjahr und weiter mit zunehmendem Alter. Wer also mehr Sport treiben möchte, lässt sich zuvor besser gründlich von seinem Hausarzt beim Gesundheitscheck untersuchen. Alle zwei Jahre bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Untersuchung. Die sportmedizinische Untersuchung bietet zudem einen intensiven Belastungstest. Auf dieser Grundlage und der Krankengeschichte des Patienten berät der Arzt darüber, welche Sportart für den Patienten geeignet ist und wie ein gesundes Training aussehen sollte. Wenn Risiken vorliegen oder der Patient ein besonders intensives Training plant, prüft der Sportmediziner zusätzlich die Lungenfunktion und bestimmt den Laktatwert. Defizite werden hier schnell aufgedeckt. Andererseits kann der Aktive beruhigt durchstarten, wenn sicher ist, dass er gesund ist. Denn Sport ist immer noch die beste Versicherung gegen Herzkreislaufkrankheiten.

Sportmedizinische Untersuchung verhindert Todesfälle
Die TK empfiehlt ihren Versicherten diese Untersuchung und erstattet 80 Prozent der Kosten – bis zu 60 Euro pro Basisuntersuchung. Die erweiterte Untersuchung unterstützt die TK ebenfalls mit bis zu 60 Euro. Vom Nutzen der Körperanalyse ist auch Sportmediziner Banzer überzeugt: „Eine italienische Studie belegt eindrucksvoll, wie sich durch die Einführung einer EKG-Untersuchung kardiale Todesfälle im Sport reduzieren lassen“, so der Mediziner.

Der Fitnesstest und Körpercheck ist ebenso für Jugendliche wichtig, denn bei ihnen rechnet kaum jemand damit, dass sie auf dem Spielfeld unvermittelt zusammensacken und regungslos liegen bleiben. Gerade in jungen Jahren sind die Ursachen für den Herztod aber besonders tückisch. Meist ist ein unerkannter angeborener Herzfehler verantwortlich. Die sogenannte hypertrophe Kardiomyopathie, eine krankhafte Verdickung des Herzmuskels, die im Alltag keine Beschwerden verursacht.

Vorzeichen ernst nehmen
Für alle Menschen ungünstig ist der Sport während oder kurz nach einer schweren Erkältung mit Fieber. Bei einem viralen oder bakteriellen Infekt läuft die Immunabwehr des Körpers auf Hochtouren. Zusätzliche Anstrengungen, die von außen wirken, können den Körper überlasten und dazu führen, dass Viren oder Bakterien in den Herzmuskel einwandern. Hieraus kann schließlich eine Herzmuskelentzündung entstehen, die unentdeckt beim Sport mitunter den Tod bringt.

Auch ohne erkennbare Vorerkrankungen oder Veränderungen kann ein plötzlicher Herztod auftreten. Dass der plötzliche Herztod „einfach so“ eintritt, passiert aber sehr selten. „In vielen Fällen bestehen Vorerkrankungen oder pathologische Veränderungen die den plötzlichen Herztod begünstigen“, sagt Sportmediziner Banzer. So hat sich mancher Herzstillstand bereits durch Leistungseinbußen oder Schwindelattacken beim Sport, Ohnmachtsgefühle, Herzstolpern, Schmerzen oder Druck- und Engegefühl in der Brust angekündigt. Wer solche Beschwerden kennt, aber sein Körpergefühl missachtet, spielt im Verein nicht nur mit den Mannschaftskameraden, sondern auch mit seinem Leben.

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