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Mühlen abklappern bei einer Tour durch den Vogelsberg

Auch die Stegmühle im Hosenfelder Ortsteil Hainzell wird bei der Wasserkraftexkursion am kommenden Sonntag angesteuert. Foto: Plappert

Auch die Stegmühle im Hosenfelder Ortsteil Hainzell wird bei der Wasserkraftexkursion am kommenden Sonntag angesteuert. Foto: Plappert

RHÖN/VOGELSBERG. Sie klappern am rauschenden Bach und Martin Kremer von der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön hat sie bald alle abgeklappert: Die Mühlen, die sich im Umkreis von etwa zwei Fahrstunden von Fulda entfernt befinden. Nach Touren in den Thüringer Wald im vergangenen Jahr und 2011 in den fränkischen Raum lädt das Biosphärenreservat zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Wasserkraftwerke in diesem Jahr alle Interessierten zu einer Mühlen-Exkursion durch den Vogelsberg ein.

Die gemeinsame Busfahrt bietet eine gute Gelegenheit für Wasserkraftbetreiber, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Besonders freut Martin Kremer sich über Teilnehmer, die eine stillgelegte Mühle besitzen und über deren Reaktivierung nachdenken. Mit dem Tagesausflug möchte das Biosphärenreservat die Mühlenbesitzer motivieren, ihre Anlagen weiter zu betreiben. Denn Wasserkraft entspricht der nachhaltigen Wirtschaftsweise, welche die UNESCO von den Biosphärenreservaten als Modellregionen erwartet: Es entstehen keine schädlichen Abgase, die Energieerzeugung ist klimaneutral, verbraucht keine Ressourcen, hinterlässt keine unbeherrschbaren Abfallprodukte, ist immer vorhanden und kann regional und unabhängig erfolgen. Außerdem stellen die Mühlen, die nach wie vor als Säge- oder Getreidemühlen genutzt werden, ein Bindeglied zwischen Urproduktion und Handwerk dar und sind nach Kremers Ansicht wichtig für den regionalen Wirtschaftskreislauf.

Trotzdem gibt es Kritiker: Vor allem Angler und Naturschützer sehen in den Wehren und Turbinen eine Bedrohung für Fische. Laut Martin Kremer lässt sich dieser Konflikt mithilfe moderner Fischtreppen lösen. Das Problem dabei allerdings ist, dass solche Investitionen gerade für Betreiber kleiner Wasserkraftwerke (unter diese Größenordnung fallen alle 80 Anlagen im Landkreis Fulda) nicht rentabel sind. Deshalb plädiert er für ein Förderprogramm zur Modernisierung von Wasserkraftwerken. Dieses würde nicht nur zum Naturschutz, sondern auch zu einer Effizienzsteigerung beitragen. Statt wie bislang 1900 durchschnittliche Vier-Personen-Haushalte könnten bei Ausschöpfung des gesamten Potentials rein rechnerisch rund 670 weitere Haushalte mit Strom aus Rhöner Wasserkraftanlagen versorgt werden.

Bislang unterstützt das Biosphärenreservat Rhön die Besitzer von Kleinkraftwerken beratend. Die nächste kostenlose Informationsveranstaltung  findet am Donnerstag, 10. Oktober, um 19 Uhr im „Von-Steinrück-Haus in Poppenhausen, Schulstraße 2, statt. Der Bad Kissinger Mühlenbaumeister Walter Schuhmann und Ingenieur Christoph Pfeffer aus dem Bayerischen Wald referieren über die Verbesserung von Ökologie und Leistung und die Auswirkungen der Wasserrahmenrichtlinie.

Wer am Sonntag, 20. Oktober, vier besondere Mühlen im Vogelsberg kennenlernen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 06654/9612-0 anmelden. Das Tagesprogramm ist so gestaltet, dass der Ausflug  nicht nur für Wasserkraft-Betreiber interessant ist. Um 7.45 Uhr startet der Bus in Fulda am Stadion in der Johannisaue. Die Kosten betragen 14 Euro für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sind frei.

 

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