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Die Umweltbildungsstation „Lurchi-Hütte“ am Buchschirm bei Hilders diente ursprünglich als Unterkunft für den Gemeindehirten

640 Meter hoch liegt die Umweltbildungsstation Lurchi-Hütte am Hilderser Buchschirm und bietet einen herrlichen Ausblick in die hessische und thüringische Rhön. Die Lage ihres Vereinsheims schätzen auch der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Hilders, Wolfgang Etzel (r.), und der NABU-Aktive Norbert Büttner.                              Foto: Limpert

640 Meter hoch liegt die Umweltbildungsstation Lurchi-Hütte am Hilderser Buchschirm und bietet einen herrlichen Ausblick in die hessische und thüringische Rhön. Die Lage ihres Vereinsheims schätzen auch der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Hilders, Wolfgang Etzel (r.), und der NABU-Aktive Norbert Büttner. Foto: Limpert

Hilders. Keine Frage: „Lurchi-Hütte“ als Name passt zu einer Umweltbildungsstation in NABU-Besitz. Gehören Amphibien doch zu den Arten, um deren Schutz sich der Naturschutzbund Deutschland (NABU) besonders bemüht. Doch die Hilderser „Lurchi-Hütte“ ist tatsächlich nach jenem schwarz-gelben Feuersalamander benannt, den viele spontan als erstes mit der Comic-Werbefigur einer Schuhmarke verbinden.

„Die Bezeichnung besaß die Hütte bereits, als es den NABU-Ortsverein Hilders noch gar nicht gab“, erzählt der Vorsitzende Wolfgang Etzel. Der Name sei folgenden Ursprungs: Ein Mitglied des Hilderser Gemeindevorstands, das sich um 1950 ganz besonders für eine feste Unterkunft für den Viehhirten auf dem Buchschirm stark gemacht habe, sei Inhaber eines Schuhgeschäfts gewesen. Dabei ist nicht überliefert, ob der Kommunalpolitiker den Hirten mit „Lurchi-Heften“ als Lektüre zum Zeitvertreib versorgte, nachdem das Häuschen 1955 gebaut war. Zehn Jahre lang diente es zur Weidezeit dem Viehhirten als Unterkunft. Danach wurde die Hütte noch ab und zu von der Gemeindeverwaltung an „Sommerfrischler“ vermietet. Auch erinnert sich mancher an rauschende Partys, die dort außerhalb des Ortes und fern des Alltags 640 Meter über dem Meeresspiegel im wahrsten Sinne des Wortes „stiegen“.

2001 begann der NABU-Ortsverein Hilders damit, das heruntergekommene Häuschen wieder instand zu setzen. Zwar war das Gelände rundherum inzwischen zur Kernzone im Biosphärenreservat Rhön (BRR) ernannt worden, doch gab es einen Bestandsschutz für das Gebäude. „Wir haben nichts verändert, sondern nur repariert und das Dach neu gemacht“, beschreibt Wolfgang Etzel. Nach drei Jahren, rund 800 Stunden gemeinnütziger Arbeit sowie finanzieller Unterstützung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Fulda und des Biosphärenreservats war die Sanierung beendet: Wie ehedem besteht die Lurchi-Hütte aus einem Raum mit Tisch, Bänken sowie einem Holzofen und darüber einer kleinen Galerie, auf der etwa vier Personen gemütlich übernachten können. Nur die Tier- und Pflanzenplakate außen verweisen darauf, dass aus der ehemaligen Hirtenhütte eine „Umweltbildungsstation“ geworden ist.

„Hier laufen die Fäden zusammen“, formuliert Wolfgang Etzel und denkt dabei an die monatlichen Treffen aller NABU-Mitglieder aus der Großgemeinde Hilders, die sich auf dem Buchschirm über ihre Naturbeobachtungen austauschen. Jedes Jahr am 1. Mai lädt der NABU Hilders zu einem Tag der Offenen Tür an die Lurchi-Hütte ein. Wenn die jährliche Birkwild-Zählung in der Langen Rhön stattfindet, brechen die Teilnehmer nach einer kurzen Nacht in der Hütte morgens um vier Uhr von dort auf.  Auch die hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön nutzt die Räumlichkeit, beispielsweise für Veranstaltungen der Ranger. Manchmal wird es international: Schon dreimal hat Ewald Sauer Studierenden des Studiengangs Eco-Management der Freiburger Universität gemeinsame Projekte des Biosphärenreservats und der Hilderser NABU-Gruppe vorgestellt. Bestandteil der Exkursionen war jedes Mal auch der Besuch des Buchschirms mit seiner Umweltbildungsstation. Dieser lohnt sich allein schon der herrlichen Aussicht wegen: Der Blick reicht bis in die thüringische Rhön, ins Ulstertal, zur Milseburg und Wasserkuppe.

Ansonsten händigt Hüttenwart Franz Herget allen interessierten Mitgliedern der Hilderser NABU-Ortsgruppe den Hüttenschlüssel aus. Eltern wandern mit ihren Kindern dorthin, machen Lagerfeuer und übernachten oder Familienfeste finden statt – das ist dann fast wie zu früheren Partyzeiten.

Etzel legt Wert darauf, dass Hütte und Gelände jedoch nicht von jedermann gemietet werden können. So wie es Lurchis Aufgabe war, Kunden in Schuhhäuser zu locken, hofft der langjährige Vorsitzende, dass er mit der Hütte „als Bonbon“ Mitglieder für den NABU werben kann. Eine weitere Gemeinsamkeit gibt es: Genau wie in den Lurchi-Heften (dort in Gestalt des Dorfbüttels Unkerich) kommt bei Hilders – dank des Einsatzes der Naturschützer – die äußerst seltene Gelbbauchunke vor. Auch der übliche Schlusssatz aus den Comics wirkt wie auf den NABU zugeschnitten: „Lange schallt’s im Walde noch: Salamander lebe hoch!“

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