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„Waldfahrt“ des Büdinger Geschichtsvereins nach Herbstein

Waldfahrt 2013Büdingen/Herbstein. Die traditionelle „Waldfahrt“ des Büdinger Geschichtsvereins führte Anfang Oktober in die Vogelsbergstadt Herbstein. Herr Ruhl führte die etwa 30-köpfige Gruppe zu Beginn bei einem etwa zweistündigen Stadtrundgang. Überrascht waren die Besucher vom unterhöhlten Burgberg. Der ursprünglich vorhandene Sandstein wurde einige hundert Millionen Jahre später vom Basalt des Vogelsbergvulkans überzogen. In den Sandstein haben die Bewohner Herbsteins in Zeiten von Not und Bedrängung unterirdische Gänge und ein gut verzweigtes System von Keller- und Lagerräumen getrieben. Die Burg darüber ist nicht mehr erhalten, oberirdisch sind Verteidigungsmauern und -türme zu sehen und zu begehen. Von dort aus gibt es einen guten Blick sowohl auf die Flächen außerhalb der Stadt als auch nach Innen.

Nächstes Ziel war das so genannte „Statt-Museum“. Der ungewöhnliche Name deutet darauf hin, dass Vieles, was in Herbstein erhalten geblieben ist, dort besichtigt werden kann, „anstatt“ im üblichen musealen Rahmen präsentiert zu werden: Werkzeuge künden vom blühenden Handwerk, die Geschichte der örtlichen Vereine wird gezeigt, es findet sich eine Sammlung historischer Fahrräder, Näh- und Schreibmaschinen. Ein originalgetreu nachgebautes Relief zeigt die Stadt vor und nach dem großen Feuer Anfang des 20. Jahrhundert. Damals fiel etwa ein Drittel der alten Stadt den Flammen zum Opfer. Höhepunkt des Statt-Museums sind zweifellos die ausgestellten und kostümierten Figuren des Springerzuges. Herbstein ist durch seine Fastnacht weit über Hessen hinaus bekannt. Die Symbolfiguren Storch und Strohbär stammen noch aus vorchristlicher Zeit. Wer im Springerzug eine dieser Figuren darstellen oder gar als „Bajazz“ anführen will, muss sich an einer jährlichen Versteigerung beteiligen. Der Springerzug trat sogar schon bei der Steuben-Parade in New York auf. Die Besichtigung der katholischen Kirche rundete den Stadtrundgang ab.

Anschließend wanderten die Teilnehmer durch den Park bei der Herbsteiner Therme. Aus über 1.000 m Tiefe wird dort Wasser gefördert und in einem Thermalbad genutzt. Das Mittagessen nahmen die Exkursionsteilnehmer im Kolpingdorf ein. Mit dem Vogelsberger Natur- und Landschaftsführer Kirchner besichtigte die Gruppe danach die Außenanlagen des Kolpingdorfes. Dort sind Holzskulpturen und Spielgeräte, die biblische Ereignisse darstellen, zu sehen und im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen. Eine kurze Wanderung zu den nahe gelegenen Fischteichen wurde vom Wetter vereitelt, und so bewegte sich die Gruppe  auf der  Grenze  zwischen dem Bistum Fulda und weltlichen Kurhessen. Auf diesem Rundweg fallen eine ganz aus Holz erstellte Waldkapelle und ein noch benutzter Friedhof auf. Der Natur- und Landschaftsführer hatte an diesem Platz auch schaurige Geschichten zu berichten, die teils mit Gänsehaut, aber durchaus auch mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis genommen wurden.

Die Mitglieder des Geschichtsvereins ließen den Tag beim Kaffeetrinken in der Therme ausklingen und waren sich einig: man muss keine weiten Reisen unternehmen, um auch in Büdingens Umgebung Orte zu finden, deren Besuch sich für Geschichtsinteressierte lohnt.

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