Logo

Operieren wie vor 40 Jahren – Chefarzt Dr. Heimo Weih behandelte Patienten in Ghana

Seligenstadt. Drei Wochen seines Urlaubs hat Dr. Heimo Weih im Oktober dieses Jahres für seinen ehrenamtlichen Einsatz im Sankt Dominics Hospital der ghanaischen Stadt Akwatia geopfert. In dieser Zeit hat der Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Asklepios Klinik Seligenstadt, rund 50 Operationen durchgeführt. Die medizinische Ausstattung der Klinik und die Gegebenheiten, unter denen operiert wurde, lagen auf dem Niveau der 1970er Jahre in Deutschland. Durch das Fehlen der Hightech-Medizin musste Heimo Weih sich vollständig auf seine handwerklichen Fähigkeiten als Chirurg zurückbesinnen.

Keine Computertomographie und kein hochauflösender Ultraschall und jeden Tag hunderte von neuen Patienten, die vor dem Eingang des Sankt Dominics Hospitals in Akwatia warteten. Das war die Ausgangssituation, die Heimo Weih bei seiner Ankunft in der rund 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra liegenden Klinik vorfand. Als Schilddrüsen-Spezialist war Heimo Weih in Ghana genau richtig, denn viele Menschen leiden dort aufgrund von Jodmangel an einer Schilddrüsenerkrankung. Aufmerksam wurde der 49-jährige Chirurg auf das Sankt Dominics Hospital über seinen Rotary-Club Schöllkrippen/Kahlgrund, dessen diesjähriger Präsident er ist. Die Koordination des Einsatzes übernahmen die German Rotary Volunteer Doctors (GRVD e.V.).

Nur Erfahrung und chirurgisches Können zählt

Nachdem das umfangreiche medizinische Material, das die Asklepios Klinik Seligenstadt großzügig gespendet hatte, verteilt war, konnte Heimo Weih sich um seine Patienten kümmern. Neben ihm gab es noch zwei weitere ghanaische Chirurgen, einer davon bereits 74-jährig, sowie einen ebenfalls ehrenamtlich arbeitenden deutschen Zahnarzt. „Zunächst war es natürlich sehr ungewohnt, ohne die üblichen technischen Hilfsmittel eine Diagnose zu stellen und daraus die weitergehende Behandlung abzuleiten. So musste ich alleine durch Anschauen, Abtasten und Befragen der Patienten entscheiden, ob eine Operation erforderlich ist. Auch die bei uns immer vorab stattfindende OP-Planung war wegen der fehlenden technischen Gegebenheiten nicht möglich. So war jede OP eine echte Herausforderung und nur mit viel Erfahrung zu meistern“ sagt Heimo Weih.

Die Zusammenarbeit mit den beiden einheimischen Chirurgen hat nach Aussage von Heimo Weih gut funktioniert. Dabei war es keineswegs so, dass die afrikanischen Ärzte zu ihm aufgeblickt haben, sondern ganz im Gegenteil, ihm zunächst kritisch über die Schulter schauten. „Sie haben dann allerdings schnell Vertrauen gefasst, und ich konnte ihnen wichtige Tipps geben“, so Heimo Weih. Beindruckend fand Heimo Weih die hohe Disziplin, mit der die chirurgische Station geführt wurde. Zwei Mal täglich gab es eine Visite der rund 70 stationär versorgten Patienten.

Viele Patienten mit Mehrfacherkrankungen

Suchen Menschen in Westafrika ein Krankenhaus auf, so sind sie ernsthaft erkrankt  und haben meist einen langen Weg hinter sich gebracht. Darüber hinaus leiden viele Patienten neben der Haupterkrankung, wegen der sie das Krankenhaus aufsuchen, unter weiteren Krankheiten. Dazu zählen chronische Wunden und besonders Malaria.  „Viele Patienten leiden auch unter Blutarmut. Deshalb müssen Angehörige oft vor einer Operation Blut spenden. Überhaupt sind die Angehörigen fest in die Versorgung der Patienten mit eingebunden. Da es keine Krankenhausküche gibt, kochen die Angehörigen das Essen für die Patienten in einer Hütte vor der Klinik“, so Heimo Weih.

Bei den chronisch infizierten Wunden hat Heimo Weih besonders die hohe Anzahl und die Größe der Wunden betroffen gemacht. „So etwas sieht man bei uns nur ganz selten. Offensichtlich haben in vielen Fällen paramedizinische „Heiler“ über einen längeren Zeitraum diese Wunden behandelt. Hier scheint auch die Angst vor den Kosten eines Krankenhausaufenthaltes dazu zu führen, dass Krankenhaus erst dann aufzusuchen, wenn sonst nichts mehr hilft“, so Heimo Weih.

Nachhaltigkeit als wichtiges Prinzip für humanitäre Einsätze

Damit die Hilfe auch auf Dauer wirkt und zu grundlegenden Veränderungen führt, will Heimo Weih auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder im Sankt Dominics Hospital ehrenamtlich tätig sein. Aber das ist nur ein Schritt in die richtige Richtung. Als zweiten Schritt hat er einen jungen Chirurgen des Sankt Dominics Hospitals nach Seligenstadt an die Asklepios Klinik eingeladen. Hier kann der Arzt aus Ghana hospitieren und seine neuen Fertigkeiten mit nach Hause nehmen, um sie dort an seine Kollegen weiter zu geben. Darüber hinaus baut Heimo Weih auch weiter auf den Strukturen auf, die sein Kollege Hans Georg Jester im Sankt Dominics Hospital bereits gelegt. Jester war internistischer Chefarzt am früheren Kreiskrankenhaus Seligenstadt und bereits vier Mal in Ghana. Ihm ist es zu verdanken, dass es jetzt dort eine Abteilung für Endoskopie gibt.

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin