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Prof. Hafner referiert zum Thema „Engel“

004 - EngelFulda. „Engel sind mein Lieblingsthema“ – Johann Ev. Hafner, Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Christentum an der Universität Potsdam, ist ganz in seinem Element. „Engel im Netz. Eine kleine Geistwesentypologie des Web 2.0“ lautet der Titel seines Vortrags, den er am vergangenen Dienstagabend, 12. November, im Rahmen des Kontaktstudiums der Theologischen Fakultät Fulda hielt.

Engel, so Hafner, seien Wesen des Übergangs, Füller von Leerstellen, exemplarisch festzumachen an Putten, mit denen Freiflächen sakraler Kunst gefüllt würden. Engel sind Wesen, die zeitlich, aber nicht räumlich fixiert sind. Zeitliche, aber nicht räumliche Fixierung sei nun aber auch ein Merkmal der Kommunikation unserer Gegenwart geworden: Wir sind da und zugleich woanders, per Handy, vor allem aber vermittelt über das Netz. Engel und Internetkommunikation – für Hafner eine klare strukturelle Analogie. Eine weitere: Virtualität entstehe als Abschattung von Realität. Virtuelle Internetwelten brauchen, ebenso wie Sciencefiction oder Computerspiele, lebensnotwendig den Bezug zur Wirklichkeit, um verstehbar zu bleiben. Und genau so sind Engelwesen anthropomorph gestaltet. Hafner: „Selbst das christliche Jenseits ist ähnlich möbliert wie unsere Realität.“

Neben der Aufdeckung solcher struktureller Analogien entführte Hafner sein Auditorium dann auch an Orte im Netz, an denen Engel konkret greifbar werden: zu Engelshops, die Engel-Accessoires verkaufen, zu Engel-Communities, an denen sich Menschen über Engelerfahrungen austauschen, und zu Angeboten des Engel-Channelings: Medien, die esoterische Lebensberatung auf der Grundlage eines Engelkontakts anbieten. Und selbstverständlich, so Hafner, gebe es im Netz auch solide Engelinformationen: auch die Engellehre des hl. Thomas von Aquin beispielsweise sei im Netz gut auffindbar. Es falle aber auf, betonte Hafner, dass die esoterischen Engelorte im Netz häufig nur halbierte Engel präsentierten. Während die jüdisch-christliche Tradition Engel als Gottesboten verstehe, falle dieser große Transzendenzbezug im Netz meist weg. Die Esoterik habe von den biblisch bezeugten Engeln nur die Namen übernommen und sie dann mit neuen Funktionen angereichert. Entstehen so virtuelle Engel, die nur die menschliche Realität spiegeln, auf den Gottesbezug und die Konfrontation mit der Andersheit Gottes verzichten?

Während des Vortrags wurde – passend zum Titel des Kontaktstudiums „Und das Wort ist Tweet geworden“ – eifrig getwittert. Nachzulesen ist dies alles unter dem Hashtag #ksfd13, auch Kommentierungen und weitere Diskussionen sind möglich.

In der kommenden Woche spricht im Rahmen des Kontaktstudiums Dr. Matthias Wörther, München, zum Thema „Warum wanken die Kathedralen? Die Sancta Catholica und der digitale Basar“.

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