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Dornröschenschloss aus Kindheitstagen zu neuem Glanz verholfen

Der Wohnstandart in dem alten Fachwerkhaus ist bereits „charmant“. In zirka einem Jahr soll die Sanierung abgeschlossen sein. Foto: Möller

Der Wohnstandart in dem alten Fachwerkhaus ist bereits „charmant“. In zirka einem Jahr soll die Sanierung abgeschlossen sein. Foto: Möller

Eiterfeld. Man muss schon ein Liebhaber sein und viel Herzblut und Energie mitbringen, wenn man sich in der heutigen Zeit ein marodes baufälliges Fachwerkhaus kauft, um es wieder in Stand zu setzen. Dazu muss noch eine ganze Portion Heimatverbundenheit kommen. Dr. Arnold von Bosse ist so ein Mensch. Die Renovierung alter Gebäude ist dem 66-jährigen Verwaltungsjuristen seit vielen Jahren ein Herzensanliegen.

Buchenau, das seien wunderschöne Kindheitserinnerungen, betont Arnold von Bosse mit leuchtenden Augen. Seine Großeltern Kurt und Vera von Bosse flüchteten nach den schweren Bombenangriffen auf Dresden in den heutigen Ortsteil von Eiterfeld, wo er 1947 geboren wurde. Wenn er auch schon früh mit seinen Eltern nach Wiesbaden verzog, so blieb doch Buchenau für ihn ein Stück Heimat. Zum einen lebten dort seine Großeltern, die er regelmäßig besuchte, und zum anderen sein Patenonkel Sigmund von Seckendorff und seine Patentante Margarethe Walther, eine Schwester seines Vaters. Und immer wenn er zu Besuch kam, schlich er um das Fachwerkhaus in der Hermann-Lietz-Straße, das ihn wegen des wuchernden wilden Weins an ein Dornröschenschloss erinnerte.

Als er hörte, dass das Haus veräußert werden sollte, fasste er sich ein Herz und kaufte im Sommer 2010 von dem landwirtschaftlichen Vorreiter Gerhard Baldes in Buchenau das Hüttneranwesen. Genauer betrachtet war es ein sehr renovierungsbedürftiges, seit 35 Jahren unbewohntes Fachwerkhaus mit mehreren später hinzugefügten Anbauten. Noch ein paar Jahre, und der Zahn der Zeit hätte so an ihm genagt, dass es nicht mehr zu retten gewesen wäre. Ein Bausachverständiger favorisierte den Abriss. „Jetzt erst recht“, entschied sich Arnold von Bosse für die Instandsetzung. Gute Beratung fand er bei der Denkmalpflege des Landkreises, Diplom-Ingenieurin Eva Kohlmann, selbst aus dem Eiterfelder Amt, besichtigte das Haus, sicherte Unterstützung zu, stand mit fachlichem Rat zur Seite und erteilte die notwendigen Genehmigungen. Außerdem hatte er einen guten Ratgeber in Klaus Göbel, dem heutigen Besitzer von Schloss Buchenau, der ihm kompetente Fachfirmen nannte und eine gute Hand bei schwierigen Sanierungen besitzt.

Im Herbst 2010 wurde die Südterrasse freigebaggert. Nässe und Erde hatten der Fachwerkwand zugesetzt, so dass mit Hilfe eines Zimmermannes das Eichenfachwerk völlig neu gestellt werden musste. Der wilde Wein war in das Gebäude hineingewachsen und durch das eingedrungene Regenwasser waren Lehmwickel und  Fußböden weggebrochen. Soweit möglich wurden die Gefache aus alten Lehmstaken und  Geflechten erhalten. Im November des gleichen Jahres, bevor der erste Schnee fiel, wurde die südliche Seite des Daches saniert und neu eingedeckt. Auch wurden mit der Denkmalpflege abgesprochen auf der Südseite sechs neue Fenster eingebaut, um die Belichtung der Räume zu verbessern, und die alte Räucherkammer im Obergeschoss ausgebaut.

In Eigeninitiative entfernte Arnold von Bosse bis zu vier Lagen Linoleum und sanierte die noch intakten ursprünglichen Dielen. Und weil es im Haus kein Bad und keine Toilette gab – man ging auf das Plumpsklo, das sich außerhalb des Hauses befand -, baute von Bosse ein Badezimmer mit Toilette im ehemaligen Stall ein, der ja zu jedem Hüttneranwesen gehörte. Schon ein wenig gewöhnungsbedürftig für Besucher, denn „Stall-Ambiente“ und die groben Steinmauern blieben erhalten. Natürlich gibt es neue Sanitäreinrichtungen und Stromleitungen, letztere jedoch mit den alten Steckdosen und Schaltern.

Die Sanierung ist mittlerweile soweit fortgeschritten, dass ein einfacher Wohnstandard erreicht ist. „Charmant“ nennt Arnold von Bosse diesen und er freut sich, wenn immer wieder einmal Menschen aus Buchenau bei ihm vorbeischauen, die noch seine Großeltern kannten.

Sie erzählen dann die alten Geschichten, bewundern aber auch seine Leistung, denn Arnold von Bosse hat fast die Hälfte der handwerklichen Arbeiten selbst verrichtet. „Es macht mir große Freude, die Veränderungen im Haus zu sehen, man bewegt sich und hat abends was Sichtbares geschafft.“

Die Sanierung ist noch nicht zu Ende. In dem Haus gibt es einen kleinen Gewölbekeller, der fast Stehhöhe hat. Obwohl durch ihn die Abwasser- und Wasserleitungen laufen, will Arnold von Bosse diesen zu einem „zünftigen Weinkeller“ ausbauen. Und in zirka einem Jahr möchte er dort mit hessischem Weißwein auf das erfolgreiche Sanierungsende anstoßen.

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