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Der kleinste EKG-Rekorder der Welt: Klinikum Fulda implantiert Mini-Herzmonitor

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Fulda. Als eine der ersten Kliniken in Deutschland hat die Kardiologie des Herz-Thorax-Zentrums Fulda erfolgreich einer Patientin das kleinste EKG der Welt implantiert. „Brillenhämatom“, so nennt man Blutergüsse rund um das Auge, welche die Folge eines Sturzes auf den Kopf sind. Ein solches besteht bei der 78-jährigen Patientin Annegret S. (Name geändert), die zu Hause plötzlich für einige Sekunden das Bewusstsein verlor, in Folge dessen unkontrolliert mit dem Kopf auf den Boden schlug und notfallmäßig in das Klinikum Fulda eingewiesen wurde. Ähnliche Episoden traten in den letzten Monaten bereits häufiger auf. Die Ärzte vermuteten eine besondere Art von Herzrhythmusstörungen als Ursache. Alle gängigen medizinischen Abklärungen waren jedoch unauffällig, einschließlich einer 24-Stunden Langzeit-EKG Registrierung.

Mehrere 100.000 Menschen in Deutschland leiden an Herzrhythmusstörungen. Bemerkbar macht sich dies durch z. B. Herzstolpern, kurzzeitige Aussetzer oder auch starkes Herzrasen. Müdigkeit, Luftnot und Schwindel bis hin zur Ohnmacht sind nicht selten die Folge. Das Herz gerät aus dem Takt. Einige Formen von Herzrhythmusstörungen sind harmlos, andere hingegen können lebensbedrohlich sein. Leider treten diese Arrhythmien oft nur unregelmäßig auf oder in großen zeitlichen Abständen. Eine Untersuchung mit einem Langzeit-EKG über 24 Stunden zeigt dann auch keine Auffälligkeit an, eine gezielte Diagnose ist schwer.

Im Herz-Thorax-Zentrum (Medizinische Klinik I – Kardiologie) des Klinikum Fulda wurde als erstes Krankenhaus in Hessen bei einer Patientin mit Verdacht auf Herzrhythmusstörungen, das Reveal LINQ-System® – ein Mini-Herzmonitor zur Langzeitüberwachung – implantiert.

Herzrhythmusstörungen zu finden, ist der Schlüssel zur richtigen Diagnose

Prof. Schächinger_„Das Mini-EKG-System ermöglicht uns über Jahre hinweg unseren Patienten kontinuierlich und drahtlos zu überwachen. Tritt eine Arrhythmie auf, so können wir nun viel schneller als bis her eine Diagnose stellen und auch eine adäquate Behandlung, beispielsweise eine Herzschrittmachertherapie, einleiten“, so Prof. Dr. Volker Schächinger, Direktor der Kardiologie im Herz-Thorax-Zentrum. Der Patient kann mit dem Gerät ein ganz normales Leben führen. Ist die Ursache seiner Herzrhythmusstörung gefunden, wird das Gerät in einer kleinen, kurzen Operation wieder entfernt.

Optimiertes Zusammenspiel von Arzt und Patient durch Mini-EKG

Der Reveal LINQ Herzmonitor ist nur ein Drittel so groß wie eine AAA-Batterie und mehr als 80 % kleiner als andere implantierbare EKG-Geräte. Drei Jahre lang können Ärzte das Herz ihrer Patienten überwachen. Mit einem kleinen Schnitt von weniger als 1 cm in den oberen linken Brustbereich bringt der Implanteur das kleine drahtlose EKG direkt unter die Haut ein. Das Auge sieht das Gerät so gut wie nicht. „Der Herzmonitor wird in einem minimalinvasiven Verfahren eingesetzt und macht die ganze Maßnahme für Arzt und Patienten schneller und einfacher“, so Dr. Thomas Trepels, geschäfts-führender Oberarzt in der Kardiologie des Klinikums, der den kleinen Eingriff bei der Patientin Annegret vornahm.

Die Patientin erhält zusätzlich ein zum Reveal LINQ-System gehörendes vereinfachtes Fernmonitoringsystem, das von jedem Ort der Welt aus die diagnostischen Daten des Implantats an den Arzt übermitteln kann. Das Herz-Thorax-Zentrum Fulda erhält über eine spezielle Software automatisch Nachricht, wenn beim Patienten zwischen zwei regulären Arztterminen bedeutsame Herzrhythmus-Ereignisse auftreten.

Der Reveal LINQ wird eingesetzt bei Patienten mit Symptomen wie Schwindel, Palpitationen (Herzstolpern), Ohnmachtsanfällen und Brustschmerzen, welche also auf eine Herzrhythmusstörung hinweisen – aber auch für Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern. Vorhofflimmern ist eine Rhythmusstörung der Herzvorhöfe, bei dem das Blut während es durch das Herz fließt so „verwirbelt“ wird, dass Blutgerinnsel entstehen können, die dann mit dem Blutstrom in das Gehirn abschwimmen können. Wird das Vorhofflimmern nicht erkannt und behandelt, steigt somit das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Diese Rhythmusstörungen zu erkennen ist von zentraler Bedeutung bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, ohne dass eine Ursache erkennbar wäre. „Der RE-VEAL LINQ Herz-Monitor hilft uns die Patienten zu entdecken, welche ihren Schlaganfall auf-grund eines nur gelegentlich auftretenden Vorhofflimmerns erlitten haben“, erläutert Prof. Dr. Tobias Neumann-Haefelin, Direktor der Klinik für Neurologie, „so können wir entscheiden, wer eine lebenslange Blutverdünnung benötigt und bei wem dies nicht notwendig ist. Durch die Miniaturi-sierung des Herz-Monitors wird es nun viel einfacher werden, diese wichtige Diagnostik durchzuführen“.

Die Patientin Annegret ist bereits wieder nach Hause entlassen worden. Sie weiß, beim nächsten Ohnmachtsanfall werden die Ärzte mithilfe des EKG-Monitors eine genaue Diagnose stellen können, die hilft die richtige Therapie auszuwählen, weitere Anfälle in der Zukunft zu vermeiden.

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