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KKV begrüßt Ökumenische Sozialinitiative der Kirchen

Fulda. „Wir begrüßen ausdrücklich die Ökumenische Sozialinitiative der katholischen und evangelischen Kirche. Sie kommt zur rechten Zeit. Das Sozialwort geht auf die drängenden Probleme unserer Zeit ein und legt die Finger auf die zahlreichen Wunden unserer Gesellschaft.“ Mit diesen Worten unterstreicht der gebürtige Fuldaer Bundesvorsitzende des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, Bernd-M. Wehner, die Bedeutung des jetzt der Öffentlichkeit vorgestellten Papiers „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“.

So werde zu Recht betont, dass wirtschaftliche Aktivitäten, das heißt unternehmerisches Handeln aber auch Transaktionen auf den Finanzmärkten keinen Selbstzweck darstellen, sondern die menschliche Entwicklung insgesamt befördern müsse. Deshalb unterstütze auch der KKV schon seit langem, eine ordnungspolitische Erneuerung und damit eine neue Verantwortungskultur. Das gelte sowohl für Unternehmen – hier müsse künftig das Haftungsprinzip stärker zum Zuge kommen – aber auch für den Verbraucher. „Mit einer ‚Geiz-ist-geil-Mentalität’ kann man im Einzelfall mal ein Schnäppchen machen, langfristig schadet man aber einer am Menschen orientierten Wirtschaft.“ Nur wenn der Mensch im Mittelpunkt stehe und Werte wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Nachhaltigkeit und Maß Leitschnur für das Handeln in Politik und Gesellschaft seien, könne es eine auf Nachhaltigkeit basierende Wirtschafts- und Sozialordnung geben. „Der ‚ehrbare Kaufmann’ muss nicht nur in aller Munde sein, sondern er muss vor allem praktiziert werden – auch vom Staat“, unterstrich der KKV-Bundesvorsitzende.

Im Übrigen begrüße man ausdrücklich die Forderung, dass der Beitrag der Familien, die Erziehungs- und Pflegeleistungen erbringen, stärker in den Sozialversicherungssystemen berücksichtigt werden müsse. Das müsse dann im Umkehrschluss dazu führen, dass kinderlose Paare stärker zur Finanzierung dieser Systeme herangezogen würden. „Wenn es richtig ist, wie Prof. Dr. Klaus Meyer zu Uptrup kürzlich feststellte, dass seit rund 40 Jahren ein Drittel der Bevölkerung kinderlos lebt, dann wird damit ein ausgewogenes Generationenverhältnis zerstört und dann kann unser auf dem Umlagesystem basierendes Rentensystem auf Dauer nicht funktionieren.“ So wie Forschung und Entwicklung in Unternehmen als unerlässliche Investitionen gelten, die finanziert werden müssten, so sei Familienarbeit – und insbesondere Kindererziehung – auch eine Investition in die Zukunft, ohne die ein Staat und eine Gesellschaft auf Dauer nicht existieren könne.

Sozial ist, was den Einzelnen zur Eigeninitiative ermutigt

„Darüber hinaus hätten wir uns in dem Papier eine stärker Akzentuierung des Subsidiaritätsprinzip gewünscht“, so Wehner weiter. Wenn es beispielsweise unter dem Stichwort „Inklusion und Partizipation“ heiße, dass die Solidargemeinschaft erwarten könne, „dass der Hilfeempfänger im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten aktiv an der Verbesserung seiner Lage mitwirkt“, sei das zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Besser sei es aber, wenn auch im Sozialbereich der Grundsatz stärker gelte: Sozial ist, was den Einzelnen zur Eigeninitiative ermutigt und zur Eigenständigkeit befähigt. In der Sozialpolitik müsse deshalb alles dran gesetzt werden, dass jedem die Chance auf selbstgeschaffenen Wohlstand gegeben werde, aber eben nicht durch Ansprüche an den Staat. „So wenig wie man Kindern hilft, wenn man sie verwöhnt, so wenig hilft ein Sozialstaat, wenn er nur finanziell unter die Arme greift. Deshalb muss eine Sozialpolitik vor allem dazu beitragen, dass Menschen wieder in die Lage versetzt werden, für sich selbst zu sorgen. Dies trägt letztlich auch zum Selbstwertgefühl eines Menschen bei.“

Neue Arbeitsphilosophie ist nötig

Darüber hinaus sollte bei der künftigen Diskussion des Sozialwortes auch das Thema der Informationsflut und der Arbeitsverdichtung sowie von Stress und Burnout am Arbeitsplatz thematisiert werden, da sie europaweit inzwischen die größten Probleme im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz darstellten. „Weil die Arbeit nie aufhört, muss der Mensch immer wieder mit der Arbeit aufhören – zumindest im Urlaub und am Sonntag. Deshalb fordern wir als KKV eine ‚Kultur der Unerreichbarkeit’ als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie“, unterstreicht Bernd-M. Wehner. Nicht umsonst plädiert Papst Franziskus in seiner Botschaft zum 48. Welttag der Kommunikationsmittel dafür, dass wir „einen gewissen Sinn für Langsamkeit und Ruhe wiedergewinnen“. Da moderne Medien jeden fast überall erreichbar machten – auch beruflich, sei es dringend geboten, dass die Menschen abschalten könnten. „Deshalb hat jeder ein Recht auf Unerreichbarkeit.“ Das müsse man zum einen selbst wollen und dann auch lernen, es müsse aber auch von Vorgesetzten akzeptiert werden. „Das ist ein Gebot der Menschlichkeit und letztlich auch im Sinne der Arbeitgeber: Denn nur erholte Mitarbeiter sind auf Dauer leistungsfähig“, so das Fazit des KKV.

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