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Die Gartenkinder erobern das Antoniusheim

140311AheimFulda. Auf dem Campus des Antoniusheims trifft man seit einigen Monaten immer wieder auf eine Gruppe „junger Entdecker“. Die fünf Kinder, im Alter zwischen 3 und 6 Jahren und ihre Erzieherin Birgit Heim sind als Tagespflegestelle an die Kindertagesstätte des Antoniusheims angebunden und nennen sich „GartenKinder“. Das Konzept ist an das eines „Waldkindergartens“ angelegt.

Ausgehend von ihrer „Zentrale“, einem eigens umgebauten Wohncontainer mit Sitzmöbeln, Licht und Heizung, schwirren sie jeden Tag gemeinsam aus und erforschen die vielen verschiedenen Arbeits- und Lebenswelten in ihrer Umgebung spielend – sei es in der Gärtnerei, in der Küche, in der Bäckerei oder in der Landwirtschaft. Überall erleben die Kinder Natur, Umwelt und Menschen zugleich. Sie schnuppern dabei nicht nur in die verschiedenen Abteilungen herein, sondern helfen hier und da auch mit. So hegt und pflegt die Gruppe zum Beispiel ein eigenes Blumen-, Gemüse- und Kräuterbeet, füttert die Tiere auf dem Antonius-Hof oder im stattPark oder töpfert eigene Tassen und Schüsseln im KeramikWerk des Antoniusheims.

DSC_2524Auch beim Bau der Möbel für den Wohn-Container haben die GartenKinder mitgeholfen. „Das haben wir zusammen mit dem Schreinerlehrling Max aus dem HolzWerk gemacht. Wir haben den Leim auf das Holz gestrichen und die Dübel ins Holz geklopft. Max hat die Teile dann zusammen gesteckt und mit großen Klammern zusammengedrückt“, weiß Elia, eines der GartenKinder, zu berichten. „Die Klammern heißen doch Zwingen“, fügt sein Freund Clemens hinzu. Bei dieser Gelegenheit konnten sich die Kinder mit dem Hubwagen des Holzwerks vertraut machen und haben ihn gleich zu einem Spielgerät umgebaut. „Hubwagen fahren macht einen riesigen Spaß. Ich fahre die anderen Kindern gerne damit den Berg rauf und runter“, lacht Elia.

Stefan Mölleney vom Jugendamt Fulda freut sich über das neu geschaffene Angebot: einer besonderen Form der Kindertagespflege: „Es ist toll, wie sich die Kinder hier an der frischen Luft bewegen und spielerisch viele Dinge erfahren können.“ Die GartenKinder lernen die Zusammenhänge ihrer Umwelt auf umfassende und spielerische Art und Weise und mit allen Sinnen kennen. Besser als dies beim Betrachten jedes noch so guten Bilderbuchs der Fall wäre.

In diesem Sinne bereitet die Gruppe jeden Mittwoch eine eigene Mahlzeit zu und das von Grund auf: So wird beispielsweise das Mehl für die Brötchen von den Kindern selbst gemahlen, der Teig selbst und mit vollem Körpereinsatz geknetet und die Bleche mit den fertigen Brötchen mit gemeinsamer Kraft in den großen Ofen in der Backstube getragen. Bäckermeister Manfred Heil freut sich über den Besuch der GartenKinder und zeigt Ihnen, wie die Brötchen im Arbeitsbereich zubereitet werden. Erstaunt betrachten die Kinder die Teigmaschine und stellen fest: „Das Kneten sieht hier ja ganz leicht aus! Und man bekommt gar keine klebrigen Finger!“.

Da die Kinder die meiste Zeit am Tag draußen verbringen, ist ihr Alltag von zahlreichen Begegnungen mit Menschen mit und ohne Behinderung geprägt. Sie erleben dabei ein zwangloses, nachhaltiges und „unbehindertes“ Miteinander und erfahren dadurch ganz automatisch, wie normal es ist, Menschen mit einer Behinderung als Teil der Gesellschaft zu sehen. Die GartenKinder und die Menschen in den Arbeitsbereichen unterstützen und helfen sich gegenseitig und lernen voneinander.

Die GartenKinder-Gruppe soll bald zu einer Kita-Gruppe wachsen: Bis zum Sommer wird ein alter Bauwagen saniert und für die Bedürfnisse der Gruppe eingerichtet. Schließlich sollen hier schon bald 18 Kinder ihren KiTa Alltag erleben. Über die Gestaltung des Bauwagens haben sich die fünf jetzigen GartenKinder schon genaue Gedanken gemacht: „Ich wünsche mir eine große Terrasse auf dem Bauwagen“, sagt Manja. „Und Hängematten davor, für unser Mittagsschläfchen“, fügt Marie hinzu.

„Denn der Bauwagen bzw. der jetzige Container ist nicht nur unsere Mittelpunkt, sondern auch unser Ruhepol“, erklärt Birgit Heim, die die Gruppe seit August 2013 betreut und dabei auf ihre langjährigen Erfahrungen als Erzieherin in einem Waldkindergarten zurückgreifen kann. Und sie fügt begeistert hinzu: „Die Kinder können hier sehr viele Lebenswelten kennenlernen und erforschen. Und sie bekommen tolle Anreize, die ein sehr kreatives und freies Spielen ermöglichen.“

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