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Adoption als Chance – Abgebenden Eltern im Rahmen der Frauenwoche eine Stimme gegeben

Fulda. Wie ist es für uns, wenn ein Ehepaar ein fremdes Kind in die Familie aufnimmt? Wie bewerten wir, wenn leibliche Eltern ihr Kind zur Adoption geben? Was denken wir über eine Frau, die ihr Kind zur Adoption frei gibt? Wie finden wir es, wenn ein Mann das Gleiche tut? Ist es dann dasselbe?

Wir denken, wir werten und wir (ver)urteilen. Aber haben wir uns als „Nicht-Betroffene“ jemals tiefer mit den Hintergründen einer Adoption beziehungsweise den Beweggründen abgebender Eltern auseinandergesetzt? Haben wir versucht, zu verstehen, bevor wir uns eine Meinung bilden?

Das Thema Adoption wirft viele Fragen auf. Fragen, auf die es am vergangenen Montag im Rahmen der Fuldaer Frauenwoche überraschend, zum Teil sehr bewegende, aber vor allem verständnisfördernde Antworten gab. Die gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle der Landkreise Fulda und Hersfeld-Rotenburg und der Stadt Fulda sowie der Adoptionsdienst des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) hatten zu einer Vortragsveranstaltung mit der Juristin Iris Egger-Otholt, Leiterin der gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle für Rheinland-Pfalz und Hessen, sowie zu einer Gesprächsrunde mit Adoptiveltern eingeladen.

Während im ersten Teil der Veranstaltung die Geschichte der Adoption, rechtliche Rahmen-bedingungen und zukünftige Herausforderungen beleuchtet wurden, standen bei der anschließenden Gesprächsrunde die Erfahrungen, die Adoptiveltern mit den Herkunftseltern gesammelt haben, im Vordergrund.

„Abgebende Eltern haben keine Lobby. Sie bleiben in der Regel mit sich allein“, erklärten die Mitarbeiterinnen des SkF. „Unser gemeinsames Anliegen ist es deshalb, den Blick auf die leiblichen Eltern zu richten und ihnen auf diese Art und Weise eine Stimme zu geben“, so Ines George und Irmgard Plappert von der gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle.

Die Frage, die abgebende Eltern ein Leben lang begleitet, lautet: „Wie geht es meinem Kind?“ Bei der Inkognito-Adoption muss diese unbeantwortet bleiben. Bei der halboffenen und offenen Adoption besteht die Möglichkeit, nicht nur Wünsche an die Adoptiveltern gegenüber der Adoptionsvermittlungsstelle zu äußern, sondern auch den Kontakt zu den Adoptiveltern zu pflegen, um aus der Ferne an der Entwicklung des Kindes teilhaben zu können.

Was sich die abgebenden Mütter und Väter wünschen? „Vor allem eine richtige Familie für ihr Kind. Menschen, die es lieben und dafür sorgen, dass es alles bekommt, was es braucht. Dazu gehört die Chance auf eine glückliche Kindheit und ein besseres Leben“, berichteten die Adoptiveltern, die sich alle für eine offene Adoptionsform entschieden haben. Die Geschichten, die sie über die abgebenden Eltern erzählen konnten, klangen ganz ähnlich.

„Die Eltern waren zu jung. Sie haben selbst eine Zeit lang versucht, für ihr Kind da zu sein, waren aber überfordert“, berichtete ein Adoptivvater. Eine Mutter erzählte von der Suchtkrankheit der „Bauch-mama“, die sich noch in der Entzugsklinik für die Adoption entschieden hatte. Für alle leiblichen Eltern, so der Tenor der Berichtenden, war die Adoption keine leichtfertige, sondern eine verantwortungsvolle Entscheidung zum Wohle ihres Kindes.

Vielleicht sollten wir einfach aufhören zu (be)werten und anfangen, diese Entscheidung wertzuschätzen? (Dorit Heydenreich)

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