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Bundesamt für Naturschutz zeichnet Ehrenamtliche des Netzwerks Rhönbotanik aus – Lorbeeren für Kuhschellen-Zähler

Neben den Pflanzen lernen die Rhönbotaniker nette Leute und die nähere Umgebung ken-nen. Foto: Eddeling

Neben den Pflanzen lernen die Rhönbotaniker nette Leute und die nähere Umgebung ken-nen. Foto: Eddeling

Hünfeld. Violett mit dottergelben Staubblättern blühen jetzt im März auf trockenen Böden über Kalkstein wieder die geschützten Kuh- oder Küchenschel-len. Ihnen verdankt der Landkreis Fulda einen neuen Superlativ: Auf dem Hünfelder Weinberg befindet sich mit 21.932 Exemplaren das größte Vorkommen Hessens.Die Kartierung der Pulsatilla vulgaris erfolgte 2012 und 2013 im Rahmen einer Bestander-fassung, zu der das Bundesamt für Naturschutz (BfN) aufgerufen und an der sich das Netz-werk Rhönbotanik beteiligt hatte. Dafür und für ihren seit zehn Jahren währenden ehrenamt-lichen Einsatz werden die Rhönbotaniker nun ausgezeichnet. „Als Dank für ihre wertvolle Arbeit“ hat Dr. Beate Jessel, die Präsidentin des BfN, ihnen 15 Exemplare des Verbreitungs-atlasses der Farn- und Blütenpflanzen zukommen lassen.

Ein besonders schönes Exemplar der Kuh- oder Küchenschelle. Foto: Barth

Ein besonders schönes Exemplar der Kuh- oder Küchenschelle. Foto: Barth

„Von uns sind über 4000 Meldungen in den Atlas eingeflossen“, weiß Biologe Uwe Barth, der Koordinator des Netzwerks. Er wird die Bücher am kommenden Mittwoch in einer kleinen Feierstunde im Umweltzentrum in Fulda „an besonders eifrige Mitglieder“ überreichen. Zu diesen gehört das Hünfelder Ehepaar Bender. Seit fünf Jahren sind die Orchideenliebhaber bei den Rhönbotanikern aktiv.

„Der Weinberg ist unser Hausberg“, erzählt der 63-jährige Manfred Bender. Ihm und seiner Frau Anni gefällt es, mit anderen den Spaß an der Natur zu teilen. „Außer Pflanzen lernt man auch nette Leute und die nähere Umgebung kennen.“ Zudem sei es befriedigend, dass ihre Entdeckungen „nicht für die Katz‘“ seien.

„Die Kenntnisse sind unabdingbare Voraussetzung für den Erhalt der biologischen Vielfalt“, schreibt Dr. Jessel anlässlich der Auszeichnung. So profitiert das Biosphärenreservat Rhön (BRR) von der Arbeit der Rhönbotaniker: „Unser Artenschutzkonzept basiert darauf, be-stimmte, leicht erkennbare Leitarten wie die Kuhschelle zu erfassen. Von der Entwicklung des Kuhschellenbestands kann auf den Gesamtzustand einer Magerrasenfläche geschlos-sen werden. Stimmen die Lebensbedingungen für die Kuhschelle, geht es auch Fliegen-Ragwurz, Händelwurz und zahlreichen Insekten und Schmetterlingen gut, die jedoch schwie-riger zu beobachten sind“, erläutern Arnold Will und Hubert Heger. Die für Landschaftspflege zuständigen Ranger erhalten so eine Rückmeldung zur Wirksamkeit von Entbuschungs- und anderen Pflegemaßnahmen.

In den kommenden Jahren möchte sich Uwe Barth mit seinem Team schwerpunktmäßig mit den Borstgrasrasen der Hochrhön sowie mit Feuchtwiesen und deren Charakterpflanzen wie Arnika und Trollblume beschäftigen. „Auch der Klimawandel, etwa der Rückgang von Eiszeit-relikten und die Ausbreitung wärmeliebender Orchideen in der rauen Rhön, wird ein Thema sein.“ So haben die Benders im vergangenen Jahr auf ihrem Hausberg fünf Bocksriemen-zungen entdeckt, die eigentlich der Mittelmeerflora zugeordnet werden.

„Wir lernen miteinander und voneinander“, formuliert Uwe Barth. Er hält die Arbeit der der-zeit 50 bis 60 Ehrenamtlichen für unverzichtbar, weil Experten meist nicht so viel Zeit drau-ßen verbringen können. Dafür brauchen Mitglieder des Netzwerks nicht erst lange nach be-stimmten Pflanzen zu suchen, sondern werden gezielt zu den Vorkommen geführt. „Um eine Küchenschelle oder Trollblume zu erkennen, muss man kein Examen haben“, lädt der Biolo-ge Laien zum Mitforschen ein. Interessierte können sich bei der hessischen Verwaltungsstel-le des BRR unter der Telefonnummer 06654 / 96120 in den Verteiler „Netzwerk Rhönbota-nik“ aufnehmen lassen und erhalten dann Einladungen zu den nächsten Veranstaltungen.

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