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Qualitätsverbesserungen für Kunstgelenke – Patienten in Hessen profitieren vom Endoprothesenregister

Frankfurt. In Hessen wurden Patienten im Jahr 2012 insgesamt 10.895 künstliche Hüftgelenke und 10.113 Kniegelenke eingesetzt. Hinzu kamen 2.781 Wechseloperationen, also Operationen, in denen ein Kunstgelenk oder Teile des Gelenks erneuert werden mussten. Ein so häufiger Wechsel von Kunstgelenken Zahl muss nicht sein. „Viele dieser Eingriffe sind auf Mängel bei der Erstoperation oder Qualitätsmängel des Implantats zurückzuführen und könnten vermieden werden“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen.

Das deutsche Endoprothesenregister, das zum Jahresbeginn 2014 den Betrieb aufgenommen hat, kann helfen, die Behandlungsqualität beim Gelenkersatz zu verbessern. Ab sofort können sich bundesweit alle Kliniken auf freiwilliger Basis an diesem Register beteiligen. Mehrere hessische Kliniken sind bereits aktiv mit dabei, darunter beispielsweise die Vitos Orthopädische Klinik in Kassel, die Orthopädische Klinik Braunfels, die Asklepios Klinik Langen oder das Klinikum in Frankfurt Höchst.

Ziele und Arbeitsweise des Registers
Ziel des Registers ist es insbesondere, mehr über die Standzeit künstlicher Gelenke zu erfahren, also über die Zeit, in der Implantate im Körper funktionstüchtig sind. Langfristig soll mit Hilfe des Registers die Zahl der Wechseloperationen gesenkt werden. Um diese Ziele zu erreichen, werden dem Register alle Details des künstlichen Gelenks mit sämtlichen Implantat-Bestandteilen sowie alle weiteren Daten rund um den operativen Eingriff übermittelt. Dazu zählen auch Informationen zu bestimmten Operationsverfahren und -anlässen sowie – in pseudonymisierter Form – individuelle Merkmale der Patienten wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen. Diese Daten werden laufend ergänzt, beispielsweise, weil nach der ersten Operation ein Wechsel des Kunstgelenks erforderlich war.

Die Kliniken erhalten einmal jährlich eine Auswertung mit Angaben, welche Prothesen in ihrem Haus wie häufig eingebaut wurden, wie oft und warum es zu Wechseloperationen gekommen ist. „Diese Berichte helfen den Häusern, fehlerhafte Verfahren und Produkte zu erkennen und zu verbessern“, sagt Dr. Voß. Beispiele aus dem Ausland zeigen, wie wertvoll die Berichte für die Kliniken sein können. In vielen Ländern, in denen bereits in den 70er- und 80er-Jahren Endoprothesenregister gegründet wurden, ist die Zahl der Wechseloperationen um bis zu zehn Prozent gesunken. In Schweden fiel die Rate sogar auf etwa die Hälfte des Ausgangswertes.

Dr. Voß: „Wir hoffen, dass das Register so erfolgreich arbeiten wird, dass die Teilnahme für die Kliniken bald verpflichtend wird.“ In den skandinavischen Ländern ist den Krankenhäusern die Teilnahme am Endoprothesenregister verbindlich vorgeschrieben und die Auswertungen zeigen, wie stark diese Länder von den Registern profitieren. „Die Zahl der Wechseloperationen geht ständig zurück und die Patienten werden besser versorgt. Häuser, die nicht teilnehmen, werden sich langfristig irgendwann einmal rechtfertigen müssen, warum sie diese Chance der Qualitätsverbesserung nicht wahrnehmen“, so Dr. Voß

Zum Hintergrund:
Aktuelle Informationen zum Deutschen Endoprothesenregister veröffentlicht die TK in der März-Ausgabe der Publikation „TK spezial“, die am 27.03.2014 erscheint. Das Heft ist im Internet unter www.tk.de abrufbar (Webcode 14526).

Nach der Gründung der Endoprothesenregister Deutschland gGmbH  im Jahr 2010 wurde zunächst in einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob ein Endoprothesenregister in Deutschland erfolgreich etabliert werden kann. Ende 2012 startete der Probebetrieb, seit 2014 können sich bundesweit alle Kliniken am Register beteiligen. Nach den Erfahrungen anderer Länder ist ein Endoprothesenregister nach fünf bis sieben Jahren voll funktionsfähig. Aktuell sind im deutschen Endoprothesenregister rund 20.000 Operationen erfasst. 400 Krankenhäuser aus dem Bundesgebiet – darunter mehr als ein Dutzend Kliniken aus Hessen – haben Interesse an einer Teilnahme angemeldet. Informationen zum Endprothesenregister Deutschland sind unter www.eprd.de abrufbar.

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