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Grünspecht ist Vogel des Jahres 2014

180-GrünspechtLandkreis Fulda. Der Grünspecht ist nach dem Schwarzspecht (1981), Wendehals (1988) und Buntspecht (1997) der vierte Specht als Vogel des Jahres. Er ist nach dem Buntspecht der zweithäufigste heimische Specht und hat etwa 35.000 Brutpaare in Deutschland. Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebiets liegen in Europa und Vorderasien.

Er wird bis 36 Zentimeter groß, 140 bis 190 Gramm schwer und ist grün-weißlich gefärbt. Seine Flügelspannweite beträgt einen halben Meter. Markant ist vor allem die Rotfärbung am Kopf, die von der Stirn bis zum Hinterkopf reicht. Das Männchen hat zusätzlich noch einen roten Bartstreif. Die Jungvögel sind stark dunkel getropft, erst im Spätherbst mausern sie ins Federkleid der Erwachsenen. Der Grünspecht lebt in lichten Laubwäldern, Feldgehölzen, Streuobstwiesen, Parks und Auen. Dabei bevorzugt er Südlagen mit hohem Rohbodenanteil und großem Ameisenvorkommen. Die derzeitige Auflichtung der Wälder infolge Sturmwürfe und starken Holzeinschlag sowie milde Winter fördern sein Vorkommen. In kalten, schneereichen Wintern dagegen erleidet er hohe Verluste.

Der Grünspecht hat einen im Vergleich mit anderen Spechten einen deutlich schwächeren Schnabel. Deshalb nutzt er lieber vorhandene Höhlen. Seine in morsches Holz selbst gezimmerte Höhle hat ein typisch querovales Einflugloch. Bezugsfertige Höhlen werden bewacht, um die Besetzung durch Konkurrenten zu verhindern. In Parks und Streuobstwiesen benutzen seine Höhlen zum Beispiel Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper, Kleiber, Star, Siebenschläfer, Fledermäusen und Hornissen. Der standorttreue Vogel lässt seine Rufe bei mildem Winterwetter schon im Dezember/Januar hören. Seine bis zu 20 Silben umfassende Rufreihe „klü-klü-klü“ bleibt auf einer Tonhöhe, wird gegen Ende schneller und leiser und endet meist mit einem zweisilbigen Abschluss „klü-ück“. Im Vergleich mit anderen Spechtarten trommelt er ausgesprochen selten. Dennoch hat auch er elastisch gelagerte Knochenteile am Schädel, die jeden Schnabelschlag abmildern.

Die Balz im Februar/März beginnt mit stimmreichen Verfolgungsflügen, bis sich die sonst einzelgängerisch lebenden Tiere aneinander gewöhnt haben. Nach dem Bau beziehungsweise Bezug der Höhle erfolgt im April/Mai die Eiablage. Nach 15 bis 17 Tagen schlüpfen drei bis sechs nackte, taube und blinde Junge, die sich in der kühlen Baumhöhle gegenseitig wärmen. Die von den Eltern im Kropf herbeigebrachte Nahrung besteht vor allem aus Ameisenbrut und Insekten. Mithilfe der klebrigen und mit Widerhaken besetzten Zunge holt der Grünspecht Insekten aus Baumstümpfen oder unter Steinen hervor. Auch Würmer, Schnecken, Beeren und Obst gehören zu seinem Speiseplan. Nach 23 bis 27 Tagen fliegen die Jungen Mitte Juni aus. Sie werden noch drei bis sieben Wochen – oft getrennt von beiden Altvögeln – geführt. Wie alle Spechte schläft auch der Grünspecht in Baumhöhlen, klettert mithilfe seiner Stützschwanzfedern und zeigt einen wellenförmigen Flug. Er lässt sich von Ameisen mit Ameisensäure einsprühen („einemsen“), um Parasiten aus seinem Gefieder zu vertreiben.

Obwohl der Grünspecht in Dörfern lebt und in der Winternot ans Vogelfutterhaus kommt, bleibt er dem Menschen gegenüber scheu. Schaden tut ihm alles, was auch Ameisen schädigt: Umwandlung von Grünland in Ackerland, Überdüngung von Magerwiesen, Verbuschung von Magerrasen oder sonnenwarmen Ödlandarealen, Insektengifte in der Landwirtschaft und im Obstbau. Leider werden immer wieder auch Höhlenbäume im Wald und in Obstwiesen gefällt.

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