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Viel Aufmerksamkeit für E-Car-Sharing in Nieder-Gemünden

Vogelsbergkreis. In Nieder-Gemünden im Vogelsbergkreis werden interessierte Bürgerinnen und Bürger mit Unterstützung der Goethe-Universität ein Carsharing-Angebot auf die Beine stellen, das bereits ab dem Sommer mit einem Elektrofahrzeug betrieben werden soll. Ein weiteres Carsharing-Projekt wird zurzeit gleichzeitig in Lautertal-Hopfmannsfeld von der interessierten Bürgerschaft entwickelt (wir berichteten). Über 20 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren ins Dorfgemeinschaftshaus Nieder-Gemünden gekommen, um die weiteren Schritte zu erfahren.

Wichtigste Eigenschaft des Konzepts: Es soll von der Bürgerschaft selbst entwickelt werden, damit es auch wirklich passt. Begleitet wird die Konzeptentwicklung vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 18 Monate lang können bereits ab Sommer die Bürgerinnen und Bürger von Nieder-Gemünden das Elektroauto, das nach den Wünschen der Nutzer angeschafft wird, kostenfrei nutzen. Das ist möglich, weil es bundesweit ein Pilot-Projekt ist. Man will herausfinden, wie das gehen könnte: Carsharing mit einem E-Mobil in einem Dorf im ländlichen Raum.

Es geht um Technik, aber auch um Kommunikation

Dazu sind natürlich jetzt eine Menge Fragen zu klären, zum Beispiel: welches Fahrzeug soll es sein? Wo soll es dann künftig stehen? Wo befindet sich der Autoschlüssel? Wer kümmert sich darum, dass der „Tank“, als die Stromladung voll ist? Was für Fahrtstrecken werden das künftig sein – wie ist das mit der Reichweite? Welches Buchungssystem – offline oder online? Klar sein schon jetzt, so Dirk Dalichau: „Da geht es nicht  nur um Technik und Ablauf-Organisation. Da geht es vor allem um Kommunikation – man muss miteinander reden und sich abstimmen.“ Es gab einige skeptische Fragen im Publikum. Aber Dirk Dalichau ermutigte genau sie zum Mitmachen, damit das Konzept klappen kann.

Die Art der Konzeptentwicklung – nämlich durch diese aktive Beteiligung der Betroffenen – ist ein wesentlicher Grund, warum das Projekt ein „Pilot“ ist. Matthias Sebald, der vom Demografie-Projekt MORO im Vogelsbergkreis berichtete – hieraus entstand die Idee für die E-Mobilität – , sagte: „Das ist wirklich spannend. Und man schaut auf uns, weil es wirklich etwas Besonders ist, was wir hier machen.“ Das MORO-Projekt (wir berichteten mehrfach) habe die Mobilität im ländlichen Raum als Querschnittsaufgabe gezeigt. Der ÖPNV habe erhebliche Lücken, was insbesondere Jugendliche, Azubis und Senioren oft spürten. Daher wolle man mit dieser Innovation „Elektro plus Car-Sharing“ mutig etwas Neues ausprobieren.

Aktive Bürgerschaft

Professorin Birgit Blättel-Mink war am Montag ins Dorfgemeinschaftshaus nach Nieder-Gemünden gekommen, um für die Vorteile dieses einmaligen Pilot-Projekts zu werben. „Attraktive Mobilität ist ein Standortfaktor für den ländlichen Raum“, betonte sie. Sie lobte das Engagement von Bürgermeister Lothar Bott, der seinerseits die Aktiven in seiner Gemeinde, zum Beispiel die Vereine und den Seniorenbeirat herausstellte. „Das ist eine wirklich gute Chance, Elektromobilität unter realen Bedingungen zu testen. Lasst es uns anpacken!“

Die gemeinschaftliche Nutzung eines elektrischen Fahrzeugs soll allen Bürgerinnen und Bürgern neue und nachhaltige Möglichkeiten der Mobilität eröffnen. Im Auftrag des Vogelsbergkreises wird das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main unter der Leitung der Direktorin Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink die Konzepterarbeitung übernehmen.

Am Montag fand das Auftakttreffen im Dorfgemeinschaftshaus des Ortsteils Nieder-Gemünden statt. Zunächst informierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Bürgermeister der Gemeinde Gemünden (Felda), Lothar Bott, sowie der Geograf Matthias Sebald (Vogelsbergkreis, Amt für den ländlichen Raum und Daseinsvorsorge, Dorf- und Regionalentwicklung) über das Projekt.
 
E-Mobile im Vogelsbergkreis – ein Forschungsprojekt

Es handelt sich um ein Forschungsprojekt, in dessen Zusammenhang neue Mobilitätsformen ausprobiert werden sollen. Für den Zeitraum von insgesamt 18 Monaten sollen Bürgerinnen und Bürger in Gemünden die Möglichkeit bekommen, ein gemeinschaftlich zu nutzendes Elektrofahrzeug auszuprobieren. Damit verbunden ist mittelfristig unter anderem die Option, eventuell vorhandene Zweit- oder Drittfahrzeuge abzuschaffen und stattdessen ein Carsharing-Fahrzeug zu nutzen. Da private Zweit- oder Drittfahrzeuge häufig lediglich für kurze Strecken und für wenige Fahrten pro Woche genutzt werden, können Privathaushalte auch Kosten einsparen, wenn sie nicht dauerhaft ein Zweit- oder Drittfahrzeug bereithalten, sondern bei Bedarf auf ein Elektroauto aus dem Carsharing zurückgreifen können, dass zudem die Chance auf eine nachhaltige Mobilität bietet.

Geleitet wurde die Podiumsdiskussion von Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink als Direktorin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) und Professorin am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Nutzergerechtes Konzept für ein kostenfreies E-Mobil

Der Soziologe Dirk Dalichau (IWAK, Goethe-Universität Frankfurt am Main) stellte im Anschluss an die Podiumsdiskussion die Ziele und das Vorgehen im Rahmen der Konzepterarbeitung vor, die unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink bereits in Kürze beginnen wird. Ziel ist es, ein Angebot zu konzipieren, dass möglichst allen späteren Nutzerinnen und Nutzern in der Gemeinde Gemünden (Felda) gerecht wird. Wesentlicher Bestandteil ist daher die frühe Einbindung aller interessierten Bürgerinnen und Bürger. So besteht die Möglichkeit, sich aktiv an der Konzeptionierung des neuen Mobilitätsangebots zu beteiligen und Teil der Konzepterarbeitungsgruppe zu werden.

Wer will mitmachen?

Für eine Mitarbeit ist kein Fachwissen notwendig. Vielmehr sollen alle interessierten Bürger/innen ihre Anforderungen formulieren, die sie an das neue elektromobile Dorf-Carsharing stellen, damit diese in die Konzeptionierung einfließen und ein bedarfsgerechtes Angebot entstehen kann. Bereits im Sommer soll dann das Angebot starten und während der Förderphase von 18 Monaten kostenlos nutzbar sein.

Während sich bereits zahlreiche Bürger/innen des gut besuchten Auftakttreffens für eine Mitarbeit in der Konzepterarbeitungsgruppe gemeldet hatten, sucht das Team der Goethe-Universität Frankfurt am Main noch weitere Interessierte.  Bei Interesse wenden Sie sich an Herrn Dirk Dalichau (069-798-36663 oder dalichau@soz.uni-frankfurt.de).

Die nächsten Termine

Die Konzepterarbeitungsgruppe trifft sich an folgenden Terminen:

• Termin I: Dienstag, 27.05.2014, 19.30h – 22.00h

• Termin II: Mittwoch, 04.06.2014, 19.30h – 22.00h

• Termin III: Donnerstag, 05.06.2014, 19.30h – 22.00h

• Termin IV: Mittwoch, 11.06.2014, 19.30h – 22.00h

• Präsentation: Dienstag 01.07.2014, 19.30h – 22.00h

Alle Termine finden im Dorfgemeinschaftshaus in Nieder-Gemünden statt.

Wissenschaftliche Projektleitung

Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink Direktorin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) Goethe-Universität Frankfurt am Main Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main

http://www.iwak-frankfurt.de

http://www.fb03.uni-frankfurt.de/soziologie/bblaettel-mink

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