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Traditioneller Priestertag in der Orangerie – Bischof Feige sprach vor rund 200 Geistlichen

IMG_0559Fulda/Hanau/Kassel/Marburg (bpf). „Eine Gemeinde, die nicht missionarisch ist und die nicht neue Menschen für Jesus Christus gewinnen will, ist eigentlich tot. Missionarisch kann sie aber nur sein, wenn in ihr viele ihr Leben miteinander verbinden, ihre Charismen zusammentun..“ Dies betonte Bischof Heinz Josef Algermissen am Mittwoch beim traditionellen Priestertag der Diözese in Fulda. In einem feierlichen Gottesdienst im Dom, an dem rund 200 Welt- und Ordensgeistliche teilnahmen, rief der Bischof die Geistlichen dazu auf, einander dabei zu helfen, sich „unter allen Umständen und immer wieder auf Jesus Christus hin zu sammeln“. Es sei Grundvoraussetzung für die Sammlung einer Gemeinde, dass auch die Priester des Bistums immer wieder zusammenkommen. „Wie wir im Presbyterium miteinander umgehen, so werden wir uns auch in unseren Gemeinden bewegen“, so der Fuldaer Oberhirte.

Gott habe in Jesus Christus sein Antlitz gezeigt; das unablässige Ringen der Menschheit um das Bild des wahren Gottes sei damit laut Algermissen beendet. „In Jesus ist die endgültige Wahrheit über Gott erschienen. Er ist das wahre Bild Gottes. Gott ist nun ganz in der Welt, und zwar in Jesus, seinem Sohn.“ Es gebe indes verschiedene Jesusbilder, seien sie psychologisch oder politisch. „Er muss herhalten als Bestätigung der eigenen Wünsche und Träume, als Legitimation einer universalen ‚Toleranz’, die ihrerseits vorgibt, niemanden auszugrenzen, der aber in Wahrheit alles beliebig und gleichgültig geworden ist.“ Die Begegnung mit Jesus dürfe nicht dem subjektiven religiösen Erleben überlassen bleiben. Sondern Jesus sei, wie Romano Guardini sagte, „ein Raum zugeordnet, der richtig gebaut ist, so dass er darin recht gesehen und vernommen werden kann, und das ist die Kirche“. Wer zur Kirche gehöre, gehöre ihr aus freier Entscheidung an. Die Kirche als Versammlung lebe wesentlich von der Sammlung ihrer Priester auf Jesus Christus hin.

Vortrag über ökumenische Perspektiven und Herausforderungen
Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke begrüßte im Anschluss an den Gottesdienst die im Hotel Maritim (Orangerie) versammelten Geistlichen, insbesondere die diesjährigen Jubilare unter den Geistlichen sowie die neugeweihten Priester und Diakone und die Pensionäre, und erinnerte an die im vergangenen Jahr verstorbenen Geistlichen. In seinem Vortrag „50 Jahre nach ‚Unitatis Redintegratio’ – ökumenische Perspektiven und Herausforderungen“ ging der Ehrengast des Bistums Fulda, der Magdeburger Diözesanbischof und Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige, auf den aktuellen Stand der Ökumene in Deutschland und der Welt ein. Das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils sei nach 50 Jahren noch immer relevant, da das Ziel, die Einheit der Christen zu erreichen, noch nicht geglückt sei. Feige sieht keinen Grund zur Resignation in der Ökumene. Der Text von damals müsse auch für die heutige Zeit fruchtbar gemacht und weiterentwickelt werden. „’Unitatis Redintegratio’ hat die katholische Kirche fähig zur Ökumene gemacht durch die Anerkennung, dass der Heilige Geist auch in anderen Kirchen wirkt“, unterstrich der Referent. Heute gehöre die Ökumene mit anderen Christen „organisch“ zum Leben und Wirken der katholischen Kirche dazu. Ökumene sei ein unumkehrbarer Prozess auf die Einheit der Christen hin geworden, wobei allerdings die Zielvorstellung konkreter werden müsse. Feige forderte eine „Ökumene des Lebens“ im gemeinsamen diakonischen und missionarischen Handeln der Kirchen. Gemeinsames Gebet, Gespräche und Handeln am Nächsten gehörten dazu. Ökumenisches Tun müsse ein „Dialog der Liebe“ (Papst Franziskus) sein.

Die Entwicklung der Ökumene im 20. Jahrhundert
Dass die Ökumene in der katholischen Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzils nicht einfach „vom Himmel gefallen“ sei, hatte Bischof Feige zu Beginn seines Vortrags dargelegt: Auf katholischer Seite habe es schon im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert Persönlichkeiten wie Johann Adam Moehler und John Henry Newman gegeben, die Vordenker der Ökumene waren. Die „gemeinsame Erfahrung der Unterdrückung“ in der Zeit des Nationalsozialismus habe die ökumenische Zusammenarbeit gefördert. Die Päpste seit Pius X. (1903-1914) hätten zunächst besonders das Gebet für die Einheit der Christen (geistlicher Ökumenismus) initiiert. Unter Johannes XXIII. kam es zu intensiveren Kontakten zu nichtkatholischen Christen, und im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde dann das Ökumenismusdekret mit großer Mehrheit der Konzilsväter beschlossen. Erstmals wurde darin nichtkatholischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften die Kirchlichkeit zugesprochen. Dabei war es leichter, Orthodoxe und Altorientalen als Kirchen zu betrachten als die aus der Reformation hervorgegangenen kirchlichen Gemeinschaften. „Die Kirche bedarf immer wieder der Erneuerung und wird auf dem Weg der Pilgerschaft zu dauernder Veränderung gerufen“, machte der Bischof deutlich.

Nach dem Konzil habe es bis in die heutige Zeit viele erfreuliche Fortschritte gegeben, fuhr Dr. Feige fort. So sei das gemeinsame Gebet sehr stark vorangetrieben worden, was „nicht wenig und keine Selbstverständlichkeit“ sei. In seiner Enzyklika „Ut unum sint“ von 1995 habe Papst Johannes Paul II. die Ökumene als eine Verpflichtung betrachtet, die nicht ohne Folgen für das Petrusamt sein könne. Auch die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 zwischen Lutheranern und Katholiken sei ein wichtiger Schritt gewesen. Im Anschluss an die Gemeinsame Synode der deutschen Diözesen sei die katholische Kirche in Deutschland 1974 Mitglied im Rat der christlichen Kirchen (AcK) geworden. Von da an sei auch der Dialog mit den Feikirchen intensiviert worden.

Das Reformationsjubiläum 2017 stelle für Katholiken nicht unbedingt ein Grund zum freudigen Feiern dar – hier sei eine „Reinigung des Gedächtnisses“ ebenso angestrebt wie Zeichen der Versöhnung. „Im Hinblick auf 2017 müssen wir uns auf unseren gemeinsamen Weg zu Christus besinnen, um gemeinsam auf die mehr und mehr säkularisierte Gesellschaft zu wirken“, zeigte sich Bischof Feige überzeugt. Papst Benedikt XVI. habe 2011 in Erfurt herausgestellt, dass sich die Ökumene nicht auf die Anerkennung der Unterschiede und ein friedvolles Miteinander beschränken dürfe, sondern weiter die Einheit der Christen zum Ziel haben müsse.

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