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Die Osthessische Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre stellt sich vor

Fulda. Die Osthessische Initiative entwickelte sich nach einer wegweisenden Tagung 2011 mit dem Thema Ehre und Gewalt – Zwischen Tradition und Moderne aus einer Zusammenarbeit des Netzwerkes gegen Gewalt der Hessischen Landesregierung, der Violeta gGmbH, des Polizeipräsidiums Osthessen und der Hochschule Fulda sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Institutionen der Stadt und des Landkreises Fulda, des Vogelsbergkreises und des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, die sich im überregionalen Arbeitskreis Ehre und Gewalt aktiv mit dem Thema Gewaltanwendungen im Namen der Ehre und Zwangsverheiratungen auseinandersetzten. Denn allen ist klar geworden, dass diese Phänomene auch bei uns auftreten! 2013 formierte sich aus dem überörtlichen Arbeitskreis die Osthessische Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre.

Gewalt im Namen der Ehre kommt überwiegend in stark patriarchalisch strukturierten Familien und Kulturen vor. Sie wird oft religiös begründet, ist aber entgegen weit verbreiteter Annahmen kein religiöses Phänomen. Grundsätzlich kann jede(r) von Gewalt in Namen der Ehre betroffen sein. Häufig haben Mädchen ab der Pubertät darunter zu leiden. Ab diesem Zeitpunkt können sie durch „unehrenhaftes Verhalten“, wie einem Gespräch mit einem Fremden, Selbstständigkeitsstreben, Orientierung am westlichen Lebensstil oder einer vorehelichen Beziehung die Ehre der Familie gefährden. Dies kann Auslöser für physische und/oder psychische Gewalt sein.

Daher hatten sich die Mitglieder der Osthessischen Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre vorgenommen, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und ein Problembewusstsein zu schaffen sowie auf die wachsende Problematik hinzuweisen. Dies gelingt am ehesten, wenn über die Situation, in der sich Opfer von ehrbezogener Gewalt und Zwangsverheiratung befinden, informiert wird und so eine breite Öffentlichkeit geschaffen wird, der zufolge sich Betroffene auch trauen, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Es bedarf fachlicher Diskurse in Form von Fortbildungen und Fachtagungen, die durch die Initiative angestoßen bzw. ermöglicht werden sollten wie auch die Entwicklung eines fachkundigen und handlungsfähigen Netzwerkes, da bei einem Hilfebedarf oft Gefahr im Verzug ist und rasches und abgestimmtes Handeln für das Wohl der/des Betroffenen unverzichtbar ist. Im Zentrum dieses Netzwerkes sollte ein spezifisches Beratungs- und Hilfeangebot für Betroffene und deren Angehörige sowie deren professionellen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner initiiert werden.

Ein solches wird gerade durch die Verantwortlichen des Landkreises Fulda -federführend durch den Ersten Kreisbeigeordneten, Herrn Dr. Wingenfeld – sowie des Vogelsbergkreises und des Landkreises Hersfeld-Rotenburg auf den Weg gebracht. Es wird angestrebt, dass sich der Landkreis Hersfeld-Rotenburg und der Vogelsbergkreis am Projekt beteiligen. Sie sind miteinander im Gespräch, die Fachberatungsstelle Solwodi hat ein Konzept vorgelegt, was nun gemeinsam bewertet wird. Die AG Notfall hat sich über einen längeren Zeitraum mit der Erarbeitung eines lokalen Leitfadens zur Hilfegewährung beschäftigt, um ein Netzwerk vorhalten zu

können, was im Bedarfsfall eingespielt und in der Lage ist, rasch zu handeln. Die Ergebnisse sollen nach der Etablierung eines Beratungsangebotes weiter ausgearbeitet werden. Die AG Öffentlichkeitsarbeit griff den Gedanken der weiteren Sensibilisierung für das Thema auf und organisierte in Fulda Schwerpunktwochen gegen Gewalt im Namen der Ehre.

Kern der Schwerpunktwochen ist die von TERRE DES FEMMES konzipierte Ausstellung Tatmotiv Ehre, die vom 30.06. bis 21.07.2014 in den Räumen des Bürgerzentrums Aschenberg gezeigt wird. Erfahrungswerten zufolge kommen den Schulen eine zentrale Rolle im Erkennen einer Gefährdungslage und dem Ansprechen von Betroffenen sowie die Vermittlung von ersten Hilfsangeboten zu. Daher gilt es nicht nur, das Thema in das Bewusstsein von Menschen und Fachleuten zu bringen, sondern auch SchülerInnen und LehrerInnen an das Thema heranzuführen. Beides soll mit der Ausstellung Tatmotiv Ehre und Schulveranstaltungen im Cinestargeschehen. Flankierend finden mehrere Veranstaltungen

–      Eröffnungsveranstaltung mit Sr. Dr. Lea Ackermann: Was heißt Ehre? Ehre und Gewalt passen nicht zusammen

–      Phänomenologie und Ursachen sowie deren Erledigung durch die Justiz. Vortrag mit Dr. Carina Agel,

–      Wer trägt wessen Ehre? Wenn aus Ehre Gewalt wird. Lesung mit Syran Ates,

–      Stein der Geduld. Film im Mehrgenerationenhaus

–      Verlorene Ehre – Der Irrweg der Familie Sürücü. Dokumentarfilm in Cinestar mit anschließendem Publikumsgespräch mit dem Regisseur Jo Goll

in Fulda statt.

Die genauen Daten finden Sie unter www.ehre-gewalt.de.

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