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Gastvortrag an der Theologischen Fakultät

Fulda (bpf). Professor Dr. Marc Birringer von der Hochschule Fulda und Dr. Alessandra Sorbello Staub von der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda halten am Dienstag, 24. Juni, um 19.30 Uhr einen öffentlichen Gastvortrag zum Thema „Das ganze Spektrum einer mittelalterlichen Handschrift – naturwissenschaftliche und philologische Ansätze zum Fuldaer Boethius-Fragment“. Ort des Gastvortrags ist das Auditorium maximum am Eduard-Schick-Platz 2.

Professor Birringer und Dr. Sorbello Staub stellen ihre interdisziplinären Forschungen an einem der neuesten und bedeutenden Funde aus der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars vor. Die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars verwahrt in ihren Sammlungen ein wertvolles Pergamentstück aus der Karolingerzeit: Es überliefert ein Textstück aus der Schrift „De Consolatione Philosophiae“ des Boethius. Als Fragment diente es über 500 Jahren als Einband für einen Druck des 16. Jahrhunderts. Bei Ordnungsarbeiten in den Magazinen der Bibliothek wurde bei genauer Sichtung die Bedeutung des Stückes erkannt. Das wertvolle Pergament konnte anschließend restauriert und der wissenschaftlichen Forschung neu zugeführt werden.

Der Befund ist äußerst interessant: Der Text fand offensichtlich als Schultext für mehr als vier Jahrhunderte Verwendung und ist mit zahlreichen Annotationen, sogenannten Glossen, versehen. Die vielen Annotationen sind anhand der Schriftmerkmale vom 11. bis zum 15. Jahrhundert zu datieren. Dem Text wurde im 11. Jahrhundert ein farbiges Diagramm – eine schematische Darstellung des Makro- und Mikrokosmos – beigegeben. Die Nutzung als Einband hat starke Spuren hinterlassen, die auch durch die Restaurierung nicht vollständig beseitigt werden konnten. Die spektrografische Analyse durch zerstörungsfreie Methoden wie Ultraviolettabsorption und Infrarotreflektrografie hilft dabei nicht nur, die durch Abreibung stark beeinträchtigte Schrift wieder lesbar zu machen; sie liefert vielmehr wertvolle Informationen zu den unterschiedlichen Entstehungsschichten des Dokuments und ermöglicht somit auch einen tiefen Blick in die Arbeit eines bedeutenden mittelalterlichen Skriptoriums wie das von Kloster Fulda in seiner Blütezeit.

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