Logo

Hessen: Jeder elfte Fehltag geht aufs Kreuz

Frankfurt am Main. Obwohl in den Betrieben immer mehr Abläufe automatisiert werden und immer mehr Menschen an Schreibtischen arbeiten, hat jeder elfte Krankschreibungstag in Hessen seine Ursache in Rückenbeschwerden. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen hervor. Pro Kopf war jede TK-versicherte Erwerbsperson im vergangenen Jahr wegen Rückenbeschwerden im Durchschnitt 1,3 Tage arbeitsunfähig.

Erstmals hat die TK die Krankschreibungen – auch speziell die Arbeitsunfähigkeiten wegen Rückenbeschwerden – getrennt nach Landkreisen ausgewertet. Demnach fehlen im landesweiten Vergleich am häufigsten die Erwerbspersonen im Vogelsbergkreis und im Werra-Meißner-Kreis mit zwei Fehltagen pro Jahr wegen Rückenproblemen. Am seltensten fallen die TK-Versicherten in Darmstadt (0,80 Tage), im Main-Taunus-Kreis (0,83), in Frankfurt am Main (0,88) sowie im Hochtaunuskreis (0,89) wegen Rückenbeschwerden aus.

Die hohen Fehlzeiten resultieren aus der großen Zahl der Betroffenen und einer sehr langen Erkrankungsdauer der Patienten. „Eine Krankschreibung aufgrund von Rückenbeschwerden dauert im Schnitt 17,5 Tage und damit fünf Tage länger als eine durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen.

Betroffen sind laut TK erwartungsgemäß Berufe, in denen körperlich schwer gearbeitet wird. Das sind etwa die Berufe in der Ver- und Entsorgung (5,1 Fehltage pro Kopf aufgrund von Rückenbeschwerden), im Tiefbau (4,7 Tage) und in der Altenpflege (4,1 Tage). Aber auch durch einseitige und mangelnde Bewegung können Rückenbeschwerden entstehen wie zum Beispiel bei den Berufskraftfahrern, die es mit 4,3 Rückenfehltagen nicht nur überdurchschnittlich im Kreuz haben, sondern die auch insgesamt zu den Berufen mit den höchsten Fehlzeiten gehören. Laut TK-Gesundheitsreport nehmen Rückenbeschwerden im Laufe des Erwerbslebens deutlich zu. Die durchschnittlichen Fehlzeiten steigen bei Männern zwischen 15 und 64 Jahren um das Zehnfache und bei Frauen um den Faktor 8,6.

Da das Durchschnittsalter in den Betrieben aufgrund der demografischen Entwicklung steigt, sind Investitionen in betriebliches und individuelles Gesundheitsmanagement umso wichtiger. „Hier sind Arbeitgeber, Krankenkassen und die Betroffenen gleichermaßen gefordert. Es geht darum, Arbeit gesünder zu gestalten, aber auch um einen insgesamt gesünderen Lebensstil, der auch nach Feierabend gelebt wird“, sagt Dr. Voß. Denn Rückenbeschwerden haben in den allermeisten Fällen nicht nur eine Ursache. Die persönliche Konstitution und Lebenssituation spielen eine große Rolle. Meist kommen mehrere Faktoren wie Bewegungsmangel, einseitige Belastung und Stress zusammen. Vielen sitzt der Stress buchstäblich im Nacken, so dass es zu Verspannungen und Rückenschmerzen kommt.

Die TK möchte aber nicht nur die Prävention, sondern auch die medizinische Versorgung erkrankter Patienten verbessern, beispielsweise im Rahmen des Modellprojekts ‚“Zweitmeinung Rücken“, das Patienten vor einer eventuellen Rücken-OP berät. „Eine zweite Meinung einzuholen hat sich in Hessen für viele TK-Versicherte gelohnt. Neun von zehn Patienten, die unter starken Rückenschmerzen gelitten und eine weitere ärztliche Meinung eingeholt haben, haben sich im Zuge des Zweitmeinungsverfahrens schließlich gegen eine Operation als Behandlungsmethode entschieden. So konnten in vielen Fällen langwierige Klinikaufenthalte vermieden werden“, so Dr. Voß.

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin