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Workshop „Kultur, Natur, Lebensqualität“ fürs neue LEADER-Entwicklungskonzept bis 2020

Großes Interesse auch im Workshop Lebensqualität. Foto: Erich Ruhl, Pressestelle Vogelsberg

Großes Interesse auch im Workshop Lebensqualität. Foto: Erich Ruhl, Pressestelle Vogelsberg

Vogelsbergkreis. „Die Potenziale sind enorm, und die Akteure sind hoch motiviert – wir müssen sie nur konsequent zueinander bringen.“ Landrat Manfred Görig (SPD) brachte auf den Punkt, was über 60 dieser Akteure in den Bereichen Kultur, Natur und Lebensqualität für notwendig halten, um die Region Vogelsberg für die kommenden Jahre noch sichtbarer und wirtschaftlich kraftvoller aufzustellen.

Der Geschäftsführer der Vogelsberg Consult GmbH, Thomas Schaumberg, freute ich über den sehr guten Besuch eines Workshops im Innovationszentrum Ulrichstein. Dort knüpften die Ehrenamtlichen und Fachleute an die bereits erarbeiteten Erkenntnisse des REK-Auftakts im März in Lauterbach an (wir berichteten). REK steht für „Regionales Entwicklungskonzept“. Die Region will unter Mitwirkung der Akteure erneut ein hoch differenziertes Konzept einreichen, damit der Vogelsberg ein weiteres Mal in die Förderkulisse der Europäischen Union und des Landes Hessen eingereiht wird. Federführend für dieses Konzept ist die Vogelsberg Consult GmbH, dessen Beirat zugleich die „Entwicklungsgruppe“ aus Fachleuten ist, die dann für die Vergabe von EU-Födermitteln an innovative Projekte verantwortlich ist.

In der lebendigen Diskussion in zwei Arbeitsgruppen wurde unter anderem deutlich, dass das Thema „Tourismus“ ein vernetzendes Element ist, um die Wertschöpfung im Natur- und Kulturraum für den Landkreis nutzbar zu machen. Konsens der Anwesenden war, die drei Themen „Naturpark“, „Geopark“ und „Naturschutzgroßprojekt“ unter einem Dach „gemeinsam zu denken“ und dadurch insgesamt weiterzuentwickeln. Erfolg könne sich nur einstellen, wenn eine zentrale Stelle am besten an einem zentralen Ort nach innen die Ressourcen und Konzepte bündele, um dadurch umso kraftvoller und konturenschärfer nach außen aufzutreten. Die Eigenständigkeit der beschriebenen drei Institutionen müsse allerdings gewahrt werden.

Regionale Produkte und die Bedeutung der Landwirtschaft nahmen einen breiten Raum im Workshop ein. Bei der Regionalvermarktung  fehle seit 20 Jahren „der große Wurf“, obwohl die Produkte hervorragend seien. Offenbar brauche man eine Dachmarke. „Milch- und Käsestraße“ bekannt machen, den Lammwochen auch Wildwochen an die Seite stellen, waren weitere Diskussionspunkte.

Beim Geopark will man die Zertifizierung zum Nationalen Geopark in der Förderperiode bis 2020 kraftvoll vorantreiben. Das Erschließen und Inwertsetzen von Biotopen und Geotopen wird den Geopark in den kommenden Jahren beschäftigen. Beim Bundes-Naturschutzgroßprojekt geht es um die Hochrangigkeit des Naturschutzes und seiner Bedeutung für die Attraktivität der Region. Die teilweise europaweit einzigartige Vielfalt der Arten – die sogenannte Bio-Diversität – müsse bewahrt werden. Zum Beispiel auch durch Konzepte der Verwertung von Biomasse, was gleichzeitig zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung beitrage.

Die Lebensqualität in der Region sei bereits jetzt hoch, was den Vogelsberg nach außen sehr attraktiv mache. Die zentrale Lage, das erschwingliche Wohnen und die hohe Identifikation mit der Region seien Merkmale, die Mitbewerber nicht so klar aufweisen könnten. Nirgendwo sei ehrenamtliches Engagement und die Vielfalt der Vereine größer.

Viel zu tun sei in Bereichen Mobilität und schnelles Internet. Bei der Mobilität kann sich beispielsweise Gemündens Bürgermeister Lothar Bott gut vorstellen, die nun beginnenden drei Elektro-Mobilitätsprojekte (sie gibt es bald in Gemünden, Schotten und Hopfmannsfeld) bei einem Gelingen auf alle Gemeinden des Landkreises auszuweiten. Eine gute Breitbandversorgung „für alle Bürger“ werde nun wirklich ab Anfang 2015 in die Tat umgesetzt, hob Landrat Görig hervor.

Heinz Geißel, Baudezernent des Kreises, sagte zur Wichtigkeit der Innen-Entwicklung der Dörfer und bezogen auf die Leerstandsproblematik: „Es muss eine Sicherung trotz Denkmalschutz geben.“ Moderiert wurde die Veranstaltung in Ulrichstein von Kirsten Steimel und Dr. Michael Glatthaar vom Entwicklungsbüro „Proloco“, das bereits den MORO-Prozess wissenschaftlich begleitet hatte.

Hintergrund: Der Vogelsberg in der LEADER-Förderung der EU

Bereits zum fünften Mal bewirbt sich der Vogelsbergkreis um die Aufnahme ins LEADER-Entwicklungsprogramm der Europäischen Union. Seit Beginn der 1990-er Jahre konnten mithilfe des EU-Programmes über 100 Existenzgründungen in den Bereichen Kultur, Tourismus, Gewerbe und Landwirtschaft unterstützt werden. Der Vogelsbergkreis gehörte 1991 zu den ersten 13 Landkreisen in Deutschland, die das damals neue EU-Programm nutzten. Beteiligen kann sich eine Region an LEADER, wenn ein hochdifferenziertes und anspruchsvolles Konzept zur Gestaltung der Jahre bis 2020 vorgelegt wird.

Die Europäische Union setzt bei der Berechtigung zur Teilnahme an LEADER auf die Beteiligung der Akteure in der Region. Diese Teilhabe, das Einbeziehen der Ideen der Bürgerinnen und Bürger machen nach Auffassung von VBC-Geschäftsführer Schaumberg den „Charme des Vorhabens“ aus. Hier werde „nichts im stillen Kämmerlein“ auf den Weg gebracht. „Was die Region will – das steht dann auch im Konzept.“ Nach den Workshops in den Bereichen „Familie“, „Unternehmen“ und „Kultur/Natur“ steht am 28. Juni die Einbindung der Jugend auf der Tagesordnung.

Nach der Sommerpause  wird das Konzept in der Verantwortung von Vogelsberg Consult erstellt und nach Wiesbaden gesandt. „Weil wir hier im Vogelsberg so gut aufgestellt sind, ist mir nicht bange, dass die Bewerbung erneut erfolgreich sein wird. Fördergelder der europäischen Steuerzahler fallen bei uns auf fruchtbaren Boden und werden vernünftig  ausgegeben“, betont Thomas Schaumberg.

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