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Polnische ehemalige Verfolgte des NS-Regimes sprachen mit Schülern

zu 48-cs_ZeitzeugenMarianum0614_IMG_3629_CS0614Fulda (cif). „Was mussten die Kinder denn genau arbeiten im KZ?“ lautete eine der Fragen, welche die Schülerinnen und Schüler an die sechs Senioren auf dem Podium richteten, die für ein zweistündiges Zeitzeugengespräch in die Schule gekommen waren. Fünf Zehnte Klassen des Realschulzweigs vom Marianum in Fulda waren dafür in der Aula zusammen gekommen, um den ehemaligen Verfolgten des nationalsozialistischen Deutschlands, die sich derzeit als Gäste der Caritas in Fulda aufhalten, zuzuhören und sie zu befragen. Nach einer Begrüßung durch den Leiter des Realschulzweigs, Stefan Zeier, der die große Bedeutung dieser Gespräche als Ergänzung des Geschichts- und Religionsunterrichts unterstrich, nutzten die Männer und Frauen aus Polen gerne die Möglichkeit, zu den Jugendlichen zu sprechen: „Es war sehr harte Arbeit“, berichtete Kazimiera Langowska, die 13 Jahre alt war, als sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern im Konzentrationslager gelandet war. „Ich musste auf dem Feld arbeiten – ohne Pause. Wer nicht mehr konnte, lief Gefahr erschossen zu werden.“ Kazimiera hatte es mit der Feldarbeit makabrer Weise noch relativ gut getroffen, ihr etwas älterer Bruder musste helfen, die Toten im Lager zu beseitigen.

Zu Essen nur einen Kanten Brot am Tag und eine Kelle Brennnesselsuppe, nur ein Kleidungsstück für das ganze Jahr, und der Tod allgegenwärtig… – kaum vorstellbar ist der Lageralltag ihrer Altersgenossen von damals für die heutigen Jugendlichen, obwohl sie selbst schon im Rahmen des Unterrichts die Gedenkstätte Buchenwald besucht haben und sich somit womöglich in die Lager-Atmosphäre von damals etwas hineindenken können. Teilweise waren die Kinder im KZ noch so jung, dass sie sich heute nur an die ständige Dunkelheit, den Dreck, den Hunger und ihre große Angst erinnern konnten – so wie die Schwestern Cecylia und Irena Klysz, die – wie sie den Schülern berichten – mit vier und fünf Jahren in dem Lager gelandet waren. „Warum kamen die Familien mit Kindern überhaupt ins KZ?“, wollten die Jugendlichen wissen. Oft, so die Antwort, wollte man einfach nur den Hof, den Besitz der Familien haben, und da war die Gefangennahme die einfachste Lösung. Fast alle Betroffenen mussten nach der Befreiung wieder ganz bei Null anfangen.

Die polnischen Senioren halten sich auf Vermittlung des Maximilian-Kolbe-Werks in Osthessen auf. Die Reise dient der Wiedergutmachung an den früheren Opfern des NS-Regimes und der Versöhnung zwischen den Deutschen und Polen. Die Zeitzeugengespräche sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Versöhnungsarbeit. „Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden und freuen uns sehr, dass wir hierhergekommen sind“, betonten die Gäste, „und wir wissen, dass die Deutschen von heute keine persönliche Verantwortung für das haben, was damals geschehen ist.“

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