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Villa Phantasia und Biosphärenreservat Rhön

Gersfeld. In der Jugendbildungsstelle „Villa Phantasia“ in Oberstoppel fand im Rahmen der regelmäßigen Kamingespräche ein Diskussionsabend zum Biosphärenreservat Rhön satt. Als Gesprächspartner war Martin Kremer, Geschäftsführer des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön e.V. eingeladen. Im Zentrum des Interesses standen die Fragen zur Erweiterung des Biosphärenreservates Rhön, die Ausweisung von Kernzonen und die politischen Einflussmöglichkeiten des Biosphärenreservates.
In seinem Eingangsreferat erläuterte Kremer zunächst die zentralen Aufgaben des Biosphärenreservates Rhön. Diese sind der Schutz der Artenvielfalt, die Förderung einer wirtschaftlichen, ökologisch uns sozial verträglichen Entwicklung, die Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Forschung. Bei all dem handelt das Biosphärenreservat im weltweiten Auftrag der UNESCO als Modellregion. Kremer: „Es gibt keinen Königsweg. Jede Region dieser Erde muss entsprechend ihrer Kultur, ihrer Landschaft und ihrer besonderer Bedingungen ihren Weg in die Zukunft suchen und finden“.

Schutz der Artenvielfalt
Einen besonderen Schwerpunkt legte Kremer bei seinen Ausführungen auf den Schutz der Artenvielfalt. Hier sieht er auf die deutschen Biosphärenreservate besondere Herausforderungen und Aufgaben zukommen. „Mit jeder Art die wir verlieren, wird der gigantische Stoffkreislauf der Erde und das damit verbundene ökologische Gleichgewicht instabiler. „Dass die Rhön viel zu verlieren hat, wurde am neuen Biosphärenfilm „Tierwelt im Biosphärenreservat Rhön“ deutlich, welcher präsentiert wurde.

Genau wollten die Besucher der Veranstaltung von Ober- und Unterstoppel wissen, wie es denn nun mit der Erweiterung des Biosphärenreservates Rhön bestellt ist. Die zur Gemeinde Haunetal gehörenden Ortsteile sind offiziell bislang nicht Teil des Biosphärenreservates Rhön. Kremer erläutert, dass derzeit als Biosphärenreservat im hessischen Teil die Gebietskulisse nach dem Rahmenkonzept Biosphärenreservat Rhön von 1994 zu Grunde gelegt wird. Diese beinhaltet das große Naturschutzgebiet des Dreienbergs bei Friedewald und zieht sich dann quer durch die Gemeinden Schenklengsfeld, Eiterfeld und Hünfeld nach Süden. Zwar liegen seit Ende der 1990-er Jahre Anträge der Kommunen Schenklengsfeld, Eiterfeld, Hünfeld, Hofbieber etc. auf Arrondierung ihrer Flächen sowie von den Gemeinden Haunetal und Burghaun auf gänzliche Neuaufnahme vor, allerdings konnte dies bislang nicht realisiert werden. Ursächlich hierfür ist im Wesentlichen der benötigte 3 %-ige Kernzonenanteil.

Nullnutzung
Insgesamt müssen bei Verwirklichung der Biosphärenreservatserweiterung über 1.400 ha Kernzonen neu ausgewiesen werden. Kernzonen unterliegen einer sogenannten „Nullnutzung“, in denen eine vom Menschen unbeeinflusste Naturentwicklung absolute Priorität hat. Kremer konstatiert in Anbetracht dieses enormen Kernzonendefizites eine gewisse Ratlosigkeit. Daher gilt das Augenmerk derzeit vorrangig dem Ziel, die bei der alten Biosphärenreservatskulisse von 1994 noch fehlenden 380 ha Kernzonen zu gewinnen. Erst dann soll wieder über Erweiterungsoptionen nachgedacht werden.

Herr Reul, Villa Phantasia, sieht die Gemeinde Haunetal in der Pflicht, sich politisch stärker für eine Erweiterung einzusetzen und eigene Kernzonenflächen einzubringen. Im Rahmen der Diskussion wurde deutlich, dass eine Aufnahme in das Biosphärenreservat Rhön von dem Gedanken beseelt sein muss, von der wohl derzeit intelligentesten Zukunftsstrategie zu partizipieren und aktiv mitzuwirken. Der Blick alleine auf Fördergelder wird sich, so die Überzeugung des Referenten, als nicht tragfähig erweisen.

Kritik wurde laut am Biosphärenreservat Rhön im Hinblick auf die B 87n und die Putenmastanlage Thalau. Hier machte Kremer deutlich, dass das Biosphärenreservat Rhön keine „obrigkeitsstaatliche“ Einrichtung ist, sondern gemeinsam mit den Menschen, der Politik und den regionalen Fachbehörden um zukunftsfähige Wege ringt. „Das Biosphärenreservat Rhön kann nur so gut sein wie die Menschen, die darin leben und wirken“.

Zum Ende eines langen Diskussionsabends dankte Herr Reul für die umfassenden Informationen und erklärte, dass er als Partnerbetrieb des Biosphärenreservates auch künftig sich im Rahmen seiner Möglichkeiten und der Umweltbildung für das Biosphärenreservat Rhön einsetzen werde.

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