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Gewässerprojekt Rhön wird fortgeführt: Wiederansiedlung des Schneiders auch 2015 und 2016 gesichert

SchneiderbesatzRhön. Auf Einladung des Biosphärenreservates fand beim Angelsportverein Fulda eine Informationsverantaltung über den Besatz und die Wiederansiedlung der Schneiderfische in der Ulster und im Döllbach statt. Im Rahmen einer Elektrobefischung konnten 2014 Tiere aus dem Besatz von 2012 und 2013 nachgewiesen werden. Damit deutet sich an, dass die Wiederansiedlung Aussicht auf Erfolg haben kann. Für die Besatzmaßnahme konnten von der Oberen Fischereibehörde beim Regierungspräsidium Kassel der versierte Fischzüchter Dr. Harald Groß aus Bad Münstereifel gewonnen werden. Auch in 2014 ist es Groß gelungen, 2000 Schneiderfische aus dem Einzugsgebiet der Weser nachzuzüchten, so dass in den vergangenen Tagen zum 3. Mal Jungfische ausgebracht werden konnten. Fachlich wird davon ausgegangen, dass ein Besatz über mindestens 5 Jahre erforderlich sein wird, um stabile Bestände aufzubauen.

Im Rahmen eines Vortrags stellte Groß die Zucht der Schneiderfische vor, die früher in Kaltwasseraquarien beliebte Aquarienfische waren. Der kleine Schwarmfisch mit der markanten Linie an der Seite erreicht nach 2 bis 3 Jahren die Geschlechtsreife. In den Monaten Mai – Juli legen die Weibchen in bis zu 5 Portionen 800 – 3000 Eier ab. Zum Laichen benötigt der Schneider Kies und Steine sowie eine geeignete Strömung.

Die Nachzucht organisiert Groß in Aquarien und in speziellen Brutbecken, in denen die Eier separiert werden. Die Fütterung der Jungfische erfolgt über ein sogenanntes „Staubfutter“. Wenn die Jungfische eine Größe von 3 – 6 cm erreicht haben, werden sie für den Besatz freigegeben. Auf eine Besonderheit macht Groß in seinem Vortrag aufmerksam: „Der Schneider frisst nicht seine Jungen! Dies ist eine Besonderheit in der heimischen Fischfauna.“

Deutlich wurde im Rahmen des Vortrags, dass es bislang in Deutschland lediglich zwei Schneiderbesatzprojekte gibt. An der Wupper wurde bereits erfolgreich eine Wiederansiedlung des Schneiders durchgeführt. Die Rhön ist bundesweit nun das 2. Gebiet.

Christoph Dümpelmann, der als Fischereibiologe das Projekt in der Rhön betreut, macht deutlich, dass der Schneider zur Lebensgemeinschaft der Äschen- und Barbenregion gehört, in der Rhön aber seit über 20 Jahren ausgestorben war.

Christoph Laczny, Obere Fischereibehörde, macht deutlich, dass die Wiederansiedlung des Schneiders für das Land Hessen von hoher Priorität ist. Ursprünglich hatte der Schneider in Hessen sein Hauptverbreitungsgebiet. Heute ist er allerdings nahezu vollständig auf den hessischen Fließgewässern verschwunden. Nach den Regeln der EU-Natura-2000 Richtlinie ist das Land aufgefordert, die Qualität der Fließgewässer zu verbessern. Ohne den Schneider als wichtige Leitart ist es jedoch nicht möglich, eine positive Gewässereinstufung zu erreichen.

Erfreut zeigten sich Laczny und Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle über die gute und kooperative Zusammenarbeit zwischen der Oberen Fischereibehörde, der Hess. Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats sowie den örtlichen und ehrenamtlichen Helfern und Akteuren aus Naturschutz und Angelsport arbeiten Hand in Hand, um einen bestmöglichen Projekterfolg sicherzustellen.

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