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Einstimmig gegen Stromtrasse durch Fulda Erste Bürgerversammlung in Oberrode

Oberrode. Die Ortsvorsteher von Oberrode, Mittelrode, Niederrode, Besges und Malkes hatten gemeinsam zu einer Informationsveranstaltung zur geplanten Stromtrasse durch die westlichen Stadtteile in das Bürgerhaus in Oberrode eingeladen. Als gastgebender Ortsvorsteher begrüßte Jürgen Jahn unter den über 200 Teilnehmern Stadtverordneten-vorsteherin Margarete Hartmann, die Mehrzahl der OrtsvorsteherInnen der anderen Stadtteile sowie vier Vertreter der erst vor zwei Wochen gegründeten Bürgerinitiativer Fuldatal. Einführend erläuterte der Mittelroder Ortsvorsteher Erich Dörr mit Schaubildern, warum es überhaupt zur Stromtrassenplanung kam (Atomausstieg nach Reaktorunfall in Fukushima im Jahre 2011), nannte Gründe für und gegen die Notwendigkeit einer Stromtrasse, erläuterte in einem dritten Schritt die alternativen Trassenverläufe zwischen Wilster und Grafenrheinfeld, um schließlich die Trassenalternativen im Fulder Raum im Detail darzustellen, versehen mit Fotos der westlichen Stadtteile, in die eine Stromtrasse mit 70 Meter hohen Masten montiert waren.

Seitens der BI Fuldatal gab Johannes Lange Informationen zu möglichen Gesundheitgefährdungen: durch die Gleichstromtechnik kommt es bei 500.000 Volt zur Ionisierung der Luft mit Entstehen von Ozonen und Stickoxiden, die eingeatmet werden. Es gebe dazu aber noch keine Langzeitstudien, so dass Schäden derzeit bestritten werden. Lange Informierte weiter, dass es inzwischen über 100 Bürgerinitiativen gegen die Südlinktrasse gebe, die man in Kürze zu einem großen Konvent nach Fulda einladen wolle, um Kompetenzen und Wirksamkeit zu bündeln. In Fulda selbst sei man kurz vor der Gründung eines gemeinnützigen Vereins gegen die Stromtrasse. Kritisch beschrieb er die Taktik von TenneT, Bürger gegen Bürger, Kommunen gegen Kommunen, Stadtteile gegen Stadtteile auszuspielen. Damit werde geschickt von der eigentlichen Fragestellung zur Notwendigekeit einer Trasse abgelenkt.

Guntram Ziepel stellte als Ingenieur für Elektrotechnik Alternativen zur Hochspannungsgleichstromtrasse vor. Mit einem „Power-to-Gas“-Verfahren könne man mit einer zukunftsfähigen Technik vor Ort, d. h. im Norden durch Wind gewonnene Stromenergie in Gas umwandeln und durch die vorhandenen Gasnetze bundesweit transportieren. Diese Energieform sein zudem speicherfähig und könne Mobilität, Heizung und Stromversorgung bundesweit garantieren, sie würde Stromleitungen grundsätzlich überflüssig machen. Wenn aber die Notwendigkeit von Stromleitungen dennoch festgestellt werde, seien Erdverkabelungen in mehrfacher Hinsicht vorzuziehen: sie seien mit weniger Gesundheitsrisiken verbunden, schonender für Flora und Fauna, benötigen eine deutlich schmalere Trasse und seien zudem aufgrund neuer erst in diesem Jahr entwickelter Technik rund 30 Prozent kostengünstiger als die Überlandleitungen. Anderslautende Kostenvergleiche seien längst überholt und basierten auf alter Technologie früherer Jahre.

In der anschließenden Diskussion ging es in Fragen um mögliche wirtschaftliche Interessen der Netzbetreiber, um Lobbyismus der Metall- und der Elektroindustrie und wechselseitige Absprachen, um Beeinflussung der Politiker durch Lobbyisten in Berlin sowie darum, was man vor Ort politisch bewegen könne. Ortsvorsteher Otmar Heil von Niederrode berichtete von den Bemühungen der Ortsvorsteher, zeitnah nach Bekanntwerden der TenneT-Pläne mit Oberbürgermeister Gerhard Möller zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenzukommen (am Tag der Demonstration am 16. Oktober), um Informationen zu erhalten und Strategien zur Verhinderung der Trasse zu entwickeln. Ein Teil dieser Strategie sei die heutige Informationsveranstaltung, in der er dringend alle Bürger um Vorschläge, Argumente und Ideen gegen die Stromtrassen bitte. Die Ortsbeiräte seien aufgefordert, Positionspapiere zu verfassen. Intensiv fragten verschiedene Teilnehmer nach den Positionen der Stadt und des Landkreises. Man war sich einig, dass sich der Widerstand in möglichst vielen Versammlungen formieren müsse und gemeinsames Handeln organisiert werden müsse; denn man laufe Gefahr, dass die Trasse ansonsten dort gebaut werde, wo der Widerstand der Bevölkerung gering sei. Dabei gebe es intelligente, technisch ausgereifte moderne Alternativen, die aktuell nicht ausreichend bedacht würden.

Die Versammlung in Oberrode endete mit einer einstimmigen Resolution an die Politiker: „1. Eine Hochspannungs-Gleichstromtrasse mit 70 Meter hohen Masten wird abgelehnt. 2. Die Notwendigkeit einer solchen Trasse muss nachgewiesen werden.“

Das für Öffentlichkeitsarbeit zuständige BI-Mitglied Hubert Schulte weist auf weitere Bürgerversammlungen unter Beteiligung der Bürgerinitiative schon jetzt hin: Freitag, 7. November um 19.00 Uhr im Kämmerzeller Bürgerhaus besonders für die Stadtteile Gläserzell, Kämmerzell, Lüdermünd, Maberzell und Trätzhof, sowie am Donnerstag, 13. November um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Johannesberg besonders für die Stadtteile Harmerz, Istergiesel, Johannesberg, Zell und Zirkenbach. (HuSch)

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