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Die Rhön als Profiteur einer verkehrsplanerischen Notwendigkeit

Jasmin und Boris Aland führen das Haus gemeinsam mit ihrem Vater Heribert.  Foto: P. Bickert

Jasmin und Boris Aland führen das Haus gemeinsam mit ihrem Vater Heribert.
Foto: P. Bickert

Neuhof. Die Eröffnung des neuen Tunnels bei Neuhof und der damit verbundene Lückenschluss der A 66 ist erst wenige Wochen alt, und schon wird darüber diskutiert, welche touristischen und wirtschaftlichen Aspekte damit verbunden sein könnten. So ist beispielsweise der Verein Natur- und Lebensraum Rhön (VLNR) davon überzeugt, dass die Rhön von der Fertigstellung der A66 profitiere.

Die Verantwortlichen im VLNR glauben, dass die Attraktivität der Rhön für Tages- und Wochenendgäste weiter zunehmen und die Wertschöpfung in der Region insgesamt gestärkt werde. Geschäftsführer Martin Kremer sieht aber auch die Kehrseite der Medaille, dass zum Beispiel der Weg nach Frankfurt zum Einkaufen kürzer geworden sei und damit auch Kaufkraft abgezogen werden könnte. Inwieweit die Infrastruktur der Rhön für Veränderungen gewappnet ist, darüber gibt es bislang noch keinen Aufschluss. Jürgen Krenzer, Sprecher des Forums „Wirtschaft und Tourismus“ beim VLNR, vermutet Handlungsbedarf insbesondere bei gastronomischen Einrichtungen. Seiner Ansicht nach genügten nicht alle Betriebe den heutigen Anforderungen der Gäste. Zudem würden nach wie vor zu wenig regionale Produkte und regionaltypische Speisen angeboten.

Dies sieht Jasmin Aland vom Hotel-Restaurant „Zum Taufstein“ in Kalbach-Sparhof für ihren Betrieb etwas anders. „Wir investieren in unser Haus, solange ich denken kann“, erklärt die Juniorchefin. Gemeinsam mit ihrem Vater Heribert Aland und Bruder Boris managt die 37-Jährige dein Unternehmen mit 14 Mitarbeitern. Haus und Grundstück sind seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz, in einem Anbau wurde 1968 die erste Gaststätte eröffnet. Seither hat die Familie immer wieder angebaut, umgebaut und saniert – so zum Beispiel im Jahr 2010, als ein Teil des Restaurants in eine moderne Lounge mit Außenterrasse im gleichen Look umgewandelt wurde. Auch der Wellness-Bereich mit Saunen, Swimming-Pool und Ruheräumen lässt keine Wünsche offen. Sportlich ambitionierten Gästen steht ein moderner Fitnessraum zur Verfügung.

„Als vor ein paar Jahren meine Großeltern gestorben sind, haben wir gemeinsam ein neues Konzept erarbeitet“, erklärt die gelernte Hotelfachfrau und Köchin Jasmin Aland. Bruder Boris, ebenfalls gelernter Koch, stieg mit ein und gemeinsam strukturierte die Familie den Betrieb um. Die Küche wurde neu gestaltet, die Abläufe optimiert und die Speisekarte verändert. „Ich verwende regionale Produkte. Das Fleisch beziehe ich vom Bio-Bauern aus der Nachbarschaft. Eier, Butter, Milch und sogar unser Eis stammen aus heimischer Produktion“, sagt der Küchenchef. „Wir servieren unseren Gästen gerne heimische Spezialitäten und legen Wert auf Qualität.“ Auch die 50 Zimmer im Hotel werden sukzessive renoviert. Ein Teil der Unterkünfte wurde im letzten Winter in aktuellem Design umgebaut und mit modernsten Materialien ausgestattet.

Die Gäste wissen das idyllische Ambiente in der Rhön zu schätzen. „Wir verzeichnen eine deutliche Zunahme bei Businessgästen, die bei uns wohnen, aber in Frankfurt beruflich zu tun haben. Besonders wenn Messen im Rhein-Main Gebiet stattfinden, ist das Haus voll“, erklärt Jasmin Aland. Verändert habe sich die Dauer des Aufenthalts. „Urlaubsgäste, die zwei oder mehr Wochen ihren Urlaub hier verbringen, werden eher weniger. Das ist dem allgemeinen Trend geschuldet“, weiß die 37-Jährige. Sie ist davon überzeugt, dass gastronomische Betriebe mit der Zeit gehen müssen. Sie selbst beispielsweise nutzt alle technischen Möglichkeiten, die moderne Kommunikation bietet, um den Gästen lange Buchungsvorbereitungen zu ersparen. Heribert Aland und seine Kinder haben die Zeichen der Zeit nicht erst seit Fertigstellung der A 66 erkannt.

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