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Angepasstes Lernen als Chance für Menschen mit Behinderung

Fulda (cif). Die Anliegen und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention war auch in diesem Jahr Anlass für den von Caritas Berufswege organisierten Fachtag. Das Thema „Personenorientiertes angepasstes Lernen als besondere Chancen für Menschen mit Behinderung“ lockte rund 60 Experten aus dem gesamten Bundesgebiet zum fachlichen Austausch in das Bonifatiushaus Fulda. Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Praxis trugen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zur Themenstellung bei.

Marie Versteeg, Inklusionspädagogin und selbst mit Handicap, war aus Köln angereist und analysierte in ihrem Beitrag die Situation von jungen Menschen mit Behinderung in der Übergangsphase von der (Förder-)schule zum Beruf. Die Pädagogin sprach sich deutlich für die Notwendigkeit einer individualisierten pädagogischen Begleitung bei diesem Prozess aus. In ihrer täglichen Praxis erlebe sie immer wieder, dass Betroffene bzw. deren Eltern mit dem Übergangsszenario aus sich aneinanderreihenden psychologischen Tests, Prüfungen und Bewertungen überfordert seien. Nicht selten würden daher die zu treffenden Entscheidungen an den Einrichtungs- und Trägerinteressen und nicht an den individuellen Bedarfen orientiert getroffen. Für die Familien sollte es daher in dieser Entscheidungsphase unabhängige Problemlöser geben, die bei aufkommenden Fragen zur Berufswegefindung zur Verfügung stehen.

Dajana Herbst, Leiterin der Caritas Altenpflegeschule in Fulda, und Armin Gerbeth, Ausbildungsverantwortlicher der IHK Fulda, berichteten in ihren Beiträgen aus der Praxis von konkreten Möglichkeiten des individualisierten Lernens in so genannten Helfer- bzw. Fachpraktikerausbildungen. Sie stellten die Anforderungen und Inhalte dieser Ausbildungsberufe speziell für Menschen mit Behinderungen vor und gaben Hinweise auf eine mögliche Finanzierung. Wichtig sei in diesem Zusammenhang das Angebot von Ausbildungsbegleitenden Hilfen durch die Bundesagentur für Arbeit. Diese Hilfen sollten aber auf jeden Fall individualisierte Maßnahmen sein.

Ausbildungen zur Altenpflegehelferin (so genannte § 87b Ausbildungen) wurden in den vergangenen Jahren bereits vielfach erfolgreich in individualisierter Form durchgeführt. Nicht eine vorgegebene Ausbildungsdauer sei dabei im Einzelfall maßgebend gewesen, sondern der individuelle erreichbare Lernfortschritt des einzelnen Absolventen. Die Caritas Altenpflegeschule in Fulda, so Referentin Herbst, könne diesem Ausbildungsanspruch ohne Wenn und Aber gerecht werden. Caritas Berufswege Fulda werde in Zukunft verstärkt dieses Angebot für die Berufsanfänger aufgreifen.

Auch die IHK Fulda bietet laut den Ausführungen von Referent Gerbeth zwischenzeitlich eine Reihe von Fachpraktikerausbildungen an. Jeder anerkannte Ausbildungsbetrieb könne im jeweiligen Beruf (z.B. Fachpraktiker Metallbearbeitung bei den Caritas Werkstätten) eine solche Ausbildung durchführen. Finanzielle Förderungen seien möglich. Die IHK sollten dabei bundeslandeinheitlich agieren, wichtig sei eine einheitliche Sprachregelung und abgestimmte Ausbildungsinhalte.

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