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Denkmalgeschützte Risse-Mühle in Hünhan datiert aus dem Jahr 1749 / frühe Industrieanlage heutigen Wohnbedürfnissen angepasst

Die „Strom“-Mühle der Familie Risse in Hünhan mit ihren drei  Wasserauslassöffnungen wurde über dem Zubringerkanal errichtet, der das Wasser aus der Haune zur Mühle bringt. Foto: W. Möller

Die „Strom“-Mühle der Familie Risse in Hünhan mit ihren drei Wasserauslassöffnungen wurde über dem Zubringerkanal errichtet, der das Wasser aus der Haune zur Mühle bringt. Foto: W. Möller

Burghaun. Ein leises Summen ist zu vernehmen, wenn man das Gebäude am südöstlichen Ortsrand des Burghauner Ortsteils Hünhan betritt. Es fehlen ganz die Geräusche eines Mühlrads oder Mahlwerks, wie es eigentlich die Lage des Hauses an einem Wasserlauf nahe legen würde. Besitzer der Mühle ist Martin Risse.

Im Turbinenhaus wird nicht Korn zu Mehl vermalen, sondern durch eine hochmoderne Turbine Strom erzeugt. Eine zweite Turbine mit Generator läuft im Nebenraum. Wahrscheinlich hat schon im Mittelalter eine Mühle an gleicher Stelle gestanden. Der erste datumsbezogene Nachweis stammt aus dem Jahre 1749. Ein etwa 1000 Meter langer Kanal bringt Wasser von der Haune zur Mühle. Von dort läuft das Wasser wieder zur Haune. In den angrenzenden Wiesen ist der seltene Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu finden. Auch hat sich ein Biber angesiedelt. Johann Risse, ein Vorfahre des heutigen Mühlenbesitzers, hatte das Anwesen erworben und sich im Jahre 1910 mit seinen zwei Brüdern Heinrich und Anton entschlossen, ein Elektrizitätswerk zu betreiben. Die in der Nähe befindliche Bahnstrecke Bebra-Fulda sowie die Orte Hünhan, Steinbach, Roßbach und Kirchhasel wurden als Abnehmer ins Auge gefasst.

Die rundbogigen Industriefenster markieren noch heute den Turbinenbereich. Der darüber liegende Wohnhausbereich wurde nachträglich durch einen weiteren Wohngebäudeteil ergänzt. Der in Mischbauweise erstellte Gebäudekomplex besteht aus zwei Stockwerken mit einem aufwendigen Mansardendach und Zwerchgiebel. Während das Erdgeschoss massiv und verputzt ist, besteht das Obergeschoss aus regelmäßigem Fachwerk mit halben Mannfiguren und den zeittypischen Kopfstreben anstatt Kopfwinkelhölzern. In den Gefachen unter den Fenstern sind Andreaskreuze als Zierelemente eingefügt. Alles ruht auf einem Sandsteinsockel, der durch drei Wasserführen unterbrochen ist. Zwei davon dienen als Auslauf für das Wasser, das die Turbinen antreibt, während der dritte Auslauf ein Bypass ist, in dem sich früher ein Mühlrad und ein Aalfang befanden.

Martin Risse, der als Chemielaborant bei Kali&Salz arbeitet und sein technisches Verständnis als „Wissen aus der Familie“ bezeichnet, hat für seine fünfköpfige Familie das als Industrieanlage und aus ortshistorischen Gründen denkmalgeschützte Haus in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Fulda innen komplett den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Dabei ist Holz verbaut worden, wie besonders an den beiden übereinander liegenden Balkonen an der südlichen Stirnseite zu sehen ist. Veränderungen oder Reparaturen am Fachwerk sind seit 1980 keine erfolgt.

Die Beratung durch Diplom-Ingenieurin Eva Kohlmann von der Denkmalschutzbehörde des Landkreises sei immer gut und zielführend gewesen und habe seine Motivation unterstützt, den Mühlenstandort mit Industriegebäude, Wohnhaus, Auszugshaus und Scheune zu erhalten, so der 58-jährige. Viel Kraft und Zeit habe er investieren müssen. Bei alle seinem Erzählen, wobei er die Historie nicht ausspart, merkt man Martin Risse jedoch an, dass ihm dieser Energieaufwand nicht zu viel war. Seine Mühle ist ein Vorzeigeobjekt. Die erste Turbinenanlage hat im Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld eine neue Heimat gefunden. Den Strom, den die heutige modernisierte Anlage liefert, speist Martin Risse in das Netz der RhönEnergie Fulda ein.

 

Fulda, 7. November 2014

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