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Hessen: Überdurchschnittlicher Anstieg bei Antibiotika-Verordnungen

Frankfurt am Main. In Hessen ist die Zahl der Antibiotika-Verordnungen in den letzten zwei Jahren überdurchschnittlich an-gestiegen. Von 2011 auf 2013 hat sich das Verordnungsvolumen dieser Präparate um 5,4 Prozent erhöht; bundesweit beträgt der Anstieg lediglich 4,7 Prozent. Das zeigt eine Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) zum Antibiotika-Verbrauch in Deutschland.

Antibiotika gehören heute zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in der Medizin. Allein in Deutschland werden Patienten jährlich ca. 250 bis 300 Tonnen Antibiotika verordnet. Bei den TK-Versicherten entfallen elf Prozent aller Verordnungen bei Männern und 13 Prozent aller verordneten Präparate bei Frauen auf Antibiotika. Jeder Erwachsene in Hessen erhielt im vergangenen Jahr statistisch gesehen 5,2 Tagesdosen Antibiotika. Der Bundesdurchschnitt lag bei 5,3 Tagesdosen.

Zweifellos sind Antibiotika ein wirkungsvolles Mittel gegen bakterielle Infektionen und eine bedeutende Errungenschaft in der Medizin. Ein Problem ist allerdings, dass das Verordnungsverhalten und der sorglose Umgang mit Antibiotika in den vergangenen Jahren zu schwerwiegenden Resistenzen geführt haben. „In der Praxis wird immer noch viel zu schnell nach einem Antibiotikum als ‚Wunderwaffe‘ gegriffen. Je häufiger Antibiotika aber eingesetzt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Wirkung verlieren“, sagt Alexandra Schätzle, Präventionsexpertin der TK in Hessen.

Antibiotikaresistenzen sind kein neues Phänomen. Sie beruhen auf der Fähigkeit von Mikroorganismen, sich vor der toxischen Wirkung von Antibiotika zu schützen. Daher trägt jeder einzelne Gebrauch von Antibiotika zur Vermehrung resistenter Bakterienstämme bei. Insbesondere sogenannte multiresistente Keime, bei denen kein Medikament mehr wirkt, sind eine zunehmende Gefahr. „Wenn die Entwicklung ungebremst weitergeht, wer-den wir einige Infektionskrankheiten wie beispielsweise Blasenentzündungen, die normalerweise einfach zu behandeln sind, nicht mehr mit Antibiotika kurieren können. Es gibt bereits Infektionen, für die kaum noch wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen. Zwar stehen für solche Fälle Reserve-Antibiotika zur Verfügung. Diese Mittel haben aber starke Nebenwirkungen und können ebenfalls unwirksam gegenüber Erregern werden“, so Schätzle.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika setzt aus Sicht der TK hilfreiche und verständnisvolle Informationen voraus. Der Patient muss für diese besondere Gruppe von Arzneimitteln sensibilisiert werden. Sowohl die behandelnden Ärzte als auch die Apotheker müssen ihrer Beratungspflicht nachkommen und die Patienten auf die richtige Einnahme hinweisen. Zudem sollten Antibiotika nur dann verschrieben werden, wenn sie wirklich nötig und nützlich sind, wie beispielsweise bei einer bakteriellen Infektion. Bei virusbedingten Infektionen sind die Präparate wirkungslos. Um die Entstehung widerstandsfähiger Bakterien zu verhindern, sollten Patienten die Einnahmevorschriften gewissenhaft beachten und ein Antibiotikum nicht zu früh absetzen.

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