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Ein Fachtag auf Augenhöhe – Von der Elternarbeit zur Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit Eltern

573-Kindertagespflege
Fulda. Qualität vor Quantität, gemeinsam statt allein, mehr mit statt für Eltern – das waren die Kernbotschaften eines Fachtages zu dem die Fachstelle Kindertagespflege und die Fachberatung Kindertagesstätten des Landkreises Fulda sowohl Erzieherinnen und Erzieher als auch Tagesmütter und -väter eingeladen hatten.

Zentrales Thema des Fachtags, der in der Eduard-Stieler-Schule stattfand, war die Weiterentwicklung der Elternarbeit zu einem partnerschaftlichen Modell – der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Zudem ging es bei der Veranstaltung auch um die Begegnung und den Austausch zweier Professionen „auf Augenhöhe“.

In einem Impulsvortrag zur „Bildungs- und Erziehungspartnerschaft“ gab Daniela Macsenaere vom Mainzer Institut für Kinder- und Jugendhilfe zunächst einen Überblick über die rechtlichen und fachlichen Grundlagen. Sie machte deutlich, dass zu den gesetzlich verankerten Aufgaben von Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege ein Förderauftrag gehöre. Neben der Betreuung der Kinder umfasse der Auftrag auch deren Erziehung und Bildung. Macsenaere verdeutlichte, dass sich angesichts des Förderauftrags und der gesellschaftlichen Veränderungen die klassische Elternarbeit, die aus Sicht der Institution gestaltet werde, zu einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft entwickeln solle, die sich an der Perspektive des Kindes orientiere.

„Eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft ist eine Frage der Haltung“, erklärte Macsenaere. „Sie erfordert eine Kommunikation auf Augenhöhe, Echtheit und Transparenz, Akzeptanz und Annahme sowie den Willen, das Gegenüber zu verstehen.“ Eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft verlange daher auch die wechselseitige Öffnung von Familie und Kindertagesstätte beziehungsweise Kindertagespflege, damit Erziehung und Bildung gemeinsam gestaltet werden könnten.

Anhand verschiedener pädagogischer Ansätze und empirischer Belege zeigte die Referentin auf, wie weit Bildungs- und Erziehungspartnerschaften reichen und welche Effekte damit erzielt werden können. Ergänzt wurde die Theorie durch praktische Erfahrungen aus Modellprojekten, die gezeigt haben, wie die gemeinsame Begleitung des individuellen kindlichen Erziehungs- und Bildungsprozesses gelingen kann.

Zu den hilfreichen Instrumenten zählen laut Macsenaere Hausbesuche und Hospitationen, Entwicklungsdokumentationen oder gemeinsame Strategien zur Förderung in einem bestimmten Entwicklungsbereich. Zudem sei es wichtig, mit der Aufnahme des Kindes in eine Einrichtung oder in die Kindertagespflege die gesamte Familie in den Blick zu nehmen, deren Bedarf zu erfassen und das Angebot daran auszurichten.

Beispiele seien unter anderem regelmäßige Eltern-Kind-Angebote zur frühen Bildung, offene Sprechstunden, Erziehungsberatung, Ernährungsprojekte oder Kleider- und Spielzeugbörsen. „Die Angebote sollten sich an den Lebenswelten der Familien orientieren und inhaltlich darauf abzielen, die Familien zu stärken“, so die Empfehlung der Referentin.

Beim anschließenden Café für Sucher und Entdecker konnten die knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre persönlichen Sichtweisen und Erfahrungswerte einbringen. In fünf gemischten Gruppen wurden die Themen „Haltung“, „Mitwirkung von Eltern“, „Perspektiven“, „Übergänge/Eingewöhnung“ sowie „Zugänge“ diskutiert. In den Arbeitsgruppen wurde der Wunsch nach mehr Begegnungen, Fortbildungen und fachlichem Austausch zwischen Erzieherinnen und Kindertagespflegepersonen ebenso kommuniziert wie der Wunsch nach mehr Vernetzung von Fachkräften und Eltern untereinander.

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