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Woche der Menschen mit Behinderungen: Behinderung darf kein berufliches Handicap sein

Frankfurt. Die Vereinten Nationen haben 1992 den 3. Dezember zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen ausgerufen. Dieser Tag wird weltweit für Aktionen genutzt, um die Inklusion behinderter Menschen voranzutreiben. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) begleitet zum vierten Mal diesen Tag mit einer Aktionswoche. Ab dem 01. Dezember werben alle Agenturen für Arbeit mit verschiedenen Veranstaltungen bei Arbeitgebern für mehr Inklusion im Arbeitsleben.

Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen: „Die Bundesagentur für Arbeit engagiert sich nicht nur bei der Integration von arbeitslosen Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt, sondern will auch als Arbeitgeberin mit gutem Beispiel vorangehen. Jedes Jahr bieten wir jungen Menschen mit Behinderungen die Chance, eine Ausbildung oder ein Studium bei der Bundesagentur zu beginnen. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten. Mittlerweile liegt der Anteil der beschäftigten Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsagenturen und der Regionaldirektion sogar weit über der Privatwirtschaft, aber auch deutlich über dem Durchschnittswert anderer Öffentlicher Arbeitgeber in Hessen.“

Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen nimmt zu

Arbeitgeber, die im Jahresdurchschnitt monatlich über mindestens 20 Arbeitsplätze im Sinne des Sozialgesetzbuches IX (§§ 73 ff) verfügen, sind verpflichtet, auf wenigstens fünf Prozent dieser Plätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Solange Arbeitgeber die vorgeschriebene Zahl von schwerbehinderten Menschen nicht einstellen, haben sie für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe zu entrichten.

2012 waren so in Hessen gut 99.300 Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderungen besetzt, 2011 lag die Zahl noch bei rund 97.240. Von den Arbeitgebern mit 20 und mehr Arbeitsplätzen stellten die Öffentlichen Arbeitgeber prozentual gesehen die meisten Pflichtarbeitsplätze zur Verfügung. Die Quote betrug dort 8,2 Prozent, während sie bei den privaten Arbeitgebern bei 4,6 Prozent lag.

In den letzten vier Jahren konnte ebenfalls der Anteil von Menschen mit Behinderungen bei den Beschäftigten in den Agenturen für Arbeit und der Regionaldirektion Hessen gesteigert werden und liegt jetzt bei rund 10,0 Prozent.

Tristan Wagner ist ein Beispiel erfolgreicher Inklusion ins Arbeitsleben in der Agentur für Arbeit Gießen. Der 21-jährige gehörlose junge Mann hat in diesem Jahr seine Ausbildung beendet. Jetzt ist er im Operativen Service tätig und bearbeitet berufliche Eingliederungshilfen wie Zuschüsse zum Arbeitsentgelt, Ausbildung oder Einstiegsqualifizierungen. Telefonate sind in seinem Team eher selten, so dass er in der ruhigen Arbeitsatmosphäre seinen Job auch mit seiner Behinderung gut bewältigen kann und keine weiteren besonderen Hilfen benötigt.

Bei der Ausbildungsplatzsuche war er schnell erfolgreich. „Ich wusste, dass Behörden behindertenfreundlich sind, habe ich mich gleich auf alle möglichen Behörden gestürzt und stand am Ende zwischen Finanzamt oder Arbeitsagentur. Meine Wahl fiel auf die Arbeitsagentur, da diese von beiden Behörden für mich damals die sympathischere und vielversprechendere Arbeitgeberin war“, sagt Tristan Wagner.

Arbeitslose Menschen mit Behinderungen oft gut qualifiziert

Über die Hälfte (55,5 Prozent) der arbeitslosen Menschen mit Behinderungen ist gut qualifiziert und hat eine betriebliche oder akademische Ausbildung. Bei den nicht-behinderten Arbeitslosen sind es nur 48 Prozent. Dennoch bleiben sie länger arbeitslos als Menschen ohne Behinderung und sind auch beim Abgang in den 1. Arbeitsmarkt weniger erfolgreich als andere Arbeitslose. 46 Prozent der Schwerbehinderten gelten als langzeitarbeitslos, wohingegen 38 Prozent der nicht-behinderten Arbeitslosen unter diese Kategorie fallen. Im Jahresverlauf 2014 waren im Durchschnitt 13.900 schwerbehinderte Menschen arbeitslos – fast so viele wie im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Die Mehrheit ist über 50 Jahre alt und macht so gut zwei Fünftel der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen aus.

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