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Psychosoziale Krebsberatungsstelle Fulda mit erweitertem Team – „Wir nehmen uns Zeit und hören zu“

 Das Team der psychosozialen Krebsberatungsstelle mit Leiterin Elisabeth Werthmüller (r.) Foto: M. Traber


Das Team der psychosozialen Krebsberatungsstelle mit Leiterin Elisabeth Werthmüller (r.)
Foto: M. Traber

Fulda. Die Diagnose Krebs verändert das Leben – körperlich und psychisch. Die psychosoziale Krebsberatungsstelle bietet kostenfrei Unterstützung für Patienten, Angehörige und alle, die mit der Krankheit konfrontiert werden. Wie sich die Arbeit gestaltet, erläutert die Leiterin der Beratungsstelle Fulda, Diplom-Sozialpädagogin Elisabeth Werthmüller, im Interview.

Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als psychosoziale Krebsberatungsstelle?

Wir sind Anlaufstelle für Menschen in allen Phasen einer Krebserkrankung sowie für Angehörigen und Menschen im nächsten Umfeld – auch für Fragen im Verhalten von und mit Kindern, die in Familien mit Erkrankten leben, haben wir spezielle Angebote. Wir möchten Ratsuchenden zielgerichtete Hilfestellung geben, sie entlasten und ihre Lebensqualität steigern.

Wie viele Menschen haben Sie in diesem Jahr beraten?

Bis zum September gab es über 400 Beratungskontakte, diese umfassen Telefonberatung ebenso wie das persönliche Gespräch.

Sie haben zwei neue Kolleginnen. Lässt sich daraus schließen, dass der Beratungsbedarf steigt?

Zum einen das, zum anderen ist nun eine umfassendere Beratung möglich. Als Diplom-Sozialpädagogin liegt mein Schwerpunkt auf psychosozialen und sozialrechtlichen Fragestellungen. Zwei Kolleginnen sind auf die psychischen Aspekte der Krebserkrankung spezialisiert. Bislang hat die Leiterin der Krebsberatungsstellen in Hessen, Diplom-Psychologin Hanna Bohnenkamp, diese Aufgabe hauptsächlich übernommen. Irmgard Encke unterstützt sie nun, sie ist ebenfalls Psychologin mit langjähriger Erfahrung in diesem Bereich. Wir alle haben eine psychoonkologische Ausbildung. Simone Müller kümmert sich als Verwaltungsfachkraft um Organisatorisches, den Schriftverkehr und Recherchen.

Wie komme ich zu einem Beratungstermin?

Sie rufen einfach an. Wir sind Montag bis Donnerstag von 9 Uhr bis 13 Uhr und freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr im Büro präsent, hören aber auch jeden Tag den Anrufbeantworter ab und melden uns meistens innerhalb von 24 Stunden zurück. Unser großes Anliegen ist es, das Angebot an den Bedürfnissen der Patienten auszurichten. Termine sind individuell zu vereinbaren, auch Hausbesuche sind möglich.

Das Angebot ist für Ratsuchende kostenfrei. Wie finanziert sich Ihre Arbeit?

Die Personalkosten werden noch bis Dezember 2016 von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen eines Förderprogramms gefördert. Die Räume können wir dank der Unterstützung des Landkreises Fulda mietfrei nutzen. Die Deutsche Rentenversicherung Hessen unterstützt uns, darüber hinaus sind wir auf Spendengelder an unseren Förderverein sowie die Beratungsstelle angewiesen.

Mit welchen Anliegen kommen Menschen zu Ihnen?

Überwiegend geht es um die psychische Verarbeitung der Krankheit und ihrer Folgen. Oft beherrschen Ängste und Verunsicherung die Menschen, und wir vermitteln, dass wir uns ausreichend Zeit und Raum dafür nehmen. Patienten mit einer fortschreitenden Krebserkrankung haben oft das Bedürfnis, über existenzielle Fragen zu sprechen. Die Übergänge zwischen psychischen Belastungen und sozialrechtlich-organisatorischen Fragen sind fließend. Viele fragen zum Beispiel „Wie geht es mit meiner Arbeitsstelle weiter“, „Wie stelle ich Anträge zur Reha?“ oder „Welche finanziellen Hilfen stehen mir zu?“. Dem versuchen wir Rechnung zu tragen, indem uns Zeit nehmen und gemeinsam mit den Ratsuchenden Lösungen entwickeln.

Haben sich die Themen der Beratungsgespräche in den vergangenen Jahren verändert?

Ja. Immer mehr Menschen leben heute lange mit der Diagnose Krebs und den damit verbundenen Veränderungen und Einschränkungen. Wenn jemand nach Behandlung und Reha langsam wieder in das „normale“ Leben zurückfindet, geht es trotzdem oft nicht so weiter wie vor der Diagnose, etwa in Beziehungsfragen oder im Berufsleben. Es ist wichtig, dass die betroffenen Menschen nicht alleine gelassen werden, wenn sie die erforderlichen Anpassungsleistungen erbringen müssen. Angstgefühle, Unsicherheit und Neuorientierung dauern oft länger, als es vom Umfeld zugestanden wird.

Kontakt:

Psychosoziale Krebsberatungsstelle Fulda
Leipziger Straße 6, Fulda
Telefon (0661)83398644
E-Mail fulda@krebsberatung-hessen.de

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