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„Grenzenlos durch den Tag – heute spielt die Inklusion keine Rolle“

DSC_0383Fulda. Unter dieses Motto stellte der 28jährige Andreas Sauer den vorweihnachtlichen Abend, zu dem der Regionalverband Fulda der ALfA und das Antoniusheim eingeladen hatten und in dessen Mittelpunkt eine Lesung mit Prof. Schneider stand. Schneider ist Kinderarzt und leitet an der Universitätsklinik Erlangen eine Abteilung, die sich mit Erbkrankheiten beschäftigt. Die Freude über diesen Besucher, der aus seinem Buch „Was soll aus diesem Kind bloß werden“ las, war Andreas deutlich anzumerken. Inklusion sei manchmal traurig, erklärte er: viele erschreckten sich über Menschen mit Behinderung, dabei finde er sich als Down-Syndrom Träger völlig normal.

Zum Glück sehen das andere genauso: Andreas ist im Elferrat seiner Heimatgemeinde, hilft in der Redaktion des Magazins „Seitenwechsel“ und arbeitet hauptberuflich als Landschaftsgärtner. Bei einer kurzen Unterhaltung mit ihm wird schnell klar, dass die Lebensgeschichte dieses freundlichen, aufgeweckten jungen Mannes gut in Schneiders Buch gepasst hätte – er schildert darin die Lebensläufe von sieben Menschen mit Down Syndrom, deren Eltern nur zu oft den Satz gehört hatten: „Was soll aus diesem Kind bloß werden?“

DSC_0396Das hatten sich wohl auch die Eltern von Anna gefragt, als sie mit der Diagnose Down Syndrom konfrontiert wurden. Und sich vermutlich nicht vorstellen können, dass sie jemals in der Lage sein würde, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.   Anna ist einer der jungen Menschen, von denen Schneider in seinem Buch berichtet: sie arbeitet in einer Jugendherberge und verzaubert mit ihrem sanften Lächeln ganze Schulklassen. „Sie ist ein Engel“, sagt ihre Kollegin über sie. Böse Worte könne Anna nicht ertragen: sie beschäftige sich damit den ganzen Tag. Also traue sich keiner mehr zu schimpfen wenn sie da ist.

Auch Jan musste erfahren, dass Menschen mit Down Syndrom massive Ablehnung entgegenschlägt. Sein Vater konnte sich mit der Diagnose nicht abfinden, verschwand aus Jans Leben und musste auf Zahlung des Kindesunterhalts verklagt werden. Trotz alledem ist Jans Biographie eine Erfolgsstory: er ist der unbestrittene Star im Theater Augenblick. Geleitet von einem erfahrenen Sonderpädagogen, Schauspieler und Regisseur verdienen sich hier zehn professionelle Schauspieler, darunter acht mit geistiger Behinderung, ihren Lebensunterhalt mit ganz besonderen, einmaligen Produktionen.

Wie sich bei der lebhaften Fragerunde zeigte, waren die zahlreich erschienen Zuhörer aber besonders an einer Person interessiert, von der Schneider in seinem Buch gar nicht berichtet: seiner Sekretärin, die ebenfalls das Down Syndrom hat. Er hatte sie gegen Ratschläge seiner Kollegen („Das ist doch eine Patientin von uns, die müssen wir behandeln und nicht beschäftigen!“) eingestellt. Unterstützt von einem Fachdienst, gelang ihr die Einarbeitung so gut, dass sie mittlerweile einen unbefristeten Beschäftigungsvertrag hat.

Begleitet wurde die Lesung von der Band In Takt, in der nahezu ausschließlich Menschen mit Behinderung musizieren und so ebenfalls dazu beitrugen, den Abend zu einem gelungenen Beispiel für Inklusion werden zu lassen.

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