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Eine Herzsportgruppe für Max

Hilders. Das hatte Carola Ossenkopp-Wetzig nicht zu träumen gewagt. Quietschvergnügt springt ihr Sohn Max am Mittwochnachmittag mit sieben anderen Kindern in der Sporthalle der Fuldaer Konrad-Adenauer-Schule umher – obwohl der Fünfjährige mit einem Herzfehler geboren wurde. „Als er auf die Welt kam war eine Operation nötig, und die ging schief“, erzählt die Mutter. „Wir haben einen Monat lang täglich mit seinem Tod gerechnet. Es ist das größte Glück, ihn jetzt so lebensfroh zu sehen.“

Erste Herzsportgruppe für Kinder in Hessen

Beim TV Petersberg kann sich Max in der ersten hessischen Kinderherzsportgruppe austoben. Seine Mutter hat sie gegründet und gemeinsam mit dem Kinderkardiologen Jannos Siaplaouras und dem Übungsleiter Jürgen Fiedler aufgebaut. Monatelang hat sie Spenden gesammelt, um betreuende Ärzte, Notfallkoffer und den Defibrillator bezahlen zu können. „Wir wollen Kindern mit Herzfehler Freude am Sport und damit am Leben ermöglichen“, sagt sie. „Wir haben teilweise Anfragen aus Erfurt erhalten. Solche Angebote gibt es leider kaum. Wir können vielleicht noch ein, zwei Kinder aufnehmen, dann müssen wir eine neue Gruppe aufmachen und brauchen weitere Unterstützung.“

„Teufelskreis aus Überbehütung & sozialer Isolation durchbrechen“

Sport ist für Kinder mit einem Herzfehler von herausragender Bedeutung. Der betreuende Arzt Siaplaouras hat im Rahmen seines Projektes „Herzchensport“ mit der Firma Sporticum aus Frankfurt ein spezielles Trainingsprogramm für die Gruppe entwickelt. Er weiß: „Herzkranke Kinder werden durch die Angst ihrer Eltern oft überbehütet, geschont und weisen motorische und konditionelle Defizite auf. Das führt zu weiterer Überbehütung und manchmal bis in soziale Isolation. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden.“ Ossenkopp-Wetzig kennt das Phänomen: „Ich hatte und habe bis heute natürlich Angst um mein Kind. Was ist, wenn mein Junge beim Sport auf einmal umkippt?“

„Es gibt kein erhöhtes Risiko“

Beim Kinderherzsport ist Max in sprichwörtlich besten Händen. Im Rahmen einer Studie mit der Goethe-Universität Frankfurt und dem Hessischen Kinderherzzentrum hat Siaplaouras die Bewegungen und Herzfrequenz von Max und seiner Gruppe untersucht. Dazu wurden neun Probanden über jeweils sechs Monate im Alltag und beim Sport mit Sensoren ausgestattet. Sein vorläufiges Fazit: „Unsere Kinder sind beim Sport keinem größeren Gesundheitsrisiko ausgesetzt, als im Alltag, profitieren aber von einer verbesserten Kondition, Koordination und Flexibilität. Natürlich besteht ein Grundrisiko, das ist aber nicht höher, als beim Toben im Kindergarten.“ Siaplaouras vermutet, die Resultate könnten mit einer guten Selbstwahrnehmung der jungen Sportler zusammenhängen. Wenn Max bei einer Übung müde wird, setzt er sich kurz hin und macht nach ein paar Minuten weiter.

Um das Angebot der Fuldaer Herzkinder aufrechterhalten zu können, ist Ossenkopp-Wetzig auf Spenden angewiesen. „Noch sind wir relativ unbekannt, aber ich will in Zukunft niemanden abweisen müssen“, sagt sie. Für weitere Informationen ist  sie unter der Telefonnummer: 0160 / 18 04 191 oder per Email an: herzkinder-fulda@gmx.de zu erreichen. Siaplaouras bietet betroffenen Eltern, Patienten, Sportvereinen und Selbsthilfegruppen kostenlose Beratung zum Kinderherzsport per Email an: j.siaplaouras@sporticum.de.

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