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Wieder mehr Wildkatze in der Rhön / Funde von Verdachtskatzen melden

632-WildkatzeFulda. Die Urform unserer Hauskatzen stammt von der in Asien, Palästina und Afrika lebenden Falbkatze (Felis sylvestris lybica) ab. Die in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet im Wesentlichen auf Europa beschränkte Wildkatze (Felis sylvestris sylvestris) gilt dagegen als nicht domestizierbar. Ihr ursprüngliches Verbreitungsareal reicht von der Iberischen Halbinsel bis zum Kaukasus und im Norden bis Schottland.

Nach Freigabe der vorher nur dem Adel vorbehaltenen Jagd nach dem Revolutionsjahr 1848 wurde die Wildkatze als „Niederwildschädling“ intensiv verfolgt. Zu Unrecht, denn sie ist fast ausschließlich Mäusejäger. Wegen ihres unheimlich klingenden Geschreis während der Paarungszeit im Februar/März wurde sie mit Hexen in Verbindung gebracht. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs konzentrierten sich Restvorkommen in Hessen auf große Wälder oder dünn besiedelte Gebiete von Taunus, Meißner-Kaufunger Wald und Rhön. Von dort breitete sie sich seit dem Zweiten Weltkrieg langsam wieder aus. Dazu trug auch das jahrelange Verbot des privaten Waffenbesitzes im Nachkriegsdeutschland bei. Reparationsholzeinschläge sowie zahlreiche Sturmschadensereignisse begünstigten die Entwicklung nahrungsreicher Waldstrukturen.

Seit 1922 genoss die Wildkatze per Gesetz einen ganzjährigen Schutz in preußischen Staatswäldern. Mit dem Reichsjagdgesetz von 1936 wurde die Wildkatze ganzjährig geschont. Auch das Bundesjagdgesetz von 1952 übernahm diese Regelung. In der DDR wurde die Wildkatze seit 1955 ganzjährig geschont. Mit der EG-Richtlinie 338 von 1998, der so genannten FFH-Richtlinie, erhielt die Wildkatze europaweiten Schutz.

Um Erkenntnisse über ihre aktuellen Vorkommen zu erlangen, wurden deutschlandweit baldriangetränkte Holzpfosten, von denen Wildkatzen angelockt werden und sich daran reiben, ausgebracht. Die an den Pfosten dabei hängenbleibenden Haare geben nach ihrer genetischen Analyse Aufschluss über Wildkatzenvorkommen. Seit Anfang der 1990er Jahre stiegen landesweit die Totfunde an Straßen, und die Sichtbeobachtungen nahmen zu. Ab 1986 wurden mehrere Hundert Wildkatzen im bayerischen Spessart ausgewildert. Nach den Ergebnissen der genetischen Analysen der Wildkatzenhaare von den Holzpfosten konnte eine mittlerweile wieder weite Verbreitung der Wildkatze auch in der Rhön festgestellt werden, wo die Wildkatze nie ganz ausgestorben war.

Die Wildkatze lebt sowohl im Wald als auch in der Kulturlandschaft, die Deckung und genügend Mäuse als Nahrung bieten. In Höhlen, in liegenden Baumstämmen oder in Felsen, unter Wurzeltellern oder Holzstapeln sowie in ungenutzten Gebäuden im Wald sucht die Wildkatze Schutz und bringt im April/Mai ihre Jungen zur Welt. Nach einem halben Jahr Betreuung durch die Mutter werden die Jungen selbständig und suchen sich ein eigenes Revier. Harn- und Kotmarken dienen der Reviermarkierung, Duftstoffe im Urin verkünden Paarungsbereitschaft. Vielbefahrene Straßen bilden Ausbreitungsbarrieren und Todesfallen.

Durch die Entschärfung der Wildunfallschwerpunkte soll der Wildkatze und anderen wandernden Tierarten den Genaustausch zwischen Populationen ermöglicht werden. Verbesserungen in den Lebensräumen wie Wälder verbindende Hecken, der Erhalt von Lichtungen und Waldwiesen, die Reduzierung der Waldwegedichte und das Belassen von hohlen Bäumen im Bestand tragen ebenfalls dazu bei, die Wildkatze zu schützen. Jäger können der Wildkatze helfen, indem sie keine wildfarbenen Katzen schießen und auf Totschlagfallen verzichten.

Obwohl der Kenntnisstand über aktuelle Vorkommen der Wildkatze mittlerweile recht gut ist, sollen auch weiterhin Totfunde untersucht werden. Melden Sie Totfunde wildfarbener „Verdachtskatzen“ dem Ansprechpartner der Naturschutzeinrichtung von Hessen-Forst vor Ort, Dr. Franz Müller, unter Telefon (06656)1634, den hiesigen Forstämtern, der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis oder dem Biosphärenreservat Rhön auf der Wasserkuppe.

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