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FaJuSo in Schotten – Familienbezogene Jugendhilfe im Sozialraum

Sie tauschten sich über die sozialraumbezogene Jugendhilfe aus (v. l.): Matthias Bernges, Katrin Leibner und Jutta Wolfer (FaJuSo), Bürgermeisterin Susanne Schaab, Jugenddezernent Peter Zielinski und Helmut Benner (stellvertretender Jugendamtsleiter). Foto: Gabriele Richter, Pressestelle Vogelsbergkreis.

Sie tauschten sich über die sozialraumbezogene Jugendhilfe aus (v. l.): Matthias Bernges, Katrin Leibner und Jutta Wolfer (FaJuSo), Bürgermeisterin Susanne Schaab, Jugenddezernent Peter Zielinski und Helmut Benner (stellvertretender Jugendamtsleiter). Foto: Gabriele Richter, Pressestelle Vogelsbergkreis.

Ein ganz normales Einfamilienhaus in Schotten, gemütlich und wohnlich. So kann ein Heim für Schotten. Jugendliche auch aussehen. Jugenddezernent Peter Zielinski, der stellvertretende Jugendamtsleiter Helmut Benner und Bürgermeisterin Susanne Schaab waren zu Besuch bei FaJuSo – Kurzform für „Familienbezogene Jugendhilfe im Sozialraum“ – um sich vor Ort über deren Arbeit zu informieren. „Eine Gruppe von öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe hatte sich in Nordfriesland Anregungen geholt für eine sozialraumorientierte Jugendhilfe im Vogelsbergkreis“, berichtet Jugenddezernent Zielinski. Er freut sich, dass daraus beispielsweise das „Netzwerk Erziehungsberatung“ entstanden ist. Und dass FaJuSo einer der Netzwerkpartner ist, der seit April dieses Jahres in Schotten ein besonderes Angebot vorhält.

Traditionell neige man in der Jugendhilfe dazu, die jungen Menschen in eine andere – vermeintlich bessere und professionellere – Umgebung zu bringen, so der stellvertretende Jugendamtsleiter Helmut Benner. Die Nachteile, die daraus oft resultierten, nämlich das Schubladendenken „schwierige Jugendliche“, „unfähige Eltern“ und „besserwisserische Erzieher“ oder „böses Jugendamt“ waren den in der Jugendhilfe Tätigen und Verantwortlichen im Vogelsbergkreis bewusst. Deshalb holten sich die Fachkräfte in einer Fortbildung mit dem Erziehungswissenschaftler Professor Wolfgang Hinte (Universität Duisburg-Essen) Impulse, um danach daran zu arbeiten, das Umfeld so zu gestalten, dass Menschen bessere Strategien für schwierige Lebenslagen entwickeln können.

FaJuSo hat in Schotten mit einer Tagesgruppe begonnen, bald kamen die stationäre Wohngruppe und schließlich auch ambulante Angebote hinzu. Jutta Wolfer und Matthias Bernges als Gesellschafter, Katrin Leibner als Koordinatorin stellten ihre Arbeit vor. „Abgesehen von der Erziehungsberatung arbeiten wir nur mit Familien und Jugendlichen aus der näheren Umgebung zusammen“, sagt Matthias Bernges, Gesellschafter bei FaJuSo, und erklärt auch warum: „Wir möchten das System Familie unterstützen, alle Strukturen hier vor Ort einbinden und die Kinder und Jugendlichen, wann immer dies möglich ist, zurück in ihre eigene Familie bringen.“ Und Jutta Wolfer ergänzt: „Ins Heim kommen bedeutet hier nicht, dass man die Schule wechselt und seinen Freundeskreis verliert.“

Die Praxis sieht so aus: Im Haus gibt es sechs Heimplätze plus einen zusätzlichen Platz für Krisenfälle. Die Jugendlichen bringen Mitschüler und Freunde mit „nach Hause“, regelmäßig kommen auch die Familien zu Besuch, es werden alltägliche Probleme miteinander besprochen, manchmal wird auch zusammen gekocht. „Es ist schön zu sehen, dass Eltern sich hier auch kennenlernen und sich gegenseitig unterstützen. Außerdem sprechen sie aus eigener Erfahrung und können sich Dinge sagen, die aus dem Mund eines Experten längst nicht so gut ankämen“, findet Jutta Wolfer.

Zielgruppe aller Angebote sind Familien in Krisensituationen, die für eine gewisse Zeit lang professionelle Hilfe bei der Bewältigung ihrer Probleme brauchen. Familien mit Erziehungsfragen können kostenlose Beratungstermine von FaJuSo-Fachkräften erhalten, ohne deswegen nach Lauterbach oder Alsfeld fahren zu müssen. Der nächste Baustein ist die Tagesgruppe, ein teilstationäres Angebot, bei dem die Kinder in ihren Familien bleiben. In der Tagesgruppe geht es um schulische Förderung, soziales Lernen in der Gruppe und regelmäßige Elternarbeit. Und auch hier wird der sozialräumliche Ansatz gelebt: „Wir haben mit unseren Kindern aus der Tagesgruppe zum Beispiel bei einer Mädchen-AG der Kollegin von der schulbezogenen Jugendsozialarbeit mitgemacht und im Sommer an den Ferienspielen teilgenommen“, zählt die Sozialpädagogin auf.

Die Experten bei FaJuSo setzen drauf, dass diese Art der Prävention sinnvoll und hilfreich ist. Und Jugenddezernent Zielinski setzt auf solche Träger der Jugendhilfe wie die FaJuSo, die „auf allen Ebenen aktiv sind, um langfristige und unnötige Heimaufenthalte zu vermeiden und dadurch Kosten zu verringern“.

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