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Zur 150-jährigen Wiederkehr der Gründung des Vereins für Naturkunde zu Fulda

Vor 150 Jahren, am 13. März 1865, wurde in Fulda von naturwissenschaftlich interessierten Bürgern ein Verein für Naturkunde gegründet. Dieser Verein verstand sich zunächst als Lesegesellschaft für naturhistorische Schriften und verfolgte in erster Linie das Ziel der „Selbstbildung und Weiterentwicklung von naturwissenschaftlichen Kenntnissen seiner Mitglieder“.

Mit Realschulinspektor Georg Wilhelm Röder und Reallehrer Dr. Oscar Speyer konnte der anfänglich nur aus wenigen Mitgliedern bestehende Verein gleich zu Beginn seiner Gründung zwei von außerhalb kommende Mitarbeiter gewinnen, die das Leben des Vereins ganz maßgeblich mitbestimmen sollten. Aufgrund früherer Tätigkeiten verfügten beide bereits über Erfahrungen auf dem Gebiet des Vereinslebens und hatten sich zudem durch wissenschaftliche Abhandlungen und Vorträge hervorgetan. Doch schon bald nach der Gründung erschien den Mitgliedern der Aufgabenbereich der Fuldaer naturwissenschaftlichen Lesegesellschaft zu eng gefasst. Es entwickelte sich der Wunsch, nach dem Vorbild anderer naturhistorischer Gesellschaften eine wissenschaftliche Vereinigung zu gründen, deren Tätigkeitsbereich erheblich erweitert werden sollte.

Der Verein gab sich eine Gesellschaftsordnung, deren Statuten von Wilhelm Röder entworfen wurden. Das Hauptziel bestand vor allem in der Untersuchung und möglichst vollständigen Erfassung der gesamten Naturausstattung des Fuldaer Raums einschließlich des Rhöngebirges. Ferner galt es, die erzielten Ergebnisse in geordneten Sammlungen zu veranschaulichen oder in Form schriftlicher Darstellungen den Mitgliedern sowie einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Auch öffentliche Vorträge dienten dazu, eine größere Breitenwirkung bei der Vermittlung allgemeiner naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und naturkundlicher Themen über die Region zu erzielen. Darüber hinaus ging es um das Studium wissenschaftlicher Werke, das Gespräch und den gegenseitigen Austausch von Informationen im Kreis der Mitglieder.

Um all diese anvisierten Ansprüche angemessen verwirklichen zu können, waren entsprechende organisatorische Strukturen notwendig. Aus diesem Grund bestand der Vereinsvorstand nicht wie üblich nur aus dem ersten Vorsitzenden, dem Schriftführer und dem Rechnungsführer. Vielmehr wurde der Vorstand durch drei weitere Ämter erweitert: Ein Bibliothekar war für die Vereinsbibliothek, für den Leihverkehr und den Austausch wissenschaftlicher Schriften zuständig, ein Konservator widmete sich dem Ordnen und Aufstellen sowie der sachgemäßen Pflege der Naturaliensammlungen und ein weiteres Vorstandsmitglied betreute den Lesezirkel.

An dem als Stiftungstag geltenden 13. März wurde alljährlich die Generalversammlung abgehalten, auf der in geheimer Abstimmung die Mitglieder des Vorstands jeweils für ein Jahr gewählt wurden. Wilhelm Röder wurde zum ersten Vorsitzender, Dr. Oscar Speyer zu seinem Sekretär (Schriftführer) ernannt. Was die Mitglieder betrifft, so waren es überwiegend Gymnasiallehrer, Reallehrer, Apotheker, Ärzte und Tierärzte, die über viele Jahrzehnte hinweg in unterschiedlichen Positionen durch ihre ehrenamtliche Tätigkeiten die Geschicke des Vereins lenkten.

Vorträge, ganz- und halbtägige Exkursionen, das Anlegen von Naturaliensammlungen, der Aufbau einer eigenen naturwissenschaftlichen Bibliothek, die Herausgabe von Jahresberichten und Publikationen, der Schriftentausch sowie schließlich die Nutzung eines eigenen Vereinsraums waren wichtige Säulen des Vereins für Naturkunde zu Fulda, der trotz mancher Rückschläge und zum Teil recht begrenzter Möglichkeiten bis zum Zweiten Weltkrieg bestehen blieb und in dieser Zeit erfolgreich gewirkt und auf verschiedenen Gebieten beachtliche Leistungen hervorgebracht hat.

Über dieses Wirken, nämlich über die jährlich durchgeführten Aktivitäten sowie die Schriftenreihe, die für den Verein herausragenden Persönlichkeiten, die Entwicklung der Mitgliederzahlen oder die soziologische Struktur der Mitglieder kann man vielfältige Informationen in der von Karl-Heinz Schmalz zusammengestellten Festschrift finden, die aus gegebenem Anlass in einer kleinen Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Diese Chronik, die dem 2013 verstorbenen Mitglied Christian Aschenbrenner gewidmet ist, gibt einen sehr detaillierten und spannend geschriebenen Einblick in die Entwicklung des alten Vereins – dem Vorgängerverein des heutigen Naturkundevereins – von seinen Anfängen bis zu seiner Eingliederung in den Heimatbund im Jahr 1941 und seiner Auflösung als Abteilung Naturkunde in dieser Organisation 1946. Erst 1969 wurde der heutige Verein durch Professor Martin Krüpe als Verein für Naturkunde in Osthessen (VNO) neugegründet.

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