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85 Prozent der Rücken-OPs unnötig – TK setzt sich für ärztliche Zweitmeinung ein

Das Kreuz macht den Menschen im Land zu schaffen: Etwa jeder vierte Hesse hat öfter oder gar ständig unter Rückenproblemen zu leiden, das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Patienten mit Rückenleiden, denen der Arzt eine Operation vorschlägt, müssen sich allerdings nicht gleich unters Messer legen: 85 Prozent der Rücken-Eingriffe haben sich nach einer Zweitmeinung als unnötig herausgestellt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des TK-Modellprojektes „Zweitmeinung vor Wirbelsäulen-Operationen“.

Auch der Gesetzgeber hat die Vorteile einer ärztlichen Zweitmeinung mittlerweile erkannt und will im geplanten Versorgungsstärkungsgesetz ein geregeltes Verfahren verankern. So sollen Patienten bei bestimmten operativen Eingriffen grundsätzlich die Möglichkeit erhalten, sich eine zweite Meinung durch einen unabhängigen Experten einzuholen. „Das begrüßen wir, wenn operiert werden sollte nur, wenn es auch wirklich sinnvoll ist“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen.

Zum neuen Gesetz findet heute im Bundestag eine öffentliche Anhörung mit medizinischen Experten aus dem ganzen Bundesgebiet statt. Laut Gesetzentwurf soll jeder Patient, dem eine OP am Bewegungsapparat, an den Gelenken oder dem Herzen bevorsteht, mindestens zehn Tage vor dem Eingriff von seinem Arzt über sein Recht auf eine unabhängige zweite Meinung aufgeklärt werden. „Diese Frist ist sehr kurz. Für den Patienten kann es dadurch zeitlich schwierig werden, sein Recht auf eine Zweitmeinung wahrzunehmen. Es ist zu überlegen, die Frist zu verlängern“, fordert Voß.

TK-Versicherte können sich schon heute im Modellprojekt „Zweitmeinung vor Wirbelsäulen-OPs“ vor einem geplanten Eingriff kostenlos eine professionelle zweite Meinung bei einem Team von Spezialisten einholen. In einem von bundesweit 33 Schmerzzentren untersuchen die Experten aus Physio-, Schmerz- und Psychotherapeuten den Patienten erneut und empfehlen ihm gegebenenfalls eine alternative Therapie. In Hessen gibt es drei Schmerzzentren – in Wiesbaden, Frankfurt und Marburg – mit denen die TK zusammenarbeitet.

Mehr als 1.700 TK-Versicherte bundesweit haben sich seit dem Start des Projekts vor fünf Jahren bereits eine Zweitmeinung eingeholt. Bei gut 1.450 der Patienten haben die Spezialisten den operativen Eingriff als nicht notwendig eingestuft und eine nichtoperative Behandlung
empfohlen – zum Beispiel eine Physio- oder eine Schmerztherapie. Damit erweisen sich im Schnitt gut vier von fünf Rücken-OPs als nicht notwendig.

Die TK will ihren Versicherten die Strapazen einer Operation ersparen, wann immer dies möglich ist. Eine OP birgt immer Risiken. So können zum Beispiel Nerven und Gefäße geschädigt werden oder Narbenprobleme und Verwachsungen auftreten. Darüber hinaus hat die große Studie „Meinungspuls“ der TK kürzlich gezeigt, dass 75 Prozent der Menschen in Hessen das Bedürfnis haben, sich nach einer Diagnose noch anderweitig informieren zu wollen.

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