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Formtief oder doch depressive Verstimmung

Wenn ein Jahreszeitenwechsel stattfindet, muss sich der gesamte Biorhythmus umstellen. Das kann zeitweilig aufs Gemüt schlagen. Da es sich um kein ungewöhnliches Phänomen handelt, braucht man nicht gleich in Sorge zu geraten. Alarmiert sollte man jedoch sein, wenn die trübe Stimmung über einen Monat anhält. Denn hinter einer jahreszeitlich bedingten Abgeschlagenheit kann sich auch eine depressive Verstimmung verstecken.

Die kritischen Phasen, in denen viele Menschen mit einem Durchhänger zu kämpfen haben, liegen im Winter und im Frühling. Grund dafür sind erfahrungsgemäß die sich ändernden Witterungsverhältnisse. Einen großen Einfluss übt dabei das Sonnenlicht auf die innere Uhr aus: Viel Lichtkontakt geht einher mit einer Ausschüttung von Serotonin, einem Glückshormon, das den Antrieb steigert. Zugleich wird die Produktion des Schlafhormons Melatonin gedrosselt. Bei weniger Lichtkontakt laufen die Prozesse genau umgekehrt, es wird mehr Melatonin ausgeschüttet, während parallel weniger Serotonin gebildet wird. Im Winter fühlt man sich deswegen oft müde, energielos und niedergeschlagen. Mehr als die Hälfte der Deutschen leidet später noch einmal an der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit, wenn sich der Hormonspiegel in einer Übergangsphase von der Melatonin- auf eine erhöhte Serotoninproduktion neu einstellt.

Bei Menschen, die besonders empfindlich auf Lichtmangel reagieren oder zum Beispiel nicht genügend an die frische Luft kommen, kann sich der Winterblues als eine saisonal abhängige Depression (engl. „Seasonal Affective Disorder“ – SAD) manifestieren. Eine SAD liegt vor, wenn Trägheit und ein übergroßes Schlafbedürfnis über zwei Jahre hinweg ausschließlich im Winter auftreten. Auch im Frühjahr können sich saisonal affektive Störungen äußern, das kommt jedoch weitaus seltener vor.

Unterschiede zur echten Depression

Die körperlichen Ursachen einer saisonalen Depression können sich mit denen einer depressiven Verstimmung gleichen. Wie bei Praxisvita zu lesen ist, machen sich bei einer depressiven Verstimmung zusätzlich andere Symptome bemerkbar. Starke Erschöpfungsgefühle, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit sind schließlich charakteristisch für eine echte Depression. Gerade der Appetit kann ein Hinweis liefern – so ist eine saisonale Depression durch Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrungsmittel gekennzeichnet. Im Falle einer Depression bekommen Betroffene dagegen nichts runter. Warnsignale für eine psychische Erkrankung wie die Depression sind neben Stimmungsschwankungen überdies Interessenlosigkeit, Konzentrationsschwäche und Freudlosigkeit, die bei höherem Schweregrad bis zu Schuldgefühlen, Verzweiflung und sogar Suizidgedanken reichen kann.

Sofern solche Symptome länger als vier Wochen andauern, kann das ein Anzeichen für eine depressive Verstimmung sein. Eine gewöhnliche Winter- oder Frühjahrsmüdigkeit ist meistens mit ein bisschen Einsatz schon nach 14 Tagen überstanden. Wenn auch Lichttherapie und stimmungsaufhellende Arzneimittel im Winter zu keiner Besserung verhelfen, geht ein Stimmungstief höchstwahrscheinlich über eine saisonale Depression hinaus. Bei einer Depression ist man dann auf die Betreuung durch einen Psychiater bzw. Psychologen angewiesen.

Schilddrüse kann Auslöser sein

Eine depressive Stimmungslage ist nicht immer symptomatisch für eine Depression. Befindlichkeitsstörungen werden häufig auch durch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hervorgerufen. Berichten zufolge können Schilddrüsenhormone erheblich auf die Psyche einwirken. Bevor man bei sich eine Depression diagnostizieren lässt, sollte die Schilddrüse mit einem Bluttest auf eine Unter- oder Überfunktion untersucht werden. Das ist lebenswichtig, weil eine falsche Behandlung bei unerkannter Schilddrüsenunterfunktion eine Depression verstärken kann.

Bildrechte: © Rainer Sturm / pixelio.de

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