Vortrag über Ludwig von und zu der Tann-Rathsamhausen – ein Grenzgänger zwischen Bayern und Preußen
Der Fuldaer Geschichtsverein lädt ein zu einem Vortrag zum Thema „Ludwig von und zu der Tann-Rathsamhausen – ein Grenzgänger zwischen Bayern und Preußen“
Referenten: Dr. Joachim Peter
Über Jahrhunderte spielte die Familie von der Tann am Hof der Fuldaer Fürstäbte und -bischöfe eine wichtige Rolle. Im 18. Jahrhundert hatte sie über drei Generationen das höchste Hofamt des Obermarschalls inne. Mit dem Ende des Alten Reiches kam es dann zu einer grundlegenden Wende: Nachdem der Stammsitz derer von der Tann an Bayern gefallen war, richtete sich die Familie nach Süden aus und suchte fortan die Nähe zum bayerischen Königshof. Ihr prominentester Vertreter in dieser Zeit war Ludwig Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen (1815-1881).
Über die Landesgrenzen hinweg bekannt wurde Ludwig als Militär in den Feldzügen von 1866 und 1870/71. Noch heute erinnern Denkmäler etwa in Tann, Berlin, München sowie zahlreiche Straßenschilder in deutschen Städten an den General. Auch wurde er Gegenstand einiger biographischer Werke, in welchen er ganz im Sinne der Reichspolitik Bismarcks zu einem überaus erfolgreichen Militär und gesamtdeutschen Helden stilisiert wurde. Die Autoren blendeten allesamt seine viel wichtigere Rolle aus: So war der fränkische Adelige nicht nur ein militärischer Führer, sondern auch ein politischer Akteur des 19. Jahrhunderts, der eine entschieden propreußische Haltung vertrat und als Adjutant und Berater zeitweise großen Einfluss auf die bayerischen Monarchen Maximilian II. und Ludwig II. ausübte. Durch die Heirat einer Gräfin eines in Berlin einflussreichen Adelsgeschlechts hatte er gar direkten Zugang in höchste gesellschaftliche Kreise Preußens. Ludwig von der Tann war letztlich ein Grenzgänger, eine schillernde, umstrittene wie streitbare Persönlichkeit am Münchner Königshof.
Der Vortrag findet am Freitag, 10. April 2015, um 19.30 Uhr, im Vortragssaal des Kanzlerpalais, Unterm Heilig Kreuz, statt.
Der Veranstalter lädt alle Interessierten, auch Nicht-Mitglieder des Fuldaer Geschichtsvereins, ein.