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Bäckerei Hollenbach ist das Tanner Uhlenbusch 


Erinnern Sie sich noch an Oma Piepenbrink, Bauer Brömmelkamp und Onkel Heini? Die drei erwachsenen Protagonisten aus der Kinderserie „Neues aus Uhlenbusch“, die Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre ausgestrahlt wurde, hatten ja ihre ganz eigenen Art, Wissen und Werte zu vermitteln.

Ein bisschen Uhlenbusch-Feeling bekommt man auch in dem beschaulichen Rhönstädtchen Tann. Wer die schwere, dunkle Holztür zur Bäckerei Hollenbach in der Marktstraße 8 öffnet und den Verkaufsraum betritt, wähnt sich beinahe in einer anderen Welt. Mit beige-braunen Kacheln und Strukturputz an den Wänden ist der Laden ungewollt „retro“.  Und damit zweifelsohne „in“.
Heute haben sich in der Bäckerei Hollenbach Gäste angesagt, für die Inhaber Rudolf Perner gerne die Türen öffnet und sich eine gute Stunde seiner kostbaren Zeit abzwackt. Denn es ist potenzieller Bäckernachwuchs, der sich über die Plattform „Berufswahl aktiv“ angesagt hat. Seit Ende Februar dieses Jahres gibt es die Online Plattform, auf der Betriebe ihre Angebote zur Nachwuchsgewinnung hinterlegen und ständig aktualisieren können.

Ob Infoveranstaltungen, Präsentationen oder Praktika – das Informationsangebot der Unternehmen zu verschiedenen Ausbildungsberufen ist vielfältig. „Für die Lehrkräfte und Arbeitscoaches haben sich dank des konzentrierten Angebotes auf www.berufswahl-aktiv-fulda.de  die Wege verkürzt. Und auch die Betriebe profitieren von diesem unkomplizierten Ansatz“, weiß Andreas Stengel, der zur OloV-Steuerungsgruppe (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf) gehört, die die Plattform „Berufswahl aktiv“ ins Leben gerufen hat.

Lebendig geht es in der Bäckerei Hollenbach zu. Rudolf Perner wird mit vielen Fragen gelöchert. Ob er den Beruf gerne ausübt? Welche Maschinen er benutzt? Ob es Geheimrezepte gibt? Die Antworten sind ehrlich. Der Bäckerberuf war für Rudolf Perner in den ersten Jahren wohl eher eine Bürde, als die Antwort auf einen unüberhörbaren Ruf des Herzens. „Ich habe mit 15 angefangen zu lernen und als Lehrling macht der Beruf nicht immer Spaß, aber wenn man alles kann, dann kommt der Spaß automatisch.“ Mittlerweile steht Rudolf Perner fast ein halbes Jahrhundert in seiner Backstube, durch die er die Schülerinnen und Schüler führt und dabei Produktionsabläufe und Maschinen erklärt. Dabei fallen den Jugendlichen auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu einer Großbäckerei auf, die sie erst kürzlich besucht haben.

Möglichst viele verschiedene, handwerklich orientierte Berufe zunächst in der Theorie kennenzulernen und ergänzend dazu umfassende praktische Einblicke in Betriebe unterschiedlicher Größe zu bekommen – das ist ein Ziel der Berufsorientierung der Erich-Kästner-Schule, die eine Schule mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“ ist.  „Denn in der Praxis können unsere Schülerinnen und Schüler mit ihren Fähigkeiten punkten“, weiß Arbeitscoach Claudia Limpert-Kessler. Ob ein künftiger Bäcker-Azubi unter den jungen Leuten ist, kann Limpert-Kessler zwar noch nicht sagen, „aber Betriebsbesichtigungen wie diese sind unverzichtbar, denn nur so bekommen die Schülerinnen und Schüler eine wirkliche Vorstellung von den Berufen und Arbeitsbedingungen.“ Der eine oder andere spiele danach vielleicht zunächst mit dem Gedanken an ein Praktikum und dieses könne wiederum ausschlaggebend für die spätere Berufswahl sein.

Und so hört auch der Tanner Bäckermeister mehrfach ein „Dankeschön“ für seine Zeit und die Geduld, bevor sich die Holztür schließt und die jungen Gäste die Uhlenbusch-Welt von „Onkel Rudi“ wieder verlassen.

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