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Herzlicher Empfang für zwei türkische Frauenrechtlerinnen im Kreishaus

Fast drei Wochen lang sind die beiden Frauen der türkischen Frauenrechtsorganisation MOR SALKIM, Burcu Üzümcüler und Iclay Polat, zu Gast in Osthessen. Eingeladen wurden sie von der Violeta gGmbH, um während dieser Zeit in Institutionen des Vogelsbergkreises, der Landkreise Fulda und Hersfeld-Rotenburg sowie der Stadt Fulda, bei der AWO Südhessen und dem Weißen Ring zu hospitieren.

Die Frauenrechtlerinnen haben sich zum Ziel gesetzt, die Situation von Mädchen und Frauen zu verbessern, die von Gewalt oder von Kinder- oder Zwangsheirat bedroht sind. Beim offiziellen Empfang der Gäste im Lauterbacher Landratsamt begrüßte Landrat Manfred Görig den hessischen Staatssekretär Mark Weinmeister, weitere zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft sowie Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen aus allen drei osthessischen Landkreisen.

Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen und Kinder machen einen Großteil der gesellschaftlich auftretenden Gewalt aus. „Gewalt ist kein privates Phänomen. Sie darf nicht hingenommen werden.“ Landrat Görig unterstrich in seinem Grußwort an die Gäste, dass das Bündnis für Familie im Vogelsbergkreis mit der Gründung des Handlungsfelds „Gewaltprävention“ vor drei Jahren bewusst den Präventionsansatz gestärkt hat. „Wir wollen im Vogelsbergkreis ein Klima des Hinsehens schaffen. Die Öffentlichkeit soll ermutigt werden, Gewalt abzulehnen und Signale von Gewalt frühzeitig zu erkennen.“

Für Magdalena Pitzer, Gleichstellungs- und Migrationsbeauftrage des Vogelsbergkreises, bedeutet der Aufbau von längerfristigen Netzwerkbeziehungen zwischen MOR SALKIM und den Projektpartnern aus Osthessen eine Bereicherung der Arbeit. „Wir können viel voneinander lernen.“

Das gemeinsame Projekt der türkischen Frauenrechtsorganisation mit Violeta gGmbH , einer Jugendhilfeeinrichtung im Vogelsbergkreis, existiert seit 2013 im Rahmen der Regionalpartnerschaft des Landes Hessen mit der Region Bursa (Türkei). Diesmal beteiligen sich zahlreiche Institutionen, die zum Thema Gewaltschutz arbeiten und sich In der Osthessischen Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre engagieren.

Mark Weinmeister, hessischer Staatssekretär für Europaangelegenheiten, ist in Wiesbaden für die operative Gestaltung der hessischen Europapolitik zuständig. „Die Partnerschaft zwischen Hessen und Bursa ist uns sehr wichtig. Weltweit rücken wir täglich enger zusammen, kulturelle und wirtschaftliche Verflechtungen werden immer enger, so dass ein wechselseitiges Verständnis unerlässlich ist. Mit unseren Regionalpartnerschaften wollen wir dazu beitragen, dass sich Menschen begegnen und voneinander lernen können. Projekte, auf kommunaler Ebene sind hier die besten Multiplikatoren“, so Staatssekretär Weinmeister.

Vor zwei Jahren bereits waren die Vorstandsmitglieder von MOR SALKIM auf Einladung der Stadt Fulda und der Violeta gGmbH Schlitz zu einem viertägigen Erfahrungsaustausch zu Gast. Sie gewannen einen ersten Überblick zu den regionalen Gewaltschutzkonzepten, 2014 erfolgte ein Gegenbesuch der Violeta gGmbH in der Region Bursa. Dabei entstand die Projektidee, Vorstandsfrauen von MOR SALKIM für einen längeren Zeitraum nach Deutschland einzuladen, um ihnen vor Ort vertiefende Einblicke in die Arbeit gewähren zu können.

An der Hochschule Fulda präsentierten die türkischen Frauenrechtlerinnen die Gewaltschutzkonzepte in Bursa und informierten sich über die Forschung am Fachbereich Pflege und Gesundheit. Sie besuchten die Solwodi-Beratungsstelle und die Schutzambulanz in Fulda sowie den Landkreis Fulda, wo sie vom Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Wingenfeld herzlich empfangen wurden.

Hospitationen in Frauenhäusern und Beratungsstellen – u.a. ein Austausch mit der Frauenberatungsstelle für türkische Migrantinnen in Kassel – Gespräche mit Frauen- und Gleichstellungsbeauftragen, den Leitungen der Jugendämter, die Teilnahme an der Sitzung der Osthessischen Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre und am Präventionstag in Frankfurt sowie das Kennenlernen der Region und des deutschen Sozialsystems waren weitere Programmpunkte der türkischen Gäste.

Für Renate Lackner, Referentin bei Violeta gGmbH und Sprecherin der Osthessischen Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre, ist der gegenseitige Austausch sehr wichtig. „Wir lernen voneinander, gerade im Hinblick auf interkulturelle Kompetenzen und der im Wandel begriffenen Rolle der Frau in muslimischen Gesellschaften. Und das ist angesichts der zunehmenden Zahl von Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen und auch hier bleiben wollen, sehr wichtig.“ Intensiver Austausch fand im Polizeipräsidium Westhessen und in der Staatskanzlei sowie im Justizministerium statt, wo die Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt und die Frankfurt University of Applied Sciences über ihre Arbeit berichteten.

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