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Bislang im Landkreis Fulda kein nennenswertes Ambrosia-Vorkommen / Mögliche Gefahr für Allergiker

Um „Ambrosia“ ging es in einer Sitzung des Kreistags im Mai. Jedoch wurde den Parlamentariern nicht die unsterblich machende Speise der griechischen Götter gereicht, sondern sie erhielten Informationen über eine Pflanze dieses Namens, die sich vor allem in Ungarn, Norditalien und im Südosten Frankreichs weit verbreitet hat und sich auch in Deutschland auf dem Vormarsch befindet.

Auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nach dem Vorkommen der allergieauslösenden Beifuß-Ambrosie im Landkreis Fulda konnte Landrat Bernd Woide erst einmal beruhigend antworten: „Den Fachdiensten Landwirtschaft sowie Natur und Landschaft liegen keine Meldungen größerer Bestände vor.“ Allerdings bedeute dies keine Entwarnung. Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung des Beifußblättrigen Traubenkrauts, wie es auch genannt wird. Deshalb seien vorsorglich die Mitglieder des Gebietsagrarausschusses und die Mitarbeiter der gemeindlichen Bauhöfe im Rahmen eines Pflanzenschutz-Anwendersachkundelehrgangs unterrichtet worden.

„Wir müssen bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Pflanze schaffen“, hält Werner Oertl für erforderlich. Der Gartenbau-Experte ist beim Fachdienst Landwirtschaft Ansprechpartner für Fragen zur Bekämpfung unerwünschter Pflanzenarten wie beispielsweise auch Bärenklau oder Himalaya-Springkraut. Er selbst hat im Landkreis bislang eine einzige Beifuß-Ambrosie zu Gesicht bekommen, die im Fuldaer Stadtgebiet gewachsen war. Doch auch eine einzeln stehende Pflanze kann eine neue Population begründen. „Andere biologische Invasionen betreffen meist den Naturschutz oder die Landwirtschaft, aber die Beifuß-Ambrosie stellt ein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar“, erläutert Oertl. Denn ihre Pollen sind starke Allergene, die zu Heuschnupfen und Asthma führen können. Weil die Pflanze von Juli bis Oktober blüht, verlängert sie für Pollenallergiker die Pollensaison. Außerdem reagieren auch eigentlich nicht empfindliche Menschen (nach Erfahrungen in den USA zehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung) auf eine relativ geringe Pollenkonzentration in der Luft. Zudem kann der Hautkontakt mit dem Blütenstand Allergien auslösen.

Anders als in der Schweiz und in Ungarn ist die Bekämpfung in Deutschland nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern freiwillig und liegt in Hessen in den Händen der Oberen Naturschutzbehörden. Häufig werden gebietsfremde Arten erst wahrgenommen, wenn es für Gegenmaßnahmen zu spät ist. So gelten in Teilen Ungarns 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche als von Ambrosia befallen. In Deutschland dagegen scheint sich bislang die Ausbreitung der Pflanze noch aufhalten zu lassen. Erforderlich ist dafür die Mitwirkung der Öffentlichkeit. Vor allem bei Vogelfutterstellen sollte man die Augen offenhalten, empfiehlt Werner Oertl. „Entdeckt man eine Pflanze, reißt man sie am besten aus, bevor sie zur Saatreife kommt“, erklärt der Experte. Vor der Kompostierung sollte sie auf einer Folie ohne Bodenkontakt getrocknet werden, damit sich keine Notblüten bilden können. Sollte sie bereits blühen (eine Pflanze kann bis zu 6000 Samen hoher Keimfähigkeit produzieren), rät Oertl zum Abflämmen und zur Entsorgung im Restmüll. Der Fachdienst Landwirtschaft bittet um Meldung von Funden unter der Telefonnummer (0661)6006-723.

Info
Beifuß-Ambrosie
Die einjährige krautige Pflanze (wissenschaftlich Ambrosia artemisiifolia) stammt ursprünglich aus Nordamerika. Weitere Bezeichnungen sind Beifußblättriges Traubenkraut, Aufrechtes Traubenkraut und Wilder Hanf. Leicht kann sie mit Beifuß, Gänsefuß und als junger Schössling auch mit Schafgarbe, Tagetes, Hundspetersilie oder Erdrauch verwechselt werden. Ihre Hauptwachstumszeit ist im Juni, wenn die Ambrosia bis zu 1,80 Meter hoch werden kann. Die „Überlebenskünstlerin“ wächst vor allem auf gestörten Böden wie Straßenrändern, Baustellen oder Schutthalden. Am häufigsten tritt sie in Gärten auf, weil vermutlich mit Ambrosia-Samen verunreinigtes Vogelfutter der Haupteinfuhrweg ist. Der Samen bleibt bis 40 Jahre lang keimfähig. Laut wikipedia kam es um das Jahr 2000 herum zu einer genetischen Mutation, nach der die Samen nun auch Frost vertragen und die Keimungsrate durch Frost sogar erhöht wird. An einer Pflanze werden sowohl weibliche als auch männliche Blüten ausgebildet. Die gelblichen männlichen Blüten können bis zu einer Milliarde Pollenkörner produzieren.

Bestimmungsschlüssel für Ambrosia

Stängel
Ist der Stängel im Durchmesser rund?
Ist der Stängel behaart?
Ist der Stängel ausgefüllt und nicht hohl?
Falls alle Fragen mit “ja” beantwortet wurden, zum nächsten Frageblock gehen.
Falls mindestens eine Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben Sie wahrscheinlich keine Beifußblättrige Ambrosie gefunden.

Blatt
Ist das Blatt auf der Ober- wie Unterseite ungefähr gleichfarbig?
Sind die Blattnerven weißlich?
Ist das Blatt in mehrere Lappen geteilt, die ihrerseits oft bis zur Mittelrippe geteilt sind?
Haben die Zipfel der Blattlappen feine Spitzen?
Falls alle Fragen mit “ja” beantwortet wurden, zum nächsten Frageblock gehen.
Falls mindestens eine Frage mit „nein” beantwortet wurde, haben Sie wahrscheinlich keine Beifußblättrige Ambrosie gefunden.

Blüte
Hat die Pflanze an den Stängel- und Astspitzen Trauben von kleinen, grünen, glockenförmigen Blüten?
Sehen Sie an der Blüte helle Punkte oder gelben Pollenstaub?
Sitzen in einigen Blattachseln der oberen Blätter kleine blütenähnliche Organe?
Falls mindestens zwei Fragen und alle Fragen zu Stängel und Blatt mit “ja“ beantwortet wurden, ist es wahrscheinlich eine Beifußblättrige Ambrosie.
Falls mindestens zwei Fragen mit „nein” beantwortet wurden, haben Sie wahrscheinlich keine Beifußblättrige Ambrosie gefunden. Bitte schauen Sie sich die Verwechslungsarten an.
Quelle: Die Leitlinien für den Umgang mit der Beifußblättrigen Ambrosie basieren auf den Ergebnissen des Projektes „Strategies for Ambrosia control (AMBROSIA)“, das durch Euphresco 2008 – 2009 gefördert wurde.

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