Logo

Letch will den Faden der Freundschaft nach Fulda noch enger knüpfen

Crediton_Festival_2Das südwestenglische Crediton ist für die Fuldaer zwar relativ weit entfernt. Letztlich aber doch so nah. Vor allem, wenn es um Persönlichkeiten geht, die  Länder, Städte, Menschen verbinden. Bonifatius gehört zu diesen Bindegliedern. In Crediton drehte und dreht sich in diesen Tagen alles um ihn, den großen europäischen Missionar.

Mit einem „Re-Enactment“ auf dem „Town Square“ oder Kirchenfenstern nachempfundenen Rahmen mit Szenen aus seiner Vita erinnerten Künstler an die Lebensgeschichte des ursprünglich als Winfried in Crediton geborenen Bonifatius. Beides stand auch im Mittelpunkt eines Partnerschaftstreffens, zu dem Bürgermeister Frank Letch Partner und Freunde aus dem französischen Avranches, dem niederländischen Dokkum und Fulda in den Süden Englands eingeladen hatte.

Geschichte mit Genuss

„Wir tauschen uns bereits intensiv aus, besonders mit unserer französischen Partnerstadt Avranches. Aber ich wünsche mir noch mehr“, lässt Letch die Absicht seiner Einladung durchblicken. Creditons Bürgermeister, der von Haus aus Französisch-Lehrer ist und einige Jahre im Nachbarland verbrachte, sieht in Bonifatius einen wichtigen Anknüpfungspunkt, um die Fäden nach Dokkum und Fulda noch enger zu knüpfen. Während des „Food Festivals“, das Teil des bis in den Juli dauernden großen „Crediton Festivals“ war, konnten die kontinentalen Gäste erfahren, wie elegant Engländer es verstehen, Geschichte mit Genuss und Event-atmosphäre zu verknüpfen. Umgeben von den von Charlotte Turner farbenfroh gestalteten „Erzähl-Rahmen“ mit Szenen aus dem Leben des Bonifatius ließ Eddie Holden als Erzähler gemeinsam mit lokalen Darstellern, darunter Richard Ward als hünenhafter Bonifatius, Geschichte unter dem Titel „The Felling of Thor‘s Oak“ (Das Fällen der Donar Eiche) lebendig werden. Nicht bitterernst oder trocken. Sondern angereichert mit Humor und einem Augenzwinkern – eben so, dass jeder mit Freude ein wenig Wissen aus der Aufführung mit nach Hause nehmen konnte. Als Improvisationstalent erwies sich übrigens Ninke Kleine aus Dokkum, die kurzerhand in die Rolle der heiligen Lioba schlüpfen durfte.

Parallel boten regionale Anbieter leckere, teils auch Bio-Produkte aus der Umgebung von Crediton an – von Milch über Erdbeeren bis zu Fisch, Eine-Welt-Gewürzen und Saucen, Bier oder der devonschen Köstlichkeit „Crones with cream and jam“ (eine Art Mürbeteig mit Creme und Marmelade bestrichen).

Echoes of Wartime

Und wiederum reicherte die Geschichte das Festival auf ungewöhnliche Weise an. Darsteller des von Rod Brookes und Anthony Richards initiierten Projekts „Echoes of Wartime“ mischten sich unter die Menge. In historischen Uniformen oder Kleidung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges verwickelten sie das Festival-Publikum in anregende Gespräche, so wie Frauenrechtlerin Amy Montague oder der Architekt und Soldat Stephen Dimes. Sein Schicksal wie das jungen deutschstämmigen John Wissmann stehen beispielhaft für die Wirrungen dieser Zeit. Dimes scheitert an den traumatischen Erlebnissen an der Front. Nach Verwundung und Lazarett nimmt er sich, der sich selbst als „Instrument des Krieges“ sieht, das Leben. John Wissmann hingegen hat mit seiner deutschen Herkunft zu kämpfen. Die Engländer misstrauen dem jungen Mann. Dennoch meldet er sich als Freiwilliger, um im Krieg für das Land einzutreten, das für ihn Heimat bedeutet. Ob Charles Ware, Minnie Berry, Reverent Worthington Jukes oder dessen Tochter Gladys – auf der Basis historischen Quellenmaterials haben die geschaffenen Charaktere bewegende Zeitgeschichte auf anrührende Weise zu erzählen. Gerne würden Brookes und Richards die Idee länderübergreifend zu einem englisch, französisch und deutschen Gemeinschaftsprojekt mit Chor- und Orchesterbegleitung für das Jahr 2016 weiter entwickeln.

Categories:

Alle Nachrichten