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Finanzierung der ersten Holocaust-Professur Deutschlands gesichert

Wissenschaftsminister Boris Rhein unterzeichnete heute die Finanzierungvereinbarung mit der Goethe-Universität und dem Fritz-Bauer-Institut für die Einrichtung einer Professur zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust. Das Land Hessen unterstützt die Professur mit zusätzlichen 150.000 Euro jährlich.

Wissenschaftsminister Boris Rhein: „Wir haben heute die erste Holocaust-Professur in Deutschland ins Leben gerufen. 70 Jahre nach Ende der Shoah ein überfälliger Schritt. Im Land der Täter darf es kein Vergessen geben. Wir sind verpflichtet, uns an die Spitze der Forschung zu setzen. Das Besondere an der ersten Holocaust-Professur ist, dass es nicht nur um das Verstehen der Vergangenheit geht. Insbesondere die Auswirkungen bis in die Gegenwart sollen ein Forschungsschwerpunkt sein.“

500.000 Euro für Professur und Institut

Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität ergänzt: „Die neue Holocaust Professur an der Goethe Universität – die erste ihrer Art in Deutschland – stellt einen Meilenstein in der Forschung dar. Wir sind dem Land Hessen und Minister Rhein für diese wichtige Initiative und die Schaffung der nötigen finanziellen Basis sehr dankbar. Von der Professur, die im Fachbereich Philosophie Geschichtswissenschaften angesiedelt sein wird, versprechen wir uns nicht nur ein besseres Verständnis des Holocaust. Von ihr sollen auch wichtige Impulse ausgehen, um mit Blick auf die Strukturen der NS-Herrschaft gegenwärtige Konflikte, Diskriminierung und Unterdrückung in der Welt besser zu begreifen.“

Der neue Lehrstuhl ist zugleich mit der Leitung des Fritz-Bauer-Institutes verbunden, das die Landesregierung auch weiterhin mit einer institutionellen Förderung in Höhe von 350.000 Euro unterstützt. Damit stehen für Holocaust-Professur und Institut künftig insgesamt 500.000 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung.

Schub für die wissenschaftliche Aufarbeitung

„Die Verknüpfung der neuen Holocaust-Professur mit der Leitung des Fritz-Bauer-Institutes ist eine einmalige Gelegenheit, die wir nutzen, um der wissenschaftlichen Aufarbeitung einen möglichst großen Schub zu geben. Das Fritz-Bauer-Institut ist eine Bildungs- und Forschungsstätte von höchstem internationalem Rang, dessen Bedeutung sich weit über die Grenzen von Hessen hinaus entfaltet. Vor allem die Auseinandersetzung mit den ethischen und moralischen Rechtfertigungsstrukturen des Holocaust bis in die Gegenwart macht die Forschung so einmalig und bedeutsam“, erklärte Wissenschaftsminister Boris Rhein.

Jutta Ebeling, Stiftungsratsvorsitzende Fritz-Bauer-Institut: „Die Einrichtung der ersten Professur für Holocaustforschung im Land der Täter verbunden mit der Leitung des Fritz- Bauer-Instituts ist ein wissenschaftspolitischer Meilenstein gegen das Vergessen. Der Erforschung des Holocaust und seiner Wirkungsgeschichte in der Gegenwart wird damit die angemessene Bedeutung für die Zukunft verliehen.

Die Goethe-Universität Frankfurt wird nun die Professur ausschreiben und so das ordentliche Berufungsverfahren für die Besetzung der neuen W3-Professorenstelle starten.

Hintergrund zum Fritz-Bauer-Institut

Das Fritz-Bauer-Institut erforscht interdisziplinär die Geschichte und Wirkung der nationalsozialistischen Massenverbrechen, insbesondere des Holocausts, und vermittelt die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit durch Workshops, Tagungen, Vorträge und Ausstellungen. Die unabhängige Forschungseinrichtung mit einem pädagogischen Zentrum ist benannt nach dem Justizreformer und Initiator des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses, Fritz Bauer. Das Institut erforscht und dokumentiert die Geschichte der nationalsozialistischen Massenverbrechen und deren Wirkung bis in die Gegenwart.

Die Vermittlung des wissenschaftlichen Wissens über die Geschichte der nationalsozialistischen Massenverbrechen und ihre Wirkungen auf die Gegenwart an eine breite Öffentlichkeit, nicht zuletzt in den Schulen, ist Aufgabe des Pädagogischen Zentrums, das gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Frankfurt am Main seit 2009 betrieben wird. Auch im Jahr 2015 sind wieder ein Vielzahl gesellschaftsrelevanter Veranstaltungen und Vorträge geplant. So ist eine Konferenz geplant, auf der eine Bilanz der seit 2007 laufenden Forschungen zur Nachgeschichte des Nationalsozialismus gezogen werden soll. Im Mittelpunkt steht hier die Auseinandersetzung mit dessen ethischen und moralischen Rechtfertigungsstrukturen bis in die Gegenwart. Ein weiteres spannendes Projekt ist die quellenkritischen Neuausgabe des Tagebuchs der Anne Frank.

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