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AOK Hessen: Den Charakter eines Kindes kann man nicht ändern

„Können wir Sophia nicht zu uns einladen?“ Es gibt Kinder, die eine solche Bitte nie äußern. Aus eigenem Antrieb bahnen sie keine Freundschaften an, sind lieber für sich. Doch muss das gewiss nicht bedeuten, dass sie hochbegabt sind oder gar am Asperger-Syndrom leiden. In der Regel ist die Erklärung vollkommen harmlos: Sie genügen sich selbst und fühlen sich wohl dabei. Doch ist es auch wichtig, soziale Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen.

Die entscheidende Frage lautet: Wirkt das Kind unzufrieden und verschüchtert? Befindet es sich im seelischen Gleichgewicht oder befürchtet es möglicherweise negative Erfahrungen und hält sich deshalb zurück? Niemand kann das besser beurteilen als aufmerksame Eltern und Erzieher. Wie die Antwort im Einzelfall auch ausfallen mag: „Es hat keine Aussicht auf Erfolg, den Charakter des Nachwuchses künstlich verändern zu wollen, indem man ständig neue Verabredungen arrangiert, um das vermeintliche Defizit auszugleichen“, meint AOK-Diplompsychologin Ursula Kohlmann. Vielmehr sei es wichtig, dass das Kind angenehme soziale Erfahrungen macht, ohne dass es sich wie ein Pflichtprogramm anfühlt.

Eltern sind keine Spielkameraden
Eltern sollten heraus finden, welche anderen Kita-Kameraden das eigene Kind am ehesten mag, auch wenn sie nicht unbedingt oft zusammen spielen. Diesen Jungen oder dieses Mädchen kann dann für eine begrenzte Zeit eingeladen werden, für maximal zwei Stunden. Es sollte ausreichend Spielzeug da sein, damit beide genug Alternativen haben. „Eltern können hierbei auch konkrete Vorschläge machen, anfangs sogar ein wenig mitspielen, sollten sich nach einer gewissen Zeit aber auch zurückziehen“, so Kohlmann. Eltern müssen keine Fulltime-Entertainer sein und für Dauerbeschäftigung sorgen. Es reicht vollkommen, wenn sie die Interaktionen der beiden ein wenig im Blick behalten, um daraus zu lernen, wie der Sohn oder die Tochter mit Gleichaltrigen umgeht.

Nicht ständig nachfragen
In einen Sportverein hinein schnuppern kann ebenfalls hilfreich sein. Wenn das Kind langsam Feuer fängt und regelmäßig den Verein besucht, lernt es automatisch andere Kinder kennen. Es kann sich auch um einen Malkurs oder musikalische Frühförderung handeln, hier kommt es auf die Neigungen des Kindes an. Natürlich kann sich dann zeigen, dass weiterhin keine engen Bindungen entstehen. „Eltern sollten vermeiden, zu diesem Punkt ständig nachzufragen, denn die Kleinen bemerken das allmählich und fühlen sich dann unter Druck gesetzt“, meint Kohlmann. Zumal Aufforderungen, sich zu verabreden, auch Schuldgefühle auslösen können – weil das Kind dazu einfach keine Lust hat und dem Rat nicht folgen will.

Ausgrenzung erkennen
Eines jedoch sollten Eltern unbedingt heraus finden: Ob ihr Kind von anderen absichtsvoll ausgegrenzt wird und deshalb zum unfreiwilligen Einzelgänger wird. Ein vertrauliches Gespräch mit Erziehern und Lehrern ist hier sinnvoll. Denn ausgegrenzte Kinder sind eher anfällig für Krankheiten, leiden läufiger unter Bauch- und Kopfschmerzen, neigen entweder zur Antriebslosigkeit oder sind viel zu impulsiv.

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Gesundheit & Medizin