Logo

Risikoreiche moderne Antibabypillen werden in Hessen häufiger verordnet als ältere Präparate

In Hessen nehmen zwei von drei Mädchen und jungen Frauen (61 Prozent) zwischen elf und 19 Jahren, die die Antibabypille verordnet bekommen, eine moderne Pille der 3. oder 4. Generation ein. Jedes 15. Mädchen (6,7 Prozent) in diesem Alter bekommt eine Pillen-Verordnung mit dem Wirkstoff Drospirenon. Die neueren Pillen-Generationen stehen in der Kritik, weil sie bei gleicher Wirksamkeit ein ungeklärtes oder höheres Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) haben als ältere Antibabypillen. Darauf weist die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen hin und bezieht sich auf eigene Verordnungsdaten aus dem Jahr 2014. Am morgigen Donnerstag beginnt vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen der erste Prozess in Deutschland gegen einen Hersteller von drospirenonhaltigen Antibabypillen.

„Die Pille ist ein hochwirksames Arzneimittel zur sicheren Empfängnisverhütung. Da die verfügbaren Antibabypillen unterschiedlich hohe Risiken für Thrombosen haben, raten wir Mädchen und jungen Frauen, sorgfältig mit ihrem Arzt zu besprechen, welche Nebenwirkungen die einzelnen Präparate haben und welche Pille für sie am besten geeignet ist“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen. Die Entscheidung für eine Pille wird häufig im Teenageralter getroffen. Meist bleiben die jungen Frauen dann über viele Jahre beim gleichen Präparat.

Thrombosen sind schwerwiegende Nebenwirkungen, die selten auftreten, aber lebensbedrohliche Folgen haben können. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt für Mädchen und junge Frauen unter 30 Jahren die Verordnung einer Pille mit einem niedrigen Risiko für Thrombosen. Rauchen oder Übergewicht sind Faktoren, die das Thromboserisiko zusätzlich erhöhen; sie müssen bei der Wahl der Pille berücksichtigt werden.

Kritisch betrachtet die TK Informationen, mit denen die Arzneimittelhersteller Mädchen und junge Frauen in Internetportalen, auf Facebook-Seiten oder bei Youtube zum Thema Pille und Verhütung ansprechen. Zwar wird bei diesen Angeboten auch auf das Thromboserisiko hingewiesen. Neben der Verhütung steht aber meist ein Bild der Pille als Lifestylepräparat mit vermeintlich positiven Auswirkungen beispielsweise auf Haut oder Haare im Vordergrund. Um Mädchen zu ermöglichen, eine informierte Entscheidung zu treffen, hat die TK daher unter pille.tk.de eine Internetseite geschaltet, die über die verschiedenen Präparate und ihre Wirkungen und Nebenwirkungen informiert.

Hintergrund
Weitere Informationen zum Nutzen und zu den Risiken der Antibabypillen sind im „Pillenreport“ der TK veröffentlicht, den das SOCIUM, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen, und die TK herausgegeben haben. Er widmet sich der Frage, ob die neuen und modernen Pillen der 3. und 4. Generation wirklich ein medizinischer Fortschritt sind. Der Pillenreport ist unter www.tk.de (Webcode 770798) verfügbar.

Categories:

Alle Nachrichten, Gesundheit & Medizin