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Mediensucht: Außer Zocken nichts los? Selbsttest für Betroffene und virtuelles Selbsthilfeangebot für besorgte Eltern

Jugendliche, die im Alltag nicht mehr ankommen, weil sie das neue Computerspiel oder das neue Smartphone nicht mehr loslässt, machen ihre Eltern oft ratlos. Was tun, wenn die Kids nur noch den Bildschirm im Blick haben? Sofern der Nachwuchs zumindest hin und wieder noch ein offenes Ohr für seine Eltern hat, kann der Hinweis auf den Selbsttest bei webC@RE hilfreich sein. webC@RE ist ein virtuelles Selbsthilfeprojekt, bei dem die Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) und die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen kooperieren.

Ein Selbsttest auf der Internetseite www.hls-webcare.org ermöglicht eine erste Einschätzung, ob der eigene Medienkonsum tatsächlich besorgniserregend ist. Die Kinder und Jugendlichen haben durch den Test die Chance, ihr Verhalten selbst zu reflektieren – ganz ohne Standpauke der Eltern. Dazu kommt, dass die User den Test mit nur einem Klick sehr niedrigschwellig erreichen und ihn dann direkt am Medium vornehmen können. Dort also, wo sich die Kids – dem Eindruck der Eltern nach – ohnehin dauernd aufhalten. „Das Testergebnis kann eine Anregung sein, sich einmal genauer mit der eigenen Mediennutzung auseinanderzusetzen und auch in der Familie darüber zu sprechen“, sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK in Hessen.

Patrick Durner, Medienpädagoge und Projektleiter von webC@RE erhält nach langen Wochenenden, wie beispielsweise nach den Faschingstagen oder nach Schulferien vermehrt Anfragen von Eltern, wie sie mit dem Verhalten ihrer Kinder umgehen sollen. Er bietet neben der Selbsteinschätzung für die Betroffenen stets auch die Teilnahme an der virtuellen Eltern-Selbsthilfegruppe von webC@RE an. „Meist erwarten die Eltern ein Patentrezept, wie sie ihre Kinder wieder vom Computer wegbekommen. Das gibt es aber nicht, denn die Gründe für die intensive Mediennutzung werden bei solchen Tipps nicht berücksichtigt. Die können aber sehr unterschiedlich sein“, sagt Durner. Es könne daran liegen, dass es dem Betroffenen schwerfalle Freunde zu finden oder, dass er seine Dosis Internet brauche, um Stress zu bewältigen, so der Medienpädagoge. „In der virtuellen Selbsthilfegruppe wird das vielen Eltern erst klar. Im Austausch mit anderen merken sie auch, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind, sondern andere Eltern ähnliche Situationen erleben. Deren Erfahrungen sind oft hilfreich. Die meisten Teilnehmer empfinden den Austausch als entlastend.“

Via Kommunikationssoftware beraten sich die Teilnehmer im „Voice-Chat“ gegenseitig und tauschen sich aus. Zugleich bleibt die Anonymität gewahrt, wenn es gewünscht wird. Neue Gruppenmitglieder stellen sich kurz vor und dann beginnt bereits der Austausch zur jeweiligen individuellen Situation. Projektleiter Durner befindet sich während des Chats in einer  Moderatorenrolle. Eltern, die teilnehmen möchten, können sich bei Patrick Durner direkt melden (E-Mail: pd@hls-online.org) und sich zudem genauer über die Arbeit von webC@RE  und weitere Unterstützungsmöglichkeiten informieren. Weitere Kanäle auf denen webC@RE erreichbar ist, sind: die Homepage (www.hls-webcare.org), Facebook (www.facebook.com/webcarehls) und Twitter (https://twitter.com/webCARE_HLS). Auch Menschen, die ihren eigenen Medienkonsum als problematisch einschätzen und den Austausch mit anderen Betroffenen suchen, können sich bei Durner für die bestehende virtuelle Selbsthilfegruppe für Betroffene anmelden.

Hintergrund:
In Hessen sehen zwar die meisten Eltern (87 Prozent) im Internet eine große Hilfe bei der Informationsbeschaffung für Hausaufgaben, Referate oder bei der Freizeitorganisation der Kinder. Über die Hälfte (55 Prozent) macht sich jedoch zugleich sorgen, dass ihr Kind im Internet schlechte Erfahrungen, durch Mobbing, Belästigung oder Betrugsversuche machen könnte. Viele hessische Eltern (17 Prozent) glauben, dass ihr Kind durch die lange Zeit, die es im Internet surft, chattet oder spielt die Familie, Freunde und Hobbys vernachlässigt. Ein Fünftel der hessischen Eltern (21 Prozent) weiß indes gar nicht, was ihr Kind im Internet macht. Diese Ergebnisse stammen aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der TK zur Gesundheit und Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen zwischen 12- und 17 Jahren vom Sommer 2014.

Tipp: DVD „Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“, Informationen rund um das Thema Mediennutzung und -kompetenz (www.tk.de Webcode: 656684)

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