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Erster Kreisbeigeordneter sieht große Herausforderung, aber auch moralische Verpflichtung bei minderjährigen unbegleiteten Ausländern

Die Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern zählt zu den gesetzlichen Pflichtaufgaben der örtlichen Jugendhilfeträger. Durch den verstärkten Zuzug von Flüchtlingen, unter denen sich auch viele allein reisende Kinder und Jugendliche befinden, hat die Bedeutung dieser Aufgabe weiter zugenommen. Erster Kreisbeigeordneter Frederik Schmitt: „Wir haben die Situation im Griff und tun unser Möglichstes, damit die Betroffenen hier gut Fuß fassen können.“

Nach Angaben des Ersten Kreisbeigeordneten habe der Landkreis Fulda im letzten Quartal des vergangenen Jahres rund einhundert unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Insgesamt sei damit die Zahl auf 250 ausländische Kinder und Jugendliche angestiegen, die vom Kreisjugendamt nach besten Kräften betreut würden. Für 2016 rechnet Erster Kreisbeigeordneter Schmitt kaum mehr mit nennenswerten Zuweisungen, da mittlerweile die bundesweite Verteilung funktioniere und Hessen sein Kontingent bereits übererfüllt habe. So seien in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres keine Zuweisungen mehr an den Landkreis zu verzeichnen gewesen.

Der Erste Kreisbeigeordnete betont, dass die Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern einerseits eine große administrative Herausforderung für die Jugendhilfeträger darstelle, andererseits aber auch eine besondere moralische Verpflichtung beinhalte. Der Landkreis Fulda nehme seine Verantwortung gegenüber jungen Menschen, die nicht selten aufgrund schlimmer Erlebnisse psychisch vorbelastet seien, sehr ernst und wolle ihnen einen guten Start in ihr neues Leben ermöglichen. Er, so Schmitt, habe die begründete Hoffnung, dass sie mit den notwendigen pädagogischen Hilfestellungen eine Entwicklung wie andere Jugendliche in Deutschland auch durchlaufen könnten.

Franziska von Nordheim vom Fachdienst Familie, Jugend, Sport, Ehrenamt, die seit zwölf Jahren mit diesem Personenkreis zu tun hat, nennt „Stabilisierung“, „Integration“ und „Verselbständigung“ als  Hauptziele. Die 34-jährige Sozialpädagogin war von 2002 bis 2014 beim Jugendhilfeverbund des Caritasverbandes beschäftigt und hat dort die ersten Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit aufgebaut. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit in der Clearingstelle der Stadt Frankfurt ist sie zum Landkreis gewechselt. Neben ihr gehören Bernadette Maria Mühlen, Cornelia Röder-Freitag, Ricarda Ebert und Magdalena Müller sowie Gerhild Heil, Antje Dücker, Mareike Krenzer, Erzsebet Nüchter und Verena Bleuel zum Team.

Wenn das Kreisjugendamt Kenntnis von möglicherweise minderjährigen ausländischen Flüchtlingen erhält, die in den Landkreis eingereist sind, nehmen zwei Mitglieder des Teams mit Unterstützung eines Dolmetschers Verbindung mit den Betreffenden auf. Dabei wird neben ganz praktischen Fragen wie der Unterbringung und medizinischen Versorgung geklärt, ob tatsächlich ein Jugendhilfefall vorliegt und wer rechtlich zuständig ist. Verbleibt der junge Mensch im Landkreis Fulda, bestellt das Familiengericht in der Regel das Kreisjugendamt zum Vormund. Dieses fungiert dann als eine Art von Lotsen, der den Jugendlichen zusammen mit Kooperationspartnern aus dem Bereich der Jugendhilfe durch ihre neue Welt begleitet.

Im Rückblick auf ihre langjährigen Erfahrungen vertritt Franziska von Nordheim gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern des Teams die Auffassung, dass sich die Anstrengungen der Verantwortlichen auszahlten. Von den 20 bis 25 ausländischen Kindern und Jugendlichen, die sie in Wohngruppen persönlich betreut habe, hätten die allermeisten ihren Weg gefunden und stünden mit beiden Beinen im Leben. Sie könne sich beispielsweise noch gut an fünf Flüchtlinge aus Eritrea erinnern, die in ihrer Anfangszeit beim Jugendhilfeverbund zwischen neun und zwölf Jahren alt gewesen seien. Zwei von ihnen studierten mittlerweile. Andere Jugendliche seien nach einer entsprechenden Ausbildung heute in der Altenpflege, im Gesundheitsbereich oder in der Elektrobrache tätig.

Foto: Marzena Seidel

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